Frage an Marco Wanderwitz von Matthias L. bezüglich Landwirtschaft und Ernährung
Sehr geehrter Herr Wanderwitz,
demnächst steht im Bundestag die Abstimmung über die Weidetierprämie für Schafe und Ziegen an.
Wie entscheiden Sie sich in der Abstimmung und wie rechtfertigen Sie Ihre Entscheidung gegenüber den betroffenen Schäfereien, Schaf-und Ziegenhaltern nicht bloß in Sachsen, sondern in der gesamten Bundesrepublik?
Ich hoffe auf eine positive Antwort von Ihnen.
Vielen Dank!!!
Matthias L.
Sehr geehrter Herr Lentzsch,
vielen Dank für Ihre Frage zur Weidetierprämie.
Ich lehne eine solche aus folgenden Gründen ab:
Die Mehrheit der Schafhalter besitzt eigenes Weideland. Daher erhalten sie - wie alle Landwirte - durch die in der 1. Säule verankerten Direktzahlungen der GAP ein solides Grundeinkommen. Insbesondere die privilegierte Förderung der ersten 46 Hektare unterstützt darüber hinaus kleinere und mittlere Betriebe. Hinzu kommt die Förderung von Junglandwirten, Ausnahmeregelungen für Kleinlandwirte oder auch, dass die Beweidung von bestimmten ökologischen Vorrangflächen möglich ist.
Dass diese Förderungen auch bei den Schäferinnen und Schäfern ankommt, zeigen Auswertungen des Testbetriebsnetzes: Danach erhielten spezialisierte Schafbetriebe im Haupterwerb im Wirtschaftsjahr 2016/2017 durchschnittlich rund 86.000 Euro an staatlichen Direktzahlungen und Zuschüssen. Zum Vergleich: der Durchschnitt dieser Zahlungen belief sich bei allen landwirtschaftlichen Haupterwerbsbetrieben „nur“ auf 33.800 Euro.
In Deutschland haben wir mit dem Verzicht auf gekoppelte Direktzahlungen gute Erfahrungen gesammelt, denn die Direktzahlungen, die die Schäferinnen und Schäfer heute für ihre beihilfefähigen Flächen erhalten, bei denen es sich hauptsächlich um Dauergrünland handelt, betragen in etwa das Dreifache! dessen, was der Sektor vor der Entkoppelung an Mutterschafprämien erhalten hat. Es ist richtig, dass in einigen anderen EU-Mitgliedstaaten gekoppelte Mutterschaf- bzw. Weidetierprämien gewährt werden. Allerdings erhalten in diesen Mitgliedstaaten die Schäferinnen und Schäfer für ihr Dauergrünland dNn bei Weitem nicht so hohe Prämien wie in Deutschland, wo extensiv genutztes Dauergrünland die gleiche Prämie erhält wie hochproduktives Ackerland.
Es gibt bei den Berufsschäfern eine kleine Gruppe, sogenannte Wanderschäfer, die keine eigene Weidefläche haben - aber auch diese können mit öffentlichen Mitteln unterstützt werden: Die 2. Säule der GAP bietet mit der Ausgleichszulage für benachteiligte Gebiete, dem Agrarinvestitionsförderungsprogramm sowie mit den Maßnahmen der markt- und standortangepassten sowie umweltgerechten Landbewirtschaftung einschließlich des Vertragsnaturschutzes und der Landschaftspflege ein breites Maßnahmenspektrum zur Verfügung, das auch den Schafhaltern zugutekommt. Außerdem bietet gibt es spezielle Programme, aus deren finanziellen Mitteln die Schafhalter ohne eigenes Weideland bezahlt werden können, wie: für nachhaltige Landwirtschaft, insbesondere auf Grünlandstandorten, für Raufutterfresser, für Agrarumwelt- und Klimaschutzmaßnahmen, für die Stärkung tiergerechter Haltung sowie des ökologischen Landbaus.
Mit freundlichen Grüßen
Marco Wanderwitz