Frage an Ludger Klus von Dietrich G. bezüglich Wissenschaft, Forschung und Technologie
Sehr geehrter Herr Klus,
es würde mich interessieren, wie die Grünen zum Thema "Volksbegehren gegen das Schulgesetz" stehen. Die jetzige Landesregierung hat ja durch die letzte Schulgesetz-Änderung gezeigt, dass sie den Finanzen ggü. der Bildung unserer Kinder eindeutig den Vorrang einräumt. Die PISA-Studien scheinen da noch nicht angekommen zu sein. Muss ich, nachdem meine Tochter die 4. Grundschulklasse beendet hat, das Bundesland wevhseln oder können Sie mir Hoffnung machen ? MfG Dietrich Gohde
Sehr geehrter Herr Gohde,
nach Ihrer Einschätzung ist die Schulgesetzgebung unserer Landesregierung ganz offenbar ein Hinweis darauf, dass dort die wichtigen Ergebnisse der PISA - Studien noch nicht angekommen sind.
- Ein zentrales Ergebnis der PISA - Studien ist jedoch, dass das bei uns vorherrschende gegliederte Schulsystem in praktisch allen PISA - relevanten Belangen versagt hat. Insbesondere wird die mangelnde Integrationsfähigkeit von den PISA - Studien festgestellt.
- Politiker, Lehrer oder Eltern bzw. Elternvertretungen mögen aufgrund sehr unterschiedlicher Motive weiterhin der Auffassung sein, dass das gegliederte Schulsystem noch zeitgemäss ist. Für die gesellschaftspolitische Debatte über die notwendige Reform unserer schulischen Bildung wäre es jedoch zielführender, wenn die Anhänger des gegliederten Systems sich auch klar und deutlich dazu bekennen würden. Das würde uns die ´Scheindebatte´ über das angebliche ´Volksbegehren´ gegen die Schulgesetzgebung des Landes ersparen. Wir könnten so direkt zum Kern der Dinge kommen.
- Der grundlegende Irrtum der Diskussion über die Ergebnisse der PISA - Studien ist, dass sie mit dem möglichen ´Ende´ beginnt. Auf der Grundlage der PISA - Studien sind zunächst klare schulpolitische und bildungspolitische Zielvorgaben zu entwickeln. Ein Zielvorgabe könnte sein: In Mecklenburg - Vorpommern wollen wir bis 2015 in allen von PISA festgestellten ´Mangelkategorien´ wieder unter den ersten zehn Plätzen im internationalen Vergleich liegen.
- Für die Zielerreichung sind operative und strategische Reformen und Kontrollmechanismen durchzusetzen, z.B. auf der Grundlage einer Schulentwicklungsplanung mit vorgezogener Bürgerbeteiligung. Dafür steht GRÜNE - Schulpolitik. In diesem Zusammenhang könnte die Fortführung des alten, gegliederten Schulsystems debattiert werden. Vermutlich würde sich herausstellen, dass es Teil des Problems ist und nicht Teil der angestrebten Lösung sein kann.
- Anhand der Zwischenergebnisse der Zielkontrollen ist die Zielerreichung sicherzustellen
- Kurz: Mit der aktuellen Schulpolitik zieht die Landesregierung lediglich ´fragmentarisch´ Konsequenzen aus den PISA - Studien. Ihrer Grundintention ist jedoch zuzustimmen. Denn sie hat eine andere Richtung als ´Vorwärts in die Vergangenheit´.
- Unabhängig davon, wie eine an Zielen der PISA - Ergebnisse orientierte Reform der schulischen Bildung und Erziehung unseres Landes letztlich ausfallen wird, längeres gemeinsames Lernen, mindestens bis Klasse 9, wird konzeptioneller Bestandteil dieser notwendigen Reform sein.
- Für eine klare schul- und bildungspolitische Zielbestimmung auf der Grundlage der PISA - Studien und den Auswertungen nationaler Pilotprojekte dafür steht GRÜNE - Schulpolitik. Die Formen, wie immer sind genannt werden mögen, sind dann letztlich die Notwendigkeiten für die Zielerreichung. Die ideologisch geprägten Kampfbegriffe und Kategorien der schulpolitischen Debatten von vorgestern sind dabei allerdings nicht zielführend.
- Mit GRÜNER und konsequenter Reform der schulischen Bildung unseres Landes besteht reale Hoffnung für Ihre Tochter, dass sie auch nach der 4. Klasse in Mecklenburg - Vorpommern gerne und erfolgreich zur Schule gehen wird.
Mit freundlichen Grüssen
Ludger Klus