Frage an Manfred Behrens von Laura G. bezüglich Soziale Sicherung
Sehr geehrter Herr Behrens,
da Sie ein bedeutender Politiker sind, fiel unser Augenmerk bei unserer Schulrecherche auf Sie.
Wir sind vier Schülerinnen des „Europaschule Gymnasiums“ in Gommern und momentan führen wir ein Projekt zum Thema „Nationalismus“ in unserer Schule durch.
Aus diesem Grund würden wir uns freuen, wenn Sie uns einige Fragen diesbezüglich beantworten könnten.
Sind Sie der Meinung, dass der Frühnationalismus den heutigen Nationalismus geprägt hat und wie stark ist dieser heute (noch) ausgeprägt? Sind beispielsweise Namensgebungen von Schulen und Straßen von bedeutenden Personen des Nationalismus des 19. Jahrhunderts noch angemessen (z.B. E. M. Arndt).
Vielen Dank für Ihre Zeit und Ihre Bemühungen für die Beantwortung unserer Fragen.
Mit freundlichen Grüßen
L. G.
Sehr geehrte Frau Gashi,
sehr geehrte Schülerinnen des „Europaschule Gymnasiums“ in Gommern,
vielen Dank für die Übermittlung Ihrer Fragen zum deutschen Frühnationalismus.
Der deutsche Frühnationalismus proklamierte erstmals die Existenz einer deutschen Nation. Das Zusammengehörigkeitsgefühl der Menschen, die sich als Deutsche bezeichneten, beruhte anfangs vor allem auf ihren Gemeinsamkeiten in Sprache und Kultur. Diese Gemeinsamkeiten sind auch heute noch wichtiger Bestandteil im Selbstverständnis des deutschen Volkes. Noch immer prägen die Werke deutscher Dichter, Komponisten, Wissenschaftler und anderer Kulturschaffenden die Art unseres Zusammenlebens.
Ein wichtiger Aspekt, der zu dem gemeinsamen Selbstverständnis hinzukam, war und ist die Abgrenzung, wer und was genau alles zur deutschen Nation dazugehört. So stellen sich zum Beispiel die Fragen, wer alles Teil des Volkes ist und auf welchem Boden dieses Volk miteinander lebt. Die deutsche Geschichte hat bei der Beantwortung dieser grundlegenden Fragen viele, teils verheerende Irrwege genommen. Das darf jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Abgrenzung der Fragen wichtig und richtig ist. Denn für das geordnete und gerechte Zusammenleben muss geklärt werden, wo für wen welche Regeln gelten, d.h. wer welche Rechten und Pflichten hat. Im 19. Jahrhundert wurde so die Kleinstaaterei überwunden. Und auch heutige Themen wie die Migrationskrise und die europäische Integration spiegeln genau diese Fragen wieder. Deshalb ist die Auseinandersetzung mit dem deutschen Nationalismus nach wie vor hochaktuell.
Die Benennung von Schulen und Straßen nach bedeutenden Personen des Nationalismus des 19. Jahrhunderts ist angemessen. Sie erinnert an das Schaffen dieser Personen und regt zum Nachdenken über sie an. Dass Personen wie Ernst Moritz Arndt aus heutiger Sicht auch zweifelhafte Seiten hatten, steht dabei außer Frage. Dies gilt jedoch für Menschen grundsätzlich und vor allem dann, wenn man sie in einer größeren zeitlichen Entfernung im geschichtlichen Kontext betrachten kann. Auch unser Handeln wird von künftigen Generationen sicherlich kritisch betrachtet werden, obwohl wir häufig davon überzeugt sind, das Richtige zu tun.
Ich hoffe, ich konnte Ihnen mit meiner Antwort weiterhelfen und wünsche viel Erfolg bei Ihrem Projekt zum Thema „Nationalismus“.
Mit freundlichen Grüßen,
Manfred Behrens MdB