Portrait von Lothar Binding
Lothar Binding
SPD
Zum Profil
Frage stellen
Die Frage-Funktion ist deaktiviert, weil Lothar Binding zur Zeit keine aktive Kandidatur hat.
Frage von Gerd G. •

Frage an Lothar Binding von Gerd G. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen

Sehr geehrter Herr Binding,

ich darf mich etwas verspätet für die Antwort auf meine Frage und vor allem für das interessante und informative Telefongespräch dazu bedanken. Außerdem habe ich Ihre detailierte Antwort an Herrn Sproesser gelesen, dessen Frage ja auch den von mir angesprochenen Bereich betraf. Ich gehe davon aus, das Sie niemanden brauchen werden, der für Sie das Internet bedient.
Das Internet ist nämlich eine schier unerschöpfliche Quelle für Informationen. Kennen Sie WIKIPEDIA?
WIKIPEDIA-Informationen kann man zwar nicht immer zu 100% vertrauen aber ich habe dort sogar eine Seite über Sie gefunden. Mit Links zur Karl-Ruprecht-Universität an der Sie tätig waren und natürlich zur SPD.
Links sind phantastisch, finde ich.
Neulich habe ich mir eine Sendung über Alfred Nobel, den Erfinder des Dynamits, im ZDF angesehen. Und gleich im Internet nachgelesen. Wussten Sie, das der Grundstoff zu Dynamit – Nitroglyzerin – auch bei Herzerkrankungen verwendet wird und relativ einfach herzustellen ist? Sagt jedenfalls WIKIPEDIA. Die entsprechenden Formeln zur Herstellung findet man dort übrigens auch.

Ich glaube es war wieder Herr Dr. Schäuble, der gefordert hat, schon das Herunterladen von „Anleitungen zum Bombenbau“ aus dem Internet unter Strafe zu stellen.
Herr Binding, werden wir in Deutschland bald soweit sein, das wir für das Herunterladen von Informationen aus dem Internet, vielleicht auch nur für das Anschauen, zu Straftätern werden?
Für Informationen, die heute noch jedermann zugänglich sind?

Mit freundlichen Grüßen

Gerd Gräber, Weinheim

Portrait von Lothar Binding
Antwort von
SPD

Sehr geehrter Herr Gräber,

vielen Dank für Ihre Nachfrage.

Die von Ihnen angesprochenen Ideen von Minister Schäuble irritieren mich sehr. Sie lassen sich mit meinem Verständnis unserer freiheitlich demokratischen Ordnung nicht vereinbaren. Oft zeigen mir auch bestimmte Ideen hinsichtlich der Überwachung von (privaten) Rechnern, welcher Ideengeber von Rechnern, Netzen, Verschlüsselung, Datenschutz und Datensicherheit nicht genug versteht.

Aber noch wichtiger ist, dass Innenpolitik die Kulturunterschiede – z.B. zwischen den USA und Deutschland – offensichtlich nicht hinreichend erfasst. Das „First Amendment to the United States Constitution“ z.B. erlaubt bewusst, was in Deutschland aus gutem Grund verboten ist. Wenn ich nun in Deutschland sitze und von einem Rechner in den USA aus agiere… schon finden die Ideen mancher Innenpolitiker lediglich einen leeren Anwendungsbereich.

Auch die jüngsten Ideen über den Einsatz von Keystroke-Loggern – also Lauschprogramme die alle Tastatureingaben und Bewegungen der Maus protokollieren und digitale Bildschirmfotos aufnehmen können um sie dann online zu übermitteln – erfordern wenigstens einmal mehr als eine Online-Verbindung zu meinem PC. Herr Schäuble müsste schon vorbei kommen…

Noch ein kleiner Aspekt, der die z.B. bisherigen Schutzmechanismen im Bankenwesen betrifft: Keystroke-Logger umgehen natürlich alle Verschlüsselungsverfahren, denn sie erfassen Texte vor der Verschlüsselung, also auch Persönliche Identifikations-Nummern (von PINs) und Passwörter etc. Die rechtskonforme bzw. verfassungsfeste Begründung zur Ausspionierung dieser Daten möchte ich gern mal sehen.

Viele Grüße, Ihr Lothar Binding