Frage an Manuel Sarrazin von Stefan M. bezüglich Außenpolitik und internationale Beziehungen
Hallo Herr Sarrazin,
leider haben Sie bis heute meine unmittelbar an Sie gerichtete Nachricht zu ihrem Reparationszahlungsvorschlag nicht beantwortet und eine Mail kann ich Ihnen auch nicht schreiben über Ihre Seite.
Ich möchte hier jetzt keinen ewig langen Aufsatz schreiben. Wir können aber gerne telefonieren.
Ich bin etwas entsetzt gewesen, über Ihren Vorschlag. Und zwar nicht, weil ich etwas gegen Reparationen hätte.
Sondern nur, weil ich etwas dagegen habe, wenn Sie damit - und das finde ich politisch wirklich extrem naiv - den Faschisten der PIS in Polen auf den Leim gehen.
Die PIS, von der diese Forderungen massiv vertreten werden, sind nicht unsere polnischen Freunde und Partner, auch nicht ihre Wähler. Es gibt nicht die Polen, sondern wie bei uns viele verschiedene Gruppen. Und diese Faschisten der PIS stellen nur deswegen die Regierung, weil sie massiv die Medien deformiert haben und staatliche Institutionen manipulieren und missbrauchen.
Der Rechtsstaat ist in Polen nicht nur in Gefahr, sondern er ist in großen Teilen schon abgeschafft. Die EU und unser Land schauen aber nur dumm zu und sprechen lächerliche Appelle aus, die an den Fundamentalisten und Faschisten der PIS natürlich abprallen. Mit Fundamentalisten kann man nicht verhandeln. Das hat die Geschichte doch nun schon x-fach gezeigt. Da hilft nur klare Kante. Appeasement war bei Nazi-Deutschland falsch und es ist bei Orban, Kacyinski, Putin, bei China und leider auch bei der aktuellen amerik. Regierung der falsche Weg. Es sind so viele Verrückte unterwegs, dass die Vernünftigen unbedingt stärker ihre Stimmen erheben müssen. Sonst gehen sie unter.
Und jetzt kommen Sie und wollen über Reparationen verhandeln mit der PIS. Was bedeutet das für die Opposition in Polen? Sie wird weiter geschwächt. Und zwar nachhaltig. Denn für den gemeinen Wähler in Polen, der ohnehin Schwierigkeiten hat, sich außerhalb der PIS-Propaganda zu informieren, bedeutet Ihre Forderung doch, dass die Strategie der PIS, Deutschland permanent zu beschimpfen und den starken Mann zu spielen, voll aufgeht. Die polnische Regierung muss statt dessen dringend in die Schranken gewiesen werden.
Ich würde Sie daher bitten, Ihre unglückliche Aussage irgendwie zu reparieren, z.B. indem Sie eine deutliche Attacke auf die polnische Regierung loslassen.
Dass, was da kommt, ist alles deutlich zu zahm. Wir müssen zu diesen polnischen Rechtsbrechern aktiv auf Konfrontation gehen. Erst Recht jetzt nach dem manipulierten Duda-Sieg.
Was werden Sie jetzt also tun?
MfG
Stefan Müller-Römer
Sehr geehrter Herr Müller-Römer,
vielen Dank für Ihre Nachricht. Unter dem Link: https://manuelsarrazin.de/2020/06/15/zur-frage-der-reparationsforderungen-aus-polen/ finden Sie die geschilderten Positionen zur Reparationsfrage. Darin finden Sie auch eine Einschätzung zur politischen Dynamik in den unterschiedlichen Lagern der polnischen Politik. Daraus kann sich erschließen, dass es weder Wunsch noch Wille ist, ein Spiel der PiS zu spielen, sondern die moralische Verantwortung Deutschlands zu betonen. Diese Betonung wird nicht dadurch falsch, dass sie auch von der PiS geteilt wird.
Mit besten Grüßen
Manuel Sarrazin