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Frage von Heidrun H. •

Frage an Lothar Bisky von Heidrun H. bezüglich Außenpolitik und internationale Beziehungen

Sehr geehrter Herr Bisky,

gerade komme ich aus Athen zurück, wo ich erstmals von einem Zwangskredit gehört habe, den Nazi-Deutschland von Griechenland gefordert und erhalten hat. Dieser sei bis heute nicht zurückgezahlt und beliefe sich mit Zinsen inzwischen auf etwa 125 Milliarden Euro, also etwa die Summe, die Griechenland heute dringend brauchen würde. Meine Recherche im Internet hat mich zwar eine Bestätigung der Tatsache, aber nur unzureichende Informationen über den Sachverhalt finden lassen. Bitte klären Sie mich darüber auf, denn ich finde dies eine Frage von großer Brisanz, erst recht, wenn ich den Ton und das Auftreten Deutschlands gegenüber Griechenlands in der Krise vor Augen habe.
Darf ich angesichts der Aktualität bald mit einer Antwort rechnen?

Mit freundlichen Grüßen
Heidrun Hankammer

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Antwort von
DIE LINKE

Sehr geehte Frau Hankammer,

was den Sachverhalt Ihrer Frage angeht, muss auch ich mich genau wie Sie öffentlich zugänglicher Informationen bedienen und kann Ihnen zum Beispiel ein auf Spiegel-online kostenlos zugängliches Interview (08/03/2010) mit Dimitris Droutsas weiterempfehlen, damals amtierender Außenminister Griechenlands und inzwischen Europaabgeordneter in der sozialdemokratischen S&D-Fraktion.
Dass die Bundesrepublik Deutschland offenbar bisher nicht bereit gewesen ist, über die Lösung der Frage der von der Nazi-Besatzungsmacht auferlegten Zwangsanleihe offen mit Griechenland zu sprechen, halte ich gelinde gesagt für einen großen Fehler.
Gleichwohl warne ich eindringlich davor, nationale / nationalistische Antipathien zu befeuern - diese Warnung richtet sich nicht nur an die deutsche Boulevard-Presse, sondern auch gegen entsprechende griechische Reaktionen.
Ich bin vielmehr der Auffassung, dass die Politik, die doch eigentlich die Krise und deren Ursachen bekämpfen sollte, leider noch immer keine ausreichenden Maßnahmen ergreift bzw. zum Teil in eine ganz falsche Richtung läuft. Statt extremer Sparpolitik an den völlig falschen Stellen - z. B. bei Löhnen, Sozialleistungen, öffentlichen Investitionen - sollte auf wachstumsfördernde Maßnahmen gesetzt werden, die allen Bürgerinnen und Bürgern zugute kommen. Statt Banken nur immer weiter Geld zur Verfügung zu stellen, müssen die Finanzmärkte wirksam kontrolliert und reguliert werden, eine Finanztransaktionssteuer wäre dazu nur ein hilfreiches Instrument.
Ich erlaube mir den Hinweis auf die Internetseite der LINKEN-Delegation im Europäischen Parlament http://www.dielinke-europa.eu und dabei insbesondere die Dossiers zu Griechenland sowie zur Finanzkrise, wo Sie unsere Analysen und Forderungen im Einzelnen nachlesen können.

Mit freundlichen Grüßen
Ihr Lothar Bisky