Frage an Lucia Fischer von Marc R. bezüglich Umwelt
Professionell mit Tieren arbeitende Betriebe sowie tiernahe Verbände, wie Jäger, Fischer und Pferdesportler, werden zunehmend von fragwürdigen Tierrechts-Organisationen gezielt und öffentlich-wirksam angezeigt.
Diese Angriffe, mit dem Ziel die Tierhaltung bzw. -nutzung langfristig zu verbieten, erfolgen in der Mehrzahl der Fälle dort, wo keine Verstöße gegen das Tierschutzgesetz vorliegen.
Dieses führt u.a. zu einer erheblichen Überlastung unserer Staatsanwaltschaften.
Werden Sie sich dafür einsetzen, dass eine den rechtlichen Massgaben entsprechende, kulturell tief verwurzelteNutzung, z.B. Pferdefuhrwerke bei dem Oktoberfest oder das Königsfischen, zukünftig weiterhin gesichert ist. Wenn ja, wie?
Was werden Sie den oft polemisch auftretenden Organisationen und deren diffamierenden Öffentlichkeitskampagnen entgegensetzen?
Grüß Gott Herr Reisner,
herzlichen Dank für Ihre Anfrage. Im Umgang mit Tieren brauchen wir einen Bewusstseinswandel: Tiere sind keine Ware! Tiere wirksam zu schützen, muss ein anerkannter Teil der Kulturordnung eines vereinten Europa werden. Das fordert jedoch vor allem:
- Schlachtviehtransporte nur vom Erzeuger zu einem nahe gelegenen Schlachthof, kein Transit von Schlachtvieh durch die Bundesrepublik,
- Verbot quälerischer Intensivhaltung von Nutztieren,
- Verbot gentechnischer Manipulationen zur Leistungssteigerung oder Veränderung von Arten; aber auch von „Qualzucht“ (z.B. Kindchenschema bei Möpsen) mit konventionellen Zuchtmethoden,
- Wesentlich wirksamere Kontrolle von Tierhaltung, Tierzucht und Tierhandel. Verbot von Qualzüchtungen, der Pelztierzucht, des Handels mit Tieren, die physisch oder psychisch quälerischen und leidvollen Experimenten unterzogen wurden oder werden sollen, sowie artwidriger und qualvoller Veranstaltungen mit Tieren. Verbot der Haltung von Wildtieren im Zirkus,
- Einfuhr- und Handelsverbot für Pelze und Reptil-Leder sowie für Produkte von Tieren, die unter das „Washingtoner Artenschutzabkommen“ fallen, z. B. Elfenbein, Horn vom Rhinozeros. Europaweites Einfuhr- und Handelsverbot für Produkte, die auf tierquälerische Art und Weise gewonnen werden, wie z.B. Gänsestopfleber, Froschschenkel, Schildkrötenfleisch, Haifischflossen u.a.
- Ausnahmsloses Verbot der Schlachtung ohne Betäubung und strengere Kontrollen der Schlachtmethoden in Schlachthöfen und bei Hausschlachtungen,
- Verbot der Intensivhaltung und quälerischen Tötung von zum Verzehr bestimmter Tiere in Geschäften und Gaststätten (z.B. Hummer),
- Verbot tierquälerischer Jagdmethoden, der quälerischen Fallenjagd sowie Verbot von Herstellung, Verkauf und Besitz von entsprechenden Fanggeräten (z.B. „Schwanenhals“),
- Wesentlich bessere finanzielle und materielle Unterstützung von Tierheimen,
- Schärfere Strafverfolgung des Aussetzens von Haustieren als bisher,
- Überall bei Bund, Länder und Kommunen qualifizierte und unabhängige Tierschutzbeauftragte bzw. Tierschutzbeiräte, die über entsprechende rechtlich verbindliche Kompetenzen
verfügen, für die Interessenvertretung von Tieren.
Wenn Tiere bei traditionellen Anlässen wie dem Fischertag in Memmingen, Leonhardifahrten und -ritten, Mitwirkung bei Festumzügen, etc. eingesetzt werden, entspricht dies, nach meiner Meinung, keinem Verstoß gegen das Tierschutzgesetz. Die Alternative dazu wären Plastikenten oder schwere landwirtschaftliche Zuggeräte. Ob dies den kulturellen Gepflogenheiten und der Umwelt förderlich ist, bleibt mehr als fraglich. Die teilweise überzogenen Aktionen von selbsternannten "Tierschützern" bei diesen Gelegenheiten dienen hauptsächlich der Selbstdarstellung. Viel wichtiger wäre die Beachtung der im ersten Absatz geforderten Verbotsansätze sowie zusätzliche Maßnahmen in nachfolgender Ausprägung: Eintreten für ein stetiges Verbessern des Tierschutzes, Tiere haben Rechte und brauchen eine Lobby. Das fordert den Einsatz für artgerechte Tierhaltung und Abschaffung von Massentierhaltung und überlangen Tiertransporten. Außerdem bedingt dies möglichst bald ein Verbot aller physisch und psychisch quälerischen und leidvollen Experimente an und mit Tieren. Es muss ein Forschungsinstitut eingerichtet werden, das Alternativen zu Tierversuchen entwickelt und fördert.
Viele Fleischprodukte in unserer Gesellschaft, die angeboten werden, kommen aus industrieller Intensiv-Tierhaltung. Deshalb sind sie so billig und deshalb essen die meisten Menschen so viel Fleisch. Hier ist ein Umdenken notwendig. Quälerische Massentierhaltung ist unethisch und sie ist zudem auf vielfältige Weise schädlich und gefährlich:
Industrielle Intensiv-Tierhaltung …
… ist Raubbau an der Natur, weil durch sie Landschaften zerstört und Urwälder unwiederbringlich vernichtet werden.
… ist schädlich für die Umwelt, weil Boden und Grundwasser durch Gülle und Gifte belastet werden.
… ist nachteilig für das Klima, weil ein erheblicher Anteil der von den Menschen verursachten schädlichen Gase (CO2, Methan, Lachgas usw.) Folge der intensiven Tierhaltung in der Landwirtschaft ist.
… ist qualvoll für die Tiere, weil diese in engen Boxen oder Käfigen dahinvegetieren müssen.
… ist gefährlich für unsere Gesundheit, weil wir zu übermäßigem Fleischkonsum verführt werden.
… birgt gesundheitliche Risiken, weil sie Brutstätte für Infektionserreger und Seuchen ist.
…führt zum Missbrauch von Antibiotika und damit zur Entstehung und Ausbreitung resistenter Keime.
Deshalb lehnt die ÖDP Massentierhaltung strikt ab. Sie tritt für eine zukunftsfähige und nachhaltige Nutztierhaltung auf bäuerlichen Betrieben ein und somit gegen Agrarfabriken. Die ÖDP schließt sich den Forderungen des Netzwerks „Bauernhöfe statt Agrarfabriken“ an: Agrarsubventionen müssen strikt an Leistungen für den Tier- und Umweltschutz gekoppelt werden. Die Tierschutzstandards sind anzuheben. Die Tierhaltungsformen müssen auf allen Lebensmitteln gut sichtbar angegeben werden entsprechend dem Vorbild der Eierkennzeichnung. Die regionale Futtermittelerzeugung muss gestärkt und heimische Futtermittel müssen ohne Gentechnik produziert werden. Importierte tierische Lebensmittel, die mit gentechnisch veränderten Futtermitteln erzeugt wurden, sind verbindlich zu kennzeichnen.
Damit hoffe ich Ihre Frage eingehend beantwortet zu haben,
herzliche Grüße
Lucia Fischer