Frage an Marianne Schieder von Peter M. bezüglich Familie
Sehr geehrte Frau Schieder,
Gender-Mainstreaming ist in aller Munde. Meines Erachtens wird dabei allerdings oft über das Ziel hinaus geschossen und eine gesunde Entwicklung unserer Kinder zu selbstsicheren Erwachsenen eher behindert als gefördert. - z.B. ist es nach Studien so, dass der Schulunterricht eher Mädchen entgegenkommt. Zu dem wird die Indentifikation mit dem eigenen Geschlecht und damit die Orientierung in einer komplizierten Welt erschwert. Manche Ideologen wollten gar am liebsten die Geschlechtlichkeit leugnen.
Wie wollen Sie Mädchen und Jungen gleichmaßen fördern und ihnen helfen ihre Fähigkeiten zu erkennen. Und wie möchten Sie Missstände, die zur Zeit unter Gender-Mainstreaming laufen abstellen?
MfG, Peter Mayer
Sehr geehrter Herr Mayer,
Vielen Dank für Ihre Anfrage zum Thema Gender-Mainstreaming.
Der Begriff "Gender Mainstreaming" stammt aus dem Amsterdamer Vertrag der Europäischen Union von 1997. Er basiert auf der Erkenntnis, dass es keine geschlechtsneutrale Wirklichkeit gibt und Männer und Frauen in sehr unterschiedlicher Weise von politischen und administrativen Entscheidungen betroffen sein können. Das Leitprinzip Geschlechtergerechtigkeit verpflichtet die politischen Akteure, bei allen Vorhaben die unterschiedlichen Interessen und Bedürfnisse von Frauen und Männern zu analysieren und ihre Entscheidungen so zu gestalten, dass sie zur Förderung einer tatsächlichen Gleichstellung der Geschlechter beitragen. Ein solches Vorgehen erhöht nicht nur die Zielgenauigkeit und Qualität von politischen Maßnahmen, sondern auch die Akzeptanz der Ergebnisse bei Bürgerinnen und Bürgern. "Gender-Mainstreaming" bedeudet also nicht "Gleichmacherei" und Verleugnung der Geschlechteridentität, sondern das genaue Gegegnteil, nämlich Individualisierung und Anerkennung der unterschiedlichen Lebenswirklichkeiten.
Ich persönlich stehe voll und ganz hinter dem Prinzip der Gleichberechtigung von Mann und Frau und unterstütze das Prinzip des "Gender-Mainstreaming" aus tiefster Überzeugung. "Gender Mainstreaming" dient dazu jahrzehntealte Missstände zu beseitigen, nicht neue zu schaffen.
Um auf Ihr Beispiel mit der angeblichen Ungleichbehandlung von Mädchen und Jungen im Schulunterricht zu kommen: sollten Sie tatsächlich eine Benachteiligung eines Geschlechtes in der Unterrichtspraxis feststellen, so ist dies keinesfalls politisch intendiert. Weder in bildungspolitischen Konzepten, noch in Lehrplänen werden die Bevorzugung eines einzelnen Geschlechtes oder Erziehung unserer Kinder zu geschlechtsneutralen Wesen als Ziele ausgegeben. Das Verhalten einzelner Lehrkräfte kann ich weder beurteilen geschweige denn konkreten Einfluss darauf nehmen.
Mit freundlichen Grüßen
Bürgerbüro Marianne Schieder, MdB