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Maike Schaefer
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Frage von Andreas H. •

Frage an Maike Schaefer von Andreas H. bezüglich Raumordnung, Bau- und Wohnungswesen

Liebe Frau Schaefer,

in der gemeinsamen Stellungnahme von SPD, Bündnisgrünen und Die Linke zum Volksentscheid "Rennbahn" schreiben Sie, dass ein "Nein" für "mehr bezahlbaren und nachhaltigen Wohnraum" führen würde.

Wie bewerten Sie die Stellungnahme der Bürgerinitiative, die schreibt dass "das Flächenangebot für neue Wohnungen mehr als doppelt so hoch wie der Bedarf" sei? Lügt die Bürgerinitiative? Oder, falls die Bürgerinitiative Recht hat, inwiefern ist ein "Nein" nötig, um das Ziel von mehr bezahlbarem und nachhaltigem (was soll das eigentlich sein?) zu erreichen?

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Antwort von
Bündnis 90/Die Grünen

Sehr geehrter Herr H.,

In Bremen gibt es zwar etliche Flächen, die schrittweise für Wohnbebauung genutzt werden. Hierzu zählen neben den privat entwickelten großen Arealen wie z.B. das ehemalige Kellogg?s-Gelände oder vormalige Brinkmann-Gelände auch kleinere Brachflächen und Baulücken. Letztere stehen jedoch nicht in ausreichender Anzahl und Größe zu Verfügung, um die hohe Nachfrage zu bedienen. Entscheidend für die Entspannung des Mietmarktes ist, dass mehr bezahlbarer Wohnraum entsteht. Die Durchschnittsmiete in Bremen ist bei Neuverträgen heute 40 % höher als vor 10 Jahren. Die Hälfte der Bremerinnen und Bremer geben inzwischen mehr als 30 % ihres Monatseinkommens für die Nettomiete aus. Nur ein größeres Angebot an Wohnraum kann diesen Preisanstieg beim Wohnen stoppen. Bremen braucht auch im Bremer Osten preisgünstigen Wohnungsbau. Hier befinden sich viele industrielle Arbeitsplätze, viele Beschäftigte pendeln derzeit ins Umland. Eine Teilbebauung der Rennbahn kann dem entgegenwirken und so auch längere Arbeitswege und mehr klimaschädliche CO2-Emissionen vermeiden. Im Gegensatz zu bisher vor allem von privaten Investoren entwickelten Flächen hat das 36 Hektar große und bereits erschlossene Rennbahngelände den unschlagbaren Vorteil, dass es sich im Eigentum der Stadt befindet. Das ermöglicht großen Gestaltungsspielraum für den Bau bezahlbarer Wohnungen, die zielgenau die Nachfrage von Singles und Familien bedienen können. Dabei können auch Baugemeinschaften und Genossenschaften zum Zuge kommen. Hochhäuser schließen wir dabei aus. Stattdessen soll durch großen städtischen Einfluss ein attraktives Quartier mit viel Grün entstehen. Konkret: Wir wollen die Hälfte des Gebiets bebauen und die andere Hälfte für ökologisch wertvolle Grünflächen sowie Freizeit- und Sportangebote nutzen.

Dieses Bauprojekt muss angesichts des Klimawandels nachhaltig werden. Das reicht von hohen ökologischen Standards bei Baumaterialien und der Nutzung von erneuerbarer Energieversorgung bis zur Dach- und Fassadenbegrünung. Nicht zuletzt soll das bereits an den ÖPNV angebundene Quartier auch autoarm werden.

Derzeit kann die Rennbahnfläche nicht für Naherholung genutzt werden. Weite Teile des Geländes sind öffentlich nicht zugänglich. Der vorhandene Rasen hat ökologisch keinen hohen Wert und ist auch für den Naturschutz von geringer Bedeutung. Neben der anteiligen Bebauung ist deshalb auch die ökologische Aufwertung der anderen Hälfte des Areals wichtig: Wir schaffen damit eine grüne Verbindung zwischen der Vahr und Hemelingen. Die Stadt wächst, aber das Grün wächst mit. Zugleich kann mit der Pflanzenauswahl ein Paradies für bedrohte Insekten wie Biene, Schmetterling & Co. entstehen.

Halbe-halbe: Bezahlbarer Wohnraum und ökologisch wertvolles Grün sind für
uns gute Gründe für ein klares ?Nein? zum Volksbegehren, das Veränderungen
an dieser Stelle komplett verhindern will.

Liebe Grüße,
Ihre Maike Schaefer

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