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Luna Christine Weineck
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Frage von Deepak R. •

Frage an Luna Christine Weineck von Deepak R. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen

Sehr geehrte Frau Weineck!

Über den Thema "Familien und Kinder" haben Sie vieles erklärt, was ich sehr gut finde.

Sie Leben in Kreuzberg. Hier möchte Sie, als zukünftige Abgeordnete, gerne folgendes fragen:

1.
Was denken Sie, dass es Notwendig ist unter dem Thema "Integration" und "Familien"? Woführ wurden Sie sich einsetzen?

2.
Denken Sie, dass die jetzige Gesetzgebung für die Bi-nationale Elternteile ausreichend schützt, insbesondere in Hinblick auf Bi-linguale und Bi-kulturalle Erziehung?

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Antwort von
Bildungspartei

Sehr geehrter Herr Rajani,
vielen Dank für Ihre Anfrage.

Zu ihrer ersten Frage, Thema Familien:

Kinder sind kein reines Privatvergnügen. Das, was bei der Erziehung und/oder der Bildung von Kindern und Jugendlichen schief läuft, wirkt sich auf die gesamte gesellschaftliche und wirtschaftliche Situation aus. Deshalb müssen alle, die das Leben der Kinder und Jugendlichen beeinflussen (Eltern, Schule, Politik) verstärkt in die Pflicht genommen werden.
Kinder haben ein Recht darauf, finanziell abgesichert zu sein und von beiden Elternteilen erzogen zu werden. Ich lehne es genauso ab, wenn Mütter (außer natürlich, bei potentieller Gefahr für das Kind) den Umgang mit den Vätern verwehren, wie wenn Väter die (finanzielle) Verantwortung für ihre Kinder verweigern. Hier muss man gezielt Lösungen finden, damit Kinder zu ihrem Recht kommen.
Familienpolitik muss sich an den gegebenen Verhältnissen orientieren - das ist derzeit leider nicht der Fall. Noch liegt für viele Entscheidungen, die getroffen werden, das alte Muster zugrunde: Vater (deutsch) ernährt die Familie, Mutter (deutsch)kümmert sich um ein bis zwei Kinder. Ich setze mich dafür ein, dass sich Politik mehr an den tatsächlichen Verhältnissen orientiert. Dafür gilt es zu sorgen.

Zum Thema Integration:

Mir persönlich missfällt es, den Begriff "Integration" im Zusammenhang mit Menschen nichtdeutscher Herkunft zu benutzen. Es klingt so, als gäbe es "das" deutsche Vorbild, dem sich die Menschen nichtdeutscher Herkunft anzupassen haben. Tatsächlich gilt aber, dass es für alle hier Lebenden gleichermaßen unumstößliche Grundsätze gibt, die einzuhalten sind und in unserem Grundgesetz und in den Menschenrechten verankert sind. Das betrifft Deutsche gleichermaßen. Und es wird viel zu häufig ausgeklammert, dass kulturelle Vielfalt auch spannend und bereichernd ist. Aus eigener Erfahrung weiß ich, wie wichtig es für Kinder bi-nationaler Herkunft, aber auch für Kinder nichtdeutscher Herkunft ist, sowohl mit der deutschen als auch mit der anderen Kultur in Kontakt zu sein, um ein gesundes Selbstbewusstsein aufzubauen.
Deshalb setze ich mich u.a. dafür ein, dass die Gründung von Europa-Kindergärten und -Schulen mehr forciert wird. Abgesehen davon, dass es heutzutage wichtig ist viele Sprachen zu beherrschen, sind diese Bildungseinrichtungen auch gerade für Kinder nichtdeutscher Herkunft oder bi-nationale Kinder von großem Wert, denn:

- Die Muttersprache von Kindern nichtdeutscher Herkunft wird ausgebaut. Es gibt Erkenntnisse darüber, dass sich die Fähigkeit, sich in der Muttersprache auszudrücken, auswirkt, auf die Fähigkeiten eine Zweitsprache zu erlernen
- Sprache ist auch ein kulturelles Ereignis und die Möglichkeit dazuzugehören. Ich kenne die Unsicherheit von bi-nationalen Kindern oder Kindern nichtdeutscher Herkunft, wenn sie auf Verwandte oder Bekannte treffen, die nichtdeutscher Herkunft sind und sie die Sprache nicht beherrschen und dadurch in ihrer Identität verunsichert sind - Kinder nichtdeutscher Herkunft erleben, dass es nicht nur ein Nachteil ist, kein deutscher Muttersprachler zu sein, sondern fühlen sich aufgewertet durch ihren Sprachvorteil in ihrer Sprache bzw. in ihren beiden Sprachen. Bi-nationale Kinder kommen mit ihren beiden Herkunftssprachen in Kontakt.

Für eine gegenseitige Annäherung sind Schulen der ideale Ort. Hier treffen unweigerlich alle Kulturen aufeinander. Hier muss verstärkt darauf geachtet werden, wie der Umgang miteinander stattfindet, hier muss das Prinzip Demokratie vorgelebt und für alle Parteien durchgesetzt werden.
- eine wieder stärkere Einforderung der elterlichen Verantwortung (Pflichten) ergänzt durch Förderung und Stärkung elterlicher Erziehungskompetenzen über Erziehungsberatungen, Projekte wie z.B. Elterntraining an Schulen, "Stadtteilmütter".
- Einfordern uneingeschränkt demokratischen Verhaltens und Einhaltung der gesetzlichen Grundlagen durch Schulangehörige

Anstatt Unterschiede zu betonen, Gemeinsamkeiten entdecken

Mir geht es vor allem auch darum, die Annäherung und das Verständnis füreinander zu fördern. Deutschkurse für Mütter z.B. allein reichen nicht aus - es muss auch die Gelegenheiten und den Anreiz geben, mit anderen deutsch zu sprechen. Jede Schule sollte gemeinsam mit außerschulischen Partnern ihr eigenes Konzept für Elternarbeit im Allgemeinen und mit Eltern nichtdeutscher Herkunft im Besonderen entwickeln müssen Einige sind z.B.
- Elterncafés in Schulen
- Erziehungsvereinbarungen für Lehrer/Eltern/Kinder
- Gemeinsame Projekte wie z.B. zum Thema "Gesundes Essen", bei dem Eltern deutsch/türkisch angeleitet werden, gemeinsam zu kochen
Und die Beteiligten müssen wissen, dass unabhängig von der Sprache, die Form der Kommunikation je nach Herkunft eine andere ist und dadurch Missverständnisse entstehen können. Das bedeutet, Schulangehörige benötigen Unterstützung durch Menschen, die sich in anderen Kulturen auskennen und beratend oder vermittelnd tätig werden.

Es gibt viele Projekte und Programme, die man einsetzen kann und muss, um Menschen an einen Tisch und damit ins Gespräch zu bringen. Viele Jugendeinrichtungen in Kreuzberg haben langjährige Erfahrung v.a. auch zum Thema "Annäherung der Kulturen". Sie müssen daher nicht nur erhalten werden, sondern müssen darüber hinaus wieder mit ausreichend Personal ausgestattet werden. Auch sollten sie gemeinsam mit Elternvereinen nichtdeutscher Herkunft als Beratern für die Konzipierung für entsprechende Programme zur Verbesserung der Annäherung der Kulturen hinzugezogen werden.
- Förderung der Kooperation von Schulen und Vereinen, die eine Vermittlerrolle übernehmen können, wie z.B. dem türkischen Elternverein
- Bevorzugte Einstellung von Pädagogen mit Migrationshintergrund entsprechend der Schülerschaft
- in Kooperation mit sozialen Einrichtungen Wiederaufbau und Förderung von Sozialstationen und Jugendclubs im Umfeld von Schulen und Wohnquartieren.

Ihre scheinbar so kurze Frage beinhaltet große Themen, deshalb ist die Antwort lang geworden, aber beinhaltet noch lange nicht alles, was mir dazu einfällt. Bei Interesse können Sie sich auch über luna.weineck@bildungspartei.de an mich wenden.

Herzliche Grüße

Luna Christine Weineck