Wie stehen Sie mit der Aufarbeitung der Corona Pandemie, vorallem der bis heute bestehenden Probleme von Impfschaden und der nicht ausreichenden Hilfe und Anerkennung?
Sehr geehrter Herr Linke,
ich schreibe stellvertretend für tausende Menschen in ganz Deutschland die seit den Impfungen gegen Covid krank und arbeitsunfähig sind. Die Mehrheit leidet unter ME/CFS, Immundysregulation, Nervenschmerzen, reaktivierte Allergien und ruhende Infektionen wie EBV, Zoster oder Borreliose.
Die meisten von uns haben gar nicht die Kraft sich klar zu positionieren oder immer wieder an die Politik heran zu treten. Der tägliche Umgang mit den gesundheitlichen Belastungen ist immens. Junge Menschen, Jugendliche, Familien das breite Spektrum der Bevölkerung ist betroffen und außer uns unter den Deckmantel einer Long-COVID Diagnose zu schieben erhalten wir keine Hilfe und Unterstützung. Selbst der runde Tisch mit dem BGM und Herren Lauterbach bringt uns außer off Label Medikamente von denen ein einfacher Hausarzt keine Ahnung hat nichts. Uns fehlen eigene Diagnoseschlüssel um es bei den Gesundheitsämter zu melden. Wie gehen Sie mit der Thematik um?
MfG Steffi

Sehr geehrte Frau G.,
vielen Dank für Ihre Nachricht und Ihr Engagement für dieses wichtige Thema. Ich gestehe offen ein, dass dies nicht zu meinen Kernthemen gehört und ich mich daher intensiv mit den Hintergründen auseinandersetzen muss, um es fundiert zu bewerten. Dennoch ist mir bewusst, dass viele Menschen mit gesundheitlichen Folgen der Impfung auf Unterstützung warten und dass die politische Aufarbeitung der Pandemie entscheidend ist – nicht nur für die Vergangenheit, sondern vor allem für die Zukunft.
Politische Aufarbeitung der Corona-Pandemie: Zwei unterschiedliche Ansätze
In der aktuellen Diskussion gibt es zwei wesentliche Ansätze, um die politischen Entscheidungen und Auswirkungen der Corona-Pandemie zu untersuchen:
1. Untersuchungsausschuss (AfD/BSW-Ansatz)
• Ziel: Untersuchung möglicher Rechtsverstöße oder politischen Fehlverhaltens während der Pandemie.
• Fokus: Einzelne Akteure sollen überprüft werden – wurde gegen geltendes Recht verstoßen? Gab es übermäßige Einschränkungen?
• Problem: Falls der Ausschuss zu dem Ergebnis kommt, dass keine Gesetze gebrochen wurden, ist die Sache damit erledigt. Es bleibt unklar, welche Maßnahmen sinnvoll waren und welche nicht. Die Gesellschaft hätte aus einem solchen Verfahren kaum einen konkreten Nutzen für die Zukunft.
2. Enquete-Kommission (CDU/SPD-Ansatz)
• Ziel: Wissenschaftlich fundierte Analyse der Pandemiepolitik mit dem Fokus auf zukünftige Krisenbewältigung.
• Fokus: Was war wirksam? Was war problematisch? Welche Maßnahmen hatten welche positiven und negativen Auswirkungen?
• Vorteil: Die Ergebnisse fließen direkt in künftige Entscheidungen ein. Die Kommission erstellt konkrete Handlungsempfehlungen für den Fall einer neuen Pandemie.
Warum ich den Ansatz einer Enquete-Kommission bevorzuge
Mir ist es wichtig, dass die Gesellschaft aus der Pandemie lernt. Der größte Fehler wäre es, in einer zukünftigen Pandemie dieselben Fehleinschätzungen erneut zu machen. Die Enquete-Kommission ist ein Instrument, mit dem sich nicht nur juristische Fragen klären lassen, sondern vor allem die Fragen:
• Welche Maßnahmen haben tatsächlich geholfen und welche nicht?
• Welche Kollateralschäden (z. B. soziale und wirtschaftliche Folgen) wurden verursacht und wie kann man diese künftig minimieren?
• Welche Maßnahmen hätten möglicherweise besser funktioniert?
• Welche Kommunikationsstrategien hätten mehr Vertrauen geschaffen?
• Wie hätte man langfristige gesundheitliche Folgen wie Long-COVID oder mögliche Impfschäden besser begleiten können?
Eine Enquete-Kommission kann wissenschaftlich fundierte Antworten auf diese Fragen liefern. Sie kann einen Plan erarbeiten, den man bei der nächsten Pandemie gezielt nutzen kann, um schneller, gezielter und mit weniger negativen Auswirkungen zu reagieren.
Ein Untersuchungsausschuss hingegen sucht nach individuellen Schuldigen und beschäftigt sich fast ausschließlich mit juristischen Fragen. Wenn am Ende niemand nachweislich gegen Gesetze verstoßen hat, bleibt das Ergebnis leer – es gibt keinen Fortschritt für die zukünftige Pandemiebekämpfung. Das hilft weder den Betroffenen noch der Gesellschaft insgesamt.
Unterstützung für Betroffene von Impfkomplikationen
Unabhängig von der politischen Aufarbeitung ist es wichtig, dass Menschen, die gesundheitliche Probleme nach einer Impfung entwickelt haben, ernst genommen werden. Ich bin kein medizinischer Experte, aber ich erkenne an, dass viele Menschen unter ungeklärten gesundheitlichen Folgen leiden und dass es an struktureller Unterstützung fehlt. Hier braucht es:
• Bessere Diagnosemöglichkeiten (z. B. durch einen eigenen ICD-Code für Post-Vac-Syndrome).
• Mehr spezialisierte Ambulanzen für Betroffene – ähnlich wie für Long-COVID.
• Einen klaren Fahrplan für die Anerkennung von Impfschäden und eine bessere Unterstützung für die Betroffenen.
Ich werde mich weiterhin mit diesem Thema befassen und setze mich für eine lösungsorientierte Herangehensweise ein – sowohl in der politischen Aufarbeitung der Pandemie als auch in der Unterstützung der Betroffenen.
Vielen Dank für Ihre Nachricht und Ihr Vertrauen. Ich stehe gerne für weitere Gespräche zur Verfügung.
Mit freundlichen Grüßen
Maik Linke