Frage an Manfred Ländner von Ralf S. bezüglich Gesundheit
Sehr geehrter Herr Ländner,
in allen bayerischen Regierungsbezirken werden von der Bayerischen Staatsregierung Aidsberatungsstellen unterhalten und darüber hinaus existierende nichtstaatliche Aidshilfen finanziell unterstützt. Aus meiner eigenen Arbeit in der Aidsberatungsstelle Würzburg weiß ich wie wichtig diese Einrichtungen sind.
Angesichts der in den letzten Jahren wieder steigenden Neuinfektionen (2007 waren es ca. 420 Neuinfektionen in Bayern) frage ich mich, ob es hier nicht ein noch verstärktes Engagement der Staatsregierung braucht. Ein fest institutionalisiertes Präventionsprojekt an Schulen gibt es z.B. nur vom Aidszentrum Unterfranken - in allen anderen Regierungsbezirken gibt es das nicht. Und selbst in Würzburg reichen die finanziellen Mittel nicht aus, um flächendeckend alle Schulklassen zu besuchen. Beinahe 50% der Neuinfektionen sind jünger als 25 Jahre - eine erschreckende Bilanz! Zukünftig braucht es eine noch stärkere Präventionsarbeit, gerade bei Jugendlichen. Diese kann nicht von Lehrkräften (meist mit dem erhobenen Zeigefinger) gewährleistet werden. Hierzu braucht es eine attraktive, ansprechende und flächendeckende Präventionsarbeit. Die bayerische Kampagne "Hand in Hand" kann hier nur ein Anfang sein und ist für Jugendliche auch nur bedingt geeignet.
Wer nicht in Prävention investiert, der zahlt später doppelt und dreifach. HIV ist nicht heilbar, damit kämpft man ein Leben lang.
Ich hoffe sehr, dass hier zukünftig noch mehr möglich wird. Wie schätzen Sie dies ein?
Mit freundlichen Grüßen,
Ralf Sauer
Sehr geehrter Herr Sauer,
ich teile vollinhaltlich Ihre Einschätzung. Gestatten Sie, dass ich meine Antwort doch etwas ausführlicher gestalte. Als Polizeibeamter (Eigensicherung im Außendienst), als Bürgermeister (intensiven Kontakt mit Jugendlichen) und als Vater zweier inzwischen erwachsener Kinder ist mir die Problematik bewusst. Leider muss in den vergangenen Jahren zunehmend festgestellt werden, dass nach einer gut gemachten und durchaus erfolgreichen Aids-Aufklärung und vorhandenem Problembewusstsein der Jahre um 2000 inzwischen eine trügerische Nachlässigkeit eingetreten ist.
Es ist dringend notwendig in der Gesellschaft, besonders bei jungen Menschen, wieder eine Sensibilisierung für das Thema HIV - Aids zu erreichen. Gerne stehe ich für Gespräche und Vorschläge zur Verfügung. Das Thema "Geld" kann hier nur untergeordnet sein. Sowohl was die Kosten der Aufklärung, als auch was die Kosten notwendiger Behandlung betrifft. Im Fokus meiner Überlegungen steht das unsägliche Leid, das eine HIV-Infektion mit sich bringt. Ihnen als Fachmann ist bewusst, dass das Leid durch HIV anders gestaltet ist als bei anderen Krankheiten, so schrecklich andere Krankheiten auch sind.
Mit besten Wünschen für Ihre wichtige Arbeit
Manfred Ländner