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Marianne Schieder
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Frage von Martin G. •

Frage an Marianne Schieder von Martin G. bezüglich Landwirtschaft und Ernährung

Hallo Frau Schieder,

die explodierenden Energiepreise werden mittelfristig nicht nur unsere Wirtschaft lähmen sondern auch viele Menschen in Armut bringen.

Entscheidend für unsere Zukunft wird sein, so schnell wie möglich unabhängig vom Erdöl zu werden. Auch eine Verlängerung der Laufzeiten für Atomkraftwerke halte ich für falsch und ich unterstütze zumindest in dieser Beziehung die Bemühungen Ihrer Partei. Ich halte es für richtig, auf erneuerbare Energien zu setzen.

Hier meine Frage:
Wäre es nicht sinnvoll, auf den Anbau von Hanf zur Energiegewinnung, sei es Biogas oder Bietreibstoff, zu setzen und die bürokratischen Hürden für Hanfanbau für Landwirte so schnell wie möglich abzubauen?

Hanf hat gegenüber anderen "Energiepflanzen" viele Vorteile.

-Hanf könnte problemlos in Deutschland angebaut werden und so wird verhindert, dass anderswo Regenwälder abgeholzt werden um Energiepflanzen anzubauen.

-Ebenso müssten Palmöl oder ähnliche Energieträger nicht aus dem Ausland gekauft werden, das Geld für die Energiepflanze Hanf würde direkt an deutsche Bauern fließen und so nicht ins Ausland abfließen.

-Hanf produziert durch schnellen Wuchs in vergleichbarer Zeit viel mehr Biomasse als jede andere bei uns angebaute Pflanze. Hanfpflanzen wachsen in nur 120 Tagen bis zu 4 Meter hoch.

-Aus Hanfsamen können hochwertige Öle und Treibstoff hergestellt werden

-Beim Anbau von Hanf kann auf Herbizide und Insektizide verzichtet werden

Ich denke diese Vorteile legen nahe, die Ignoranz gegenüber der jahrtausende alten Nutzpflanze Hanf endlich aufzugeben und damit wenigstens einen Teil unserer Energieprobleme zu lösen.

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Antwort von
SPD

Sehr geehrter Herr Gorges,

vielen Dank für Ihre Anfrage. Es freut mich, dass Sie meine Ansicht teilen, dass wir Alternativen zu Erdöl und Atomkraft brauchen. Dabei ist es wichtig, nicht nur nach Ersatzstoffen zu suchen, sondern auch nach Einsparpotentialen. Was die Ersatzstoffe betrifft, so gilt es, darauf zu achten, dass wir nicht wertvolle Produkte oder gar benötigte Nahrungsmittel als Brennstoff verwenden. Auch darf es nicht sein, dass durch die Biospritgewinnung die Lebensmittelerzeugung beeinträchtigt wird.

Was den Nutzhanf betrifft, so finde ich es schwierig, ihn für die Gewinnung von Treibstoff zu nutzen. Es ist sinnvoller, dabei auf andere Pflanzen, wie Sonnenblumen oder Raps, zu setzen, da hier die Ausbeute erheblich höher ist und weniger Anbaufläche für die gleiche Menge Treibstoff benötigt wird. Darüber hinaus sind die Inhaltsstoffe von Nutzhanf derartig hochwertig, dass es eine Verschwendung wäre, sie als Treibstoff zu verbrennen. Die Nutzungsmöglichkeiten von Nutzhanf sind unwahrscheinlich vielfältig. So kann er beispielsweise als Ersatz für auf Erdöl basierende Kunststoffe dienen. Die aktuelle Nachfrage in Deutschland zeigt diese Vielfältigkeit.

Die derzeit geltenden Regelungen für Nutzhanf sind aus meiner Sicht kein großes Hindernis für den Anbau von Nutzhanf. Dadurch wird einerseits gewährleistet, dass kein Missbrauch betrieben werden kann, der Verstöße nach dem Betäubungsmittelgesetz nach sich zieht, und andererseits, dass landwirtschaftlicher Anbau möglich wird.

Viel problematischer sehe ich dagegen, dass die Öffentlichkeit kaum über Nutzhanf aufgeklärt ist. Die Chancen und Potentiale werden noch viel zu wenig erkannt. Daher braucht es in der Öffentlichkeit eine viel stärkere Bewusstseinsarbeit rund um das Thema. Eine reine Lockerung von Anbaubedingungen, die relativ einfach gehalten sind, würde eine Ausweitung des Anbaus kaum vorantreiben.

Ich denke, es ist wichtig, mehr auf die Möglichkeiten von Nutzhanf aufmerksam zu machen und Landwirte zu ermutigen, diesen anzubauen.

Viele Grüße
Marianne Schieder

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