Frage an Maria Noichl von Ferdinand E. bezüglich Bildung und Erziehung
Was würden Sie bei einem Einzug in den Landtag tun, um auch in den dünner besiedelten Teilen des Landes ein ausreichendes Schulangebot mit vertretbaren Fahrtzeiten vorzuhalten ?
Sehr geehrter Herr Esser,
vielen Dank für Ihre Frage über "Kandidatenwatch.de". Sie sprechen eine Situation an, die Alle, die es wissen wollen, schon seit Jahren sehen. Dünner besiedelte Teile Bayern werden in Zukunft, wenn nicht ein deutlicher Politikwechsel passiert, auch ein "dünneres Bildungsangebot" bekommen. Dies zeigt sich besonders deutlich am Hauptschulsterben. Auf eine Anfrage der SPD-Fraktion im Bayerischen Landtag musste das Kultusministerium die aktuellen Zahlen der Hauptschulentwicklung vorlegen und zugeben, dass in den kommenden Jahren zahlreiche weitere Hauptschulstandorte auf dem Lande geschlossen werden. Der Grund liegt an der immer geringeren Schülerzahl, die die Hauptschulen besuchen. Dass dies auch mit dem Dolchstoß R6 zusammen hängt, möchte ich nur am Rande erwähnen. Dieses Schulsterben wird in der Fläche auch vor Grundschulen nicht halt machen.
Die Zusage von Herrn Schneider, "kurze Wege, kurze Beine!" möchte ich wie folgt ergänzen:
Wer immer nur kurz bis zur nächsten Wahl denkt, wird in Kürze, vielen Kindern kurze Wege zur Bushaltestelle bescheren. Dann aber wird für viele Kinder ein langer Schulweg beginnen.
Natürlich ist dies nicht akzeptabel.
Weder für die Kinder, noch für die Familien, noch für die Vereine, die Kirchen, die sozialen Netze am Ort. Eine Gemeinde, die auf Dauer nur Fahrkinder hat, stirbt innerlich aus. Vom Umweltaspekt der Schülerbeförderung ganz zu schweigen.
Eines vorweg: Im Mittelpunkt aller Bemühungen stehen die Kinder, die Familien und das Recht auf gleichwertige Bildung an jedem Ort in Bayern
Welche Lösung ist denkbar?
Ich sehe 2 ernsthafte Ansätze in der Diskussion:
Modell der Regionalen Schulentwicklung vom Bayerischen Lehrer und Lehrerinnen Verband BLLV
Kurz: Pragmatische Lösungen zum Erhalt einer wohnortnahen Schulversorgung mit hoher pädagogischer Qualität.
Ein Beispiel: Bürgermeister Fritz Wittmann von der Gemeinde Essenbach bei Landshut: "Unserer Hauptschule droht kurz- und mittelfristig die Einzügigkeit. Als 11.000-Einwohner-Gemeinde wollen wir unseren Schulstandort erhalten und stärken. Warum sollte es nicht möglich sein in Essenbach verschiedene Schulabschlüsse anzubieten - vom Hauptschulabschluss bis zur Mittleren Reife -, die Schüler an ihrem Wohnort zu belassen und die Gebäude sinnvoll zu nutzen?"
Der Gemeinderat in Essenbach hat inzwischen gehandelt und sich für die Entwicklung eines neuen Schulmodells ausgesprochen. "Wir haben bereits Gespräche mit den Elternvertretern unserer Schulen geführt und großen Zuspruch erhalten. Wir gehen davon aus, dass wir die meisten auf unserer Seite haben werden, denn auch Eltern haben ein vitales Interesse daran, dass ihre Kinder am Ort lernen dürfen", informierte Wittmann. "Die Modelle sehen unterschiedlich aus, eines jedoch haben sie gemeinsam: Sie bieten den Schülern unterschiedliche Schulabschlüsse an - das kann der Hauptschulabschluss, der Qualifizierende Hauptschulabschluss oder der Mittlere Schulabschluss mit Anschlussmöglichkeiten an die gymnasiale Oberstufe sein - wenn es gewünscht und für die Gemeinde sinnvoll ist. Voraussetzung ist, dass verbindliche Bildungsstandards eingehalten werden - zentrale Prüfungen sichern gleichwertige Kompetenzen vor Ort." (Klaus Wenzl, BLLV)
SPD-Modell der Regionalschulen in Bayern
Für die Regionalschule sollen Haupt- und Realschulen mit einem pädagogischen Konzept zusammengelegt werden. Die Regionalschule soll vor Ort unter Einbeziehung von Schulen, Lehrern, Eltern und Schülern sowie der Kommunen und der regionalen Wirtschaft gestaltet werden. Darüber hinaus muss dringend die individuelle Förderung aller Schülerinnen und Schüler gestärkt werden. "Wir müssen der Förderung der Stärken der Kinder deutlich größeres Gewicht geben als bisher."
Dafür möchte die SPD bereits den Kindergarten nutzen und das letzte Kindergartenjahr kostenfrei stellen. Gebühren für Kindertageseinrichtungen können ungleiche Bildungschancen verstärken. Die Grundschule soll als Basisschule gestärkt werden. Die Klassen eins und zwei werden als Eingangsstufe geführt. Diese soll eine variable Verweildauer von ein bis drei Jahren ermöglichen, je nach Entwicklungsstand der Kinder.
Fazit:
Schule ist mehr als Mathe und Deutsch. Schule beginnt beim gemeinsamen Hingehen, über die Möglichkeit gemeinsam gesund Mittag zu essen und die Eingebundenheit in dörfliche Strukturen. Schule muss vor Ort bleiben und Schule muss Kinder verbinden und nicht trennen.
Ich spreche mich deutlich gegen das derzeit starre dreigliedrige Schulsystem aus. Nein zu: Eine Bushaltestelle für Gymnasiasten, eine Bushaltestelle für Realschüler und eine Bushaltestelle für Hauptschüler. In vielen bayerischen Orten ist dies der Alltag. So bricht unsere Gesellschaft auseinander.
Unsere Kinder haben eine bessere, gerechtere Schullandschaft verdient.
Ich hoffe Ihnen meine Blickrichtung gut dargestellt zu haben.
Wenn Sie noch Fragen haben.. Ein KLICK genügt!
Herzliche Grüße
Maria Noichl