Frage an Lothar Binding von Winfried M. bezüglich Recht
Sehr geehrter Herr Binding ,
Ins Thema "Bürgerrechte" gehört meine hiesige Frage
Sie antworteten mir im vorgehenden Beitrag :
"wenn Sie(Herr Meyer) sich Ihren Text, Diktion und Struktur einmal vorsichtig ansehen, verstehen Sie sicher jene Kollegen, die sich die Selbstbeschränkung auferlegen und solche Briefe nicht beantworten."
NEIN , ich verstehe Ihre Kollegen in deren "Selbstverständnis" nicht !
Sehen insbesondere diese LISTEN-Kandidaten(Zweitstimmen) ihre Wähler als lästige Kunden, die ignorierbar sind, weil die Listenkandidaten sich hinter dem Schutzwall namens Fraktionszwang sicher fühlen ???
Da Sie , Herr Binding , im Gegensatz zu Ottmar Schreiner , Elke Ferner und Astrid Klug mehr als nur ihre Berufsangaben hier zu publizieren wissen, hatte ich Sie auch als "Vorbildkandidaten" angesprochen ;
Dieser "Vorbildfunktion" sind Sie ja auch mit Ihrer sofortigen Antwort nachgekommen.
Die Rettung in VORORT-Wahlkreisen zu sehen , mag vielleicht in Ihrem Fall angebracht sein ;
jedoch im Saarland mühte sich heute Franz Müntefering bis zum Umfallen (Homburg/Saar) ab ;
... und die Saar-SPDler mimten die Lemminge ...
WARUM haben sich viele Ihrer KollegInnen hier in kandidatenwatch.de denn einschreiben lassen ?
nur Primitiv-Litfaßsäulen-Werbung OHNE Dialog ?
Lothar Binding schrieb :
"Zu Ihrer "zweiten Frage" hinsichtlich meiner Kollegen und Kolleginnen und deren "Berater-Salär" bleiben Sie mir einen nachprüfbaren Beleg schuldig. Ich erhalte keine Zahlungen dieser Art und habe mich um dieses Thema bisher nicht gekümmert."
... noch nicht einmal solch eine mutige Aussage erhalte ich von Ihren saarländischen KollegInnen.
Also bleibt mir doch im Wahlkreisprinzip nur meine Erststimme für ein Direktmandat .
Alle Zweitstimmen würde ich gerne UNGÜLTIG machen und in der Endabrechnung berücksichtigt wissen ...
führte nämlich dann zur Sitzreduktion der Parlamente mit Beschränkung auf Direktkandidaten.
Sind Sie , Herr Binding , für eine solche Mandatsreduzierung, auch wenn dann Ihr eigener Stuhl wackelt ?
Liebend gerne würde ich als Saarländer Sie , Herr Binding, als Erststimme im Bundesparlament wissen.
Doch mein Bürgerrecht, einen BürgerREPRÄSENTANTEN auf Bundesebene frei zu wählen, ist mir genommen im Wahlkreisprinzip !
Haben Sie kein bischen Verständnis für meinen Politiker-Frust ?
Sind Sie z.B. innerhalb der Föderalismusdiskussion für eine Fusion zwischen Saar-RHPfalz-BadenWürttemberg , um Schlafmützen wie Schreiner, Ferner, Klug auszutauschen ?
Sie erwarten doch nicht allen Ernstes, daß ich hier an dieser Stelle rechtsrelevante Belege publiziere, so wie es der Apotheker Frensemeyer mit seinem ABDA-Tableau seinerzeit gegenüber der Öffentlich-Rechtlichen-Körperschaft namens BW-Apothekenkammer getan hat ?
Von Ihren saarländischen SPD-Kollegen erwarte ich diegleiche Aussage wie die Ihrige !
Glauben Sie, daß ich sie ÖFFENTLICH erhalte ?
Können Sie Ihre Bundestagskollegen beeinflussen, in einem Bundestagswahlkampf Ihren Mandatspflichten zur Transparenz nachzukommen ?
... und somit die Bürgerrechte zu befriedigen ?
Auch wenn Ihnen und Ihren KollegInnen mein Artikulationsstil/Diktion nicht gefällt, so wollen sie schließlich "gewählt" werden !
... oder stellt sich der Basisbürger dem Mandatsträger zur Wahl ?
Wählen sich die "Repräsentanten" gar Ihr Volk selbst ?
leben wir in einer diktaturähnlichen Demokratie ?
Ausnahmen (wie Sie , Herr Binding) bestätigen mir die Regel .
Grüsse
Winfried Meyer aus Saarbrücken
Sehr geehrter Her Meyer,
Ihre Vermutung, als Abgeordneter hatte man sich "in Kandidatenwatch.de einschreiben lassen" ist falsch. Lesen Sie bitte meine bisherigen Antworten.
Ihre Schlussweise "Rettung in Vorort-Wahlkreise... jedoch im Saarland mühte sich Franz Müntefering..." ist falsch. Ich habe nicht gesagt, dass wir uns nur im eigenen Wahlkreis engagieren oder engagieren können.
Ich habe Ihnen geschrieben: "Es gibt inzwischen mehr Briefe, die bundesweit an Abgeordnete geschrieben werden, als sich beantworten lassen. So wird mit unserem effizientesten Kommunikationsinstrument Kommunikation zerstört. Die einzige Rettung ist das Wahlkreisprinzip." Diesen Gedanken nehmen Sie in Ihrer neuen Frage nicht auf. Deshalb nachfolgend ein Erklärungsversuch.
Jeder von uns hält Fachvorträge, Reden, besucht Podiumsdiskussionen organisiert pädagogische Aktionen - bundesweit. Manchmal kommen zehn Besucher, manchmal Tausend. Fast alle Besucher akzeptieren, dass die an einem Abend oder an einem Tag geführten Dialoge eine bestimmte Anzahl nicht überschreiten kann - das wird sogar dann akzeptiert wenn jemand noch nicht zu Wort kam obwohl er die wichtigste aller Fragen zu stellen gehabt hätte. So war Mütefering in Homburg. ich war in Villingen, die Kollegen aus dem Saarland waren sicher auch unterwegs. Die physische Anwesenheit der Menschen, der Veranstaltungsbesucher, vermittelt das Erlebnis, ermöglicht die Erfahrung, dass es nicht möglich ist alle Fragen beantwortet zu bekommen, alle Dialoge führen zu können, weil deutlich wird, dass jegliche Allokation von Zeit oder Aufmerksamkeit die man selbst beansprucht, den anderen Menschen genommen wird.
Leider haben viele Schreiber von Mails diese Erkenntnismöglichkeit nicht. Egal ob 10 oder 1000 Mails bei einem Abgeordneten ankommen - die Erwartung, hochstilisiert auf "mein Bürgerrecht" eine Antwort zu erhalten nimmt jeder Absender für sich in Anspruch - unabhängig von den objektiven Möglichkeiten des Empfängers. Über die Bedeutung der Fragen oder die Qualität der Aussagen oder deren Trivialität, mit denen man damit die Aufmerksamkeit allen anderen Bürgern entzieht, denken die wenigsten Mailschreiber nach. Auf Veranstaltungen hilft dann regelmäßig das Auditorium Dauerfrager etc. zeitlich etwas zu begrenzen.
Das Auditorium hat oft ein gutes Gespür dafür wann jemand egoistisch dominant versucht den Vortragenden für seine Interessen zu instrumentalisieren - und sei es nur um Aufmerksamkeit zu erheischen. Für mich ist oft das schlimmste dabei - weil erstens nicht logisch und zweitens deshalb meine Antworten oft länger werden als geplant - dass häufig einfach von falschen Voraussetzungen ausgegangen wird um anschließend fleißig etwas daraus abzuleiten. Oft ist die falsche Prämisse als Vermutung getarnt, manchmal einfach als unbewiesene Behauptung gesetzt. Der logische Fehler ist in beiden Fällen gleich fatal und verschlingt -absolut wertlos - kostbare Lebenszeit.
Ich bin dafür das Wahlrecht, speziell bei den Listenaufstellungen, zu ändern. Für eine Mandatsreduzierung bin ich nicht, denn dann hätte der einzelne Abgeordnete noch mehr als die heute ca. 250.000 Bürgerinnen und Bürger zu betreuen. Zuzüglich jenen Menschen, die meinen, ein Abgeordneter wäre in der Lage bundesweit die Mails aller Bürgerinnen und Bürger zu beantworten.
Auch hier wieder eine von Ihnen implizit gesetzte falsche Prämisse: Die Verkleinerung oder auch Vergrößerung des Parlaments hätte auf meine persönliche Situation bisher keinen Einfluss gehabt. Sie erkennen das leicht an meinen Listenplätzen und Ergebnissen seit 1994, seit ich für den Bundestag kandidiere.
Ja, nachdem ich Ihre beiden langen "Fragen" gelesen habe, habe ich Verständnis für Ihren Frust. Würde es Ihnen gelingen, sich nur ein wenig in die Situation der Adressaten Ihrer Post zu versetzen, ich bin sicher Ihr Frust wäre verschwunden und Sie hätten die Freiheit zurück gewonnen sich wieder jenen Dingen zuzuwenden, die Sie für Ihr Leben als wesentlich erkannt haben.
Ich versuche mich in ihre Situation als Fragenden zu versetzen und ich verstehe gut, das Sie sich ärgern wenn Sie keine Antwort erhalten. Aber vielleicht denken Sie nochmals darüber nach, dass es sich nicht lohnt um jeden Preis für eine Antwort kämpfen - ich möchte auch nicht um jeden Preis gewählt werden.
Mit freundlichen Grüßen,
Lothar Binding (Heidelberg-Weinheim)