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Maria Posch
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Frage von Stefan E. •

Frage an Maria Posch von Stefan E. bezüglich Umwelt

Hallo Frau Posch,
Danke für die rasche Antwort meiner letzten Frage zum Thema Kreuze in Behörden und Schulen. Mich interessiert auch noch wie Sie und die ÖDP Mittel- und langfristig die Energieversorgung sicherstellen wollen.
Energie zur Fortbewegung und natürlich auch fürs Heizen, Licht- das tägliche Leben halt.
Bitte keine keine Antworten wie : Fahrgemeinschaften, mehr Fahrradfahrern und mit dem Bus fahren. Wo soll in Zukunft unsere Energie herkommen?
Grüße S. E.

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Antwort von
ÖDP

Hallo Herr Egger,

auf eine konkrete Frage will ich natürlich auch konkret antworten! Wir von der ÖDP schauen über unseren Tellerrand raus und führen realistische Möglichkeiten für eine langfristige Zukunft an (nicht nur ein paar Jahre bis zur nächsten Wahl, sondern Jahrzehnte sogar Jahrhunderte). Denn als Politikerin ist dies meiner Meinung nach meine Aufgabe: mich mit zukunftstauglichen Technologien, mit der Fachwelt und Forschungsbereichen auseinanderzusetzen. Dazu muss nicht jeder einzelne Bürger bereit sein, Zeit und Interesse investieren. Deshalb möchte ich in meiner Antwort Zusammenhänge erklären und keine kurze Antwort geben.

ÖDP-Forderung: größtmögliche Energieeinsparung und Energieeffizienz sowie 100% erneuerbare Energien, weil nur so Versorgungssicherheit und Klimaschutz möglich sind! Um die Energieversorgung mit regenerativer Energie zu sichern, kann nicht der aktuelle Energieverbrauch Maßstab sein. Ein Drittel des jetzigen Verbrauchs muss eingespart, ein weiteres Drittel durch den Einsatz effizienterer Techniken ersetzt und der Gesamtverbrauch mit erneuerbaren Energien gedeckt werden. Es ist bereits erwiesen, dass dies selbst mit den jetzt existierenden Techniken funktionieren würde. Man muss nur endlich davon wegkommen, nur den kurzfristigen wirtschaftlichen Vorteil im Auge zu haben. Die anfänglichen höheren Kosten durch den vermehrten Einsatz erneuerbarer Energien würden sich gerade in Anbetracht der Preisexplosion der fossilen Energieträger bald zum Vorteil wenden. Dies ist natürlich gerade für Bürger mit kleinem Geldbeutel wichtig, aber auch Familien.

Ich bin für den Ausstieg aus Kohle und Atomenergie, stattdessen für erneuerbare und regional erzeugte Energie. Die Energiewende kann gelingen durch intelligente Laststeuerung, Einsatz neuer Energiespeichertechnologien, für Lastspitzen als Übergang Gaskraftwerke, überschüssige Leistung aus Solarenergie speichern oder für Elektrolyse Wasser zu Gas nutzen.
Wir brauchen einen weiterhin zügigen Ausbau der Stromerzeugung aus Erneuerbaren Energien in Bürgerhand wie in dem Tempo der Jahre 20092011, gekoppelt mit einem zügigen Ausbau von Energiespeichern.
Ein Umbau des Stromnetzes, der dezentrale Erzeugung möglich und zusätzliche Hochspannungsleitungen unnötig macht. Die Erzeugung von erneuerbarer Energie muss mit der Nachfrage regional zu jedem Zeitpunkt weitgehend in Deckung gebracht werden. Fernleitungstrassen werden damit überflüssig.
Es müssen Vorranggebiete für Windkraft ermittelt und in den Regionalplänen ausgewiesen werden. Die 10h Regelung muss fallen. Bürger(innen) sollen systematisch, sowohl bei der Entscheidungsfindung als auch durch wirtschaftliche Beteiligung an neuen Windanlagen eingebunden werden.
Die ausgeschriebenen Mengen für Photovoltaik müssen deutlich erhöht werden, um die geplante PVKapazität erreichen zu können.
Bürokratische Hürden sind ab, nicht aufzubauen.
Flexibel betriebene Biogasanlagen, die Blühpflanzenmischungen (die Regierung muss ja bald unser Volksbegehren „Rettet die Bienen“ in die Tat umsetzenJ), organische Abfälle und Gülle (Nitratbelastung in den Gewässern verringern!) vergären, halte ich in Bayern für sinnvoll.
Ich bin gegen den Bau neuer Pumpspeicherkraftwerke aus Gründen des Landschaftsschutzes.

Außerdem müssen Einsparpotentiale besser genutzt werden (z.B. energieeffizientes Bauen, Nutzung von Abwärme u.v.m.).
Ich denke zudem, wir brauchen ein Ministerium für Umwelt, Energiewende und Verbraucherschutz. Denn es gibt keine Alternative zur Energiewende und der Bereich muss noch viel mehr in den Fokus unserer Regierung, darf aber nicht zu eng mit der Wirtschaft verflochten sein.

Mir persönlich am wichtigsten ist das Thema: Unabhängige Politik:

Die Gelder die bisher z.B. in die Subvention und Erforschung von Atomenergie geflossen sind, wären besser angelegt in der Erforschung der oben genannten Bereiche. Große energieintensive Unternehmen werden über die EEG-Umlage von privaten Haushalten sowie klein- und mittelständische Unternehmen indirekt subventioniert. Abgaben wie Netzgebühren müssen die wirkliche Nutzung des Stromnetzes wiederspiegeln anstatt der Quersubventionierung großindustrieller Verbraucher zu dienen. Die unvorstellbar hohen Kosten für die Entsorgung hochradioaktiver Abfälle aus den Atomkraftwerken werden der Gesellschaft auf unbestimmte Zeit aufgebürdet. Daraus leitet sich wieder unsere Forderung nach einem Verbot von Konzernspenden an Parteien / Politiker ab. Wessen Interessen hier allzu oft von unseren Politikern vertreten werden ist offensichtlich!

Zum Thema Fortbewegung / Mobilität:

Die Zulassung von Hybridfahrzeugen hat im ersten Halbjahr 2018 gegenüber dem gleichen Zeitraum in 2017 um 7100 auf 14800 Fahrzeuge zugenommen hat. Klingt gut. ABER im Vergleich mit den Zulassungen von Benzinern und Dieselfahrzeugen haben diese von 352100 auf 362600 um 10500 zugenommen. Das sind mehr Zulassungen im konventionellen Bereich als im Vorjahr und gleichzeitig auch mehr als im Hybridbereich und insgesamt wurden damit in I/2018 um 17600 Fahrzeuge mehr zugelassen als in I/2017. Mehr Zulassungen bedeuten mehr Autos auf den Straßen, mehr Verkehr, mehr Energie und Rohstoffverbrauch - auch in Hybrid- und E-Modellen. Daraus leitet sich unsere Wachstumskritik ab. Auch „grünes“ Wachstum ist schädlich für Mensch und Umwelt. Deshalb müssen wir es schaffen: weniger Autos, weniger Ressourcen und Energieverbrauch!
Ein weiteres Beispiel für unsere kurzfristigen Regierungsentscheidungen: Es wird festgestellt Flugverkehr ist schädlich für das Klima, man hofft auf neue und bessere Flugzeuge – wann immer die kommen. Der Schadstoffausstoß der Autos ist zu groß, er wird heruntergerechnet und man setzt auf eine EMobilitäts-Strategie – wann immer die wirklich greift. Eine neue Studie zeigt, dass der Abrieb von Autoreifen für einen großen Teil des die Welt so belastenden Mikroplastiks verantwortlich ist. Und sofort von langlebigeren Reifen gesprochen. Dabei gäbe es für all diese Probleme eine ganz einfache Antwort: Weniger. Weniger fliegen, weniger fahren. In einer Gesellschaft, die von der Politik und der Wirtschaft auf Wachstum, Konsum, Mobilität eingeschworen wurde, traut sich diese Antwort leider niemand mehr zu formulieren. Außer die ÖDP – und das seit vielen Jahrzehnten. Leider sind unsere Statements nicht so pressewirksam wie wenn wir Hetzparolen schreien würden... Ehrlich ist es allemal.
Politik kann sinnvoll lenken: z.B. Steuer auf Kerosin bei Flugzeugen, keine Steuer bei Zügen.
Weniger Parkplätze für Autos (Stellplatzregelung muss gestrichen werden), Attraktivität für alternative Verkehrsmittel fördern.

Wir haben nur eine Erde – grenzenloses Wirtschaftswachstum ist bei begrenzten Rohstoff- und Energievorräten schlicht und ergreifend unmöglich.

Sie merken an meiner ausführlichen Antwort, wie wichtig mir dieses Thema ist.

Viele Grüße,

Maria Posch