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Marie-Agnes Strack-Zimmermann
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Frage von Johann R. •

In wie weit ist Putin auf die Armee angewiesen, Russland zusammenzuhalten? Wäre eine Stärkung sezessionistischer Kräfte eine Möglichkeit Russland zur Aufgabe in der Ukraine zu zwingen?

Sehr geehrte Frau Strack-Zimmermann,

Russland ist ein politisch instabiles Land mit starken zentrifugalen, separatistischen Kräften, die das Land in den 90igern in die Kaukasuskriege getrieben hat. Zudem ist Russland korrupt#, wirtschaftlich nach den Sanktionen am Abgrund# und zumindest in den Großstädten, wird das politische System in Frage gestellt. In wie weit muss sich Putin also neben den Innlandsdiensten auch auf die Armee stützen, um das Land zusammen zu halten. Könnte er aus diesem Grund auf eine Generalmobilmachung verzichtet haben? Und wären vor allem die sezessionistischen Tendenzen besonders in den asiatischen Republiken ein Hebelpunkt für eine Schwächung Russlands?

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Sehr geehrter Herr R.,

Sie haben Recht, dass Herr Putin sich auch im Inland auf seine Armee stützen muss. Jedoch: Seine Armee ist viel schwächer als gedacht, seine Geheimdienstler leisten sich eklatante Verfehlungen, die Sanktionen beginnen zu wirken. Putins Armee hat bisher ein moralisches und militärisches Fiasko erlebt, das natürlich auch die Moral der russischen Soldaten stark beschädigt hat. Auch bei der Instandhaltung des Materials der russischen Armee zeigen sich eklatante Mängel. Auch das könnte ein Grund sein, warum er noch auf eine Generalmobilmachung verzichtet hat - in diesem Falle könnten die Zeichen des Mangels und der Schwäche zu offensichtlich ans Licht kommen. 

Und hier zeigt sich das große Problem Putins: Eine Generalmobilmachung ist notwendig, um aus seiner Sicht noch eine Chance zu haben, den Krieg in der Ukraine zu gewinnen. Sie ist aber aufgrund der beschriebenen Missstände auch die größte Gefahr. Sie würde gleichzeitig auch offenlegen, dass es sich nicht um eine militärische Spezialoperation, sondern um einen Krieg handelt. Das will Putin partout nicht. 

Der größte Hebel dürfte deshalb weiterhin sein, die Ukraine schnellst- und bestmöglich mit Material und (schweren) Waffen zu unterstützen, damit die ukrainische Armee, die zudem mit unbändigem Willen und im Gegensatz zur russischen Armee mit einer hohen Moral und Disziplin ausgestattet ist, beim Kampf um ihre territoriale Integrität und für unsere freiheitlichen Werte zu unterstützen, verbunden mit verschärften Sanktionen. Das würde die Schwäche von Russlands Militär weiter offen legen und könnte eine Chance sein, Russland aus der Ukraine zurückzudrängen.

Mit freundlichen Grüßen
Marie-Agnes Strack-Zimmermann

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