In Frankreich gibt es seit 2016 für den Handel ein Verbot, Lebensmittel wegzuwerfen. Halten Sie ein solches Gesetz auch für Deutschland sinnvoll und würden sich dafür einsetzen?
Etwa drei Milliarden Menschen leiden nach Angaben der Welthungerhilfe an Hunger.
Unser Konsumverhalten, insbesondere durch Verschwendung von Lebensmitteln und Ressourcen, ist mitverantwortlich für den Hunger auf der Welt. Das auf stetiger Überproduktion und Ausbeutung von Mensch und Natur basierende industrielle Agrarsystem führt dazu, dass global etwa ein Drittel aller Lebensmittel vernichtet werden und nicht auf den Tellern landet.
Mit welchen Maßnahmen wollen Sie hieran etwas ändern?
Sehr geehrte Frau Bosch,
wir Freie Demokraten wollen die Barrieren von Lebensmittelspenden schnellstmöglich abbauen. Dazu wollen wir dem Lebensmittelhandel mehr Möglichkeiten zu freiwilligen Sachspenden als ein Beitrag zur Vermeidung von Lebensmittelverschwendung einräumen. Die derzeit für die Unternehmen kaum kalkulierbaren Haftungsrisiken im Falle von Gesundheitsschäden beim Verzehr von verschenkter Ware wollen wir auflösen, damit ähnlich wie in Frankreich Lebensmittel nicht mehr verschwendet werden. Für uns liegt der Schlüssel zur Bekämpfung von Lebensmittelverlusten zudem in technischen Innovationen, wie etwa intelligenten Verpackungen. Auch leisten immer bessere, KI-gestützte Bestell- und Distributionslösungen des Lebensmitteleinzelhandels einen wichtigen Beitrag, Lebensmittel bedarfsgerecht in den Märkten vorrätig zu haben. Dies gilt es zu fördern, statt der Branche starre ordnungsrechtliche Vorgaben zu machen. Wir lehnen einen Spendenzwang von Lebensmitteln für den Handel, der mit gravierenden Eingriffen ins Eigentum einhergeht, ab.
Mit freundlichen Grüßen
Marie-Agnes Strack-Zimmermann