Frage an Manfred Grund von Adolf H. bezüglich Finanzen
Zur Finanzkrise hört man viel kritische Stimmen. Wie wir allerdings sicher und dauerhaft herauskommen, dazu vermisse ich von der Politik (aller Farben) ernstzunehmende Konzepte. Die Krise wird auch zu sehr als bloße Staatsschuldenkrise und zu wenig als Krise des gesamten Finanzsystems begriffen.
Es gibt die Internetseite www.eurorettung.org, die einen Weg für die Eurowackelkandidaten aufzeigt, aber auch für die noch "stabilen" Länder modifizierbar ist.
Auf dieser Seite wird vorgeschlagen, ein zusätzlich zum Euro herauszugebendes staatliches Regionalgeld als Nebengeld einzuführen. 1:1 gekoppelt an den Euro. Dieses Regiogeld hat, wie bei Regiogeld üblich, eine Nutzungsgebühr als Umlaufimpuls zur Beschleunigung des Geldumlaufs und zur Verringerung der Möglichkeit mit Geld zu spekulieren. Zusätzlich ist eine "Abflussbremse" vorgesehen, eine Gebühr auf aus dem Regiogeld abfließende Mittel, zur Stärkung der regionalen Wirtschaft. Das führt zu einem höheren Angebot von Anlagekapital, wodurch das Zinsniveau für die Realwirtschaft sinken wird, da längerfristige Geldanlagen vom Umlaufimpuls befreit sind. Dem Staat verschafft das mehr Liquididät und zusätzliche Einnahmen. Gering- und Normalverdiener wird das kaum belasten, allerdings Kapitalflucht und Einkünfte aus Kapital behindern. Das ist eine marktwirtschaftliche Lösung zur Gesundung der nationalen Finanzwirtschaft.
Nun meine Fragen:
Kennen Sie diesen Eurorettungsvorschlag?
Werden Sie sich für eine solche Lösung einsetzen?
Wenn nein, warum nicht?
Sehr geehrter Herr Holland-Cunz,
Danke für die Frage. Nein, ich kenne dieses Modell des Regional-Geldes nicht.
Das, was Ihrer Frage vorangestellt ist, lässt mich jedoch nicht glauben, dass dies eine Lösung ist, die Akzeptanz findet. Die Menschen haben ein gutes Gespür, was ihr Geld wert ist. Andere Tausch-Modelle als das Geld genießen kein Vertrauen und werden abgelehnt. In den letzten 20 Jahren begegneten mir verschiedene dieser Modelle. Im Kleinen sollte ein „Taler“ oder eine „Träne“ vom Rasenmähen als Gutschein für einen Omi-Lesetag dienen oder drgl. Doch, was im Kleinen nicht funktioniert, kann auch im Großen nicht funktionieren. Warum auch sollte unsere Gesellschaft immense Kapazitäten und Ressourcen aufwenden, um ein System zu erschaffen und neben dem Euro am Leben zu erhalten, dass zusätzliche Transaktionskosten und zusätzlichen Aufwand erfordert, nicht überall akzeptiert wäre und alle Vorteile des Euros nicht besitzen würde? Wenn man sich das Einkaufen von Gemüse beim Biobauern im nächsten Ort noch vorstellen könnte, überlegen wir einmal, wie das mit Online-Einkäufen oder Flugtickets sein würde.
Ich bin mir sicher, ein Regional-Geld würde nur zusätzliche Kosten erzeugen, wenig Akzeptanz finden und die Eurorettung nicht befördern. Als Elektroingenieur kann ich Ihnen das natürlich nicht detailliert nachweisen. Wissenschaftler schreiben darüber dicke Bücher und Studenten müssen sich mit Geldtheorie mehr als ein Studium lang beschäftigen. Wenn aber Regional-Geld, Regional-Währungen oder Regiogeld wirklich realistische Konzepte darstellen würden, würden Bundesbank und anerkannte Wirtschaftswissenschaftler längst dafür werben.
Es ist verständlich, dass wir alle in der Krise nach einfachen Lösungen suchen. Unterstützen Sie statt dessen die Politik unserer Bundeskanzlerin. Zahlreiche Informationen gibt es dazu unter http://www.bundesregierung.de/Webs/Breg/DE/Themen/Euro/_node.html oder bei der Konrad-Adenauer-Stiftung unter http://www.kas.de/wf/de/33.30726/ .
Mit freundlichen Grüßen
Manfred Grund