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Lothar Binding
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Frage von Olaf S. •

Frage an Lothar Binding von Olaf S. bezüglich Finanzen

Sehr geehrter Herr Binding!

ich nehme Bezug auf das neue Einkommenssteuergesetz und seine Auswirkungen.

Ich bin am Finanzmarkt aktiv, um mir, wie immer wieder seitens der Politik gefordert wird und wurde, eine private Altersvorsorge aufzubauen.
Da die Zeit bis zur Rente knapp ist, und auch in der Gegenwart finanzielle Mittel benötigt werden, kann man nicht alles für die Zukunft an die Seite legen.
Daher bin ich mit kontrolliertem Risiko auch an der Terminbörse tätig.
Um keinen Totalausfall zu riskieren, werden Optionen verkauft und als Absicherung werden Optionen gekauft.
Da der Zeitwertverlust beide Optionen betrifft, gewinnt die verkaufte Option und verliert die gekaufte Option. Das ist der Natur der Sache geschuldet und hat nichts mit riskantem Spekulieren zu tun.
Verluste, die übrigens notwendig sind, um diese Gewinne erst zu ermöglichen!

Ausgaben, die getätigt werden, um Einnahmen zu erzielen, die dann versteuert werden, sollten in jedem Fall Berücksichtigungen finden um eine Steuerehrlichkeit und Steuergerechtigkeit zu erzielen.

Wenn ich jetzt Gewinne in Höhe von 100.000 € mit Optionen schaffe, gleichzeitig aber auch Verluste in Höhe von 90.000 €, muss ich 90.000 € versteuern, obwohl ich die gar nicht zur Verfügung habe.
Das ich die restlichen 80.000 € Verluste in die nächsten 8 Jahre mit jeweils 10.000 € vortragen lassen kann, ist doch eine Augenwischerei. Denn der Staat hat mir mein gesamtes Geld als Steuer genommen und ich kann in den Folgejahren keine Geschäfte der gleichen Art mehr tätigen.
Und um diese Verluste auszugleichen, muss ich ja ebenfalls Termingeschäfte tätigen!
Sollte man wieder mit überschaubaren Risiko agieren, werden ja zwangsläufig auch wieder Verluste anfallen, die wieder vorgetragen werden müssen.

Welchen Nutzen sehen Sie also in diesem Gesetz?
Wie wollen Sie verhindern, dass die Altersvorsorge vom Staat aufgefressen wird?

Mit freundlichen Grüßen!

Olaf Schmidt

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Antwort von
SPD

Sehr geehrter Herr S.,

in dieser Anfrage, wie auch in ihrer nächsten Frage vom 8. Februar, formulieren Sie, Sie seien am Finanzmarkt aktiv, um sich „wie immer wieder seitens der Politik gefordert“ eine private Altersvorsorge aufzubauen.

Der Aufbau eines Altersvorsorgevermögens erfordert einen langfristigem Anlagehorizont und ein konservatives Anlageverhalten. Es kommt dabei auf den dauerhaften Wertzuwachs an und nicht auf kurzfristige Gewinne. Termingeschäfte sind deshalb für die Altersvorsorge viel zu riskant und ungeeignet.

Und da sie ja ganz offensichtlich auf den Rat „der Politik“ hören, möchte ich Ihnen empfehlen auf diese Art der Geschäfte zu verzichten.

Ihre Logik, dass sie durch Fehleinschätzung bestimmter Risiken Geld verlieren und diese Verluste erneut durch Termingeschäfte ausgleichen wollen, mag ich nicht folgen. Ihre Formulierung, dass die Altersvorsorge vom Staat aufgefressen wird verstehe ich nicht.

Private Altersvorsorge wird vom Staat im Rahmen der Riester-Rente, der Rürup Rente und auch bei lang laufenden Rentenversicherungsprodukten steuerlich begünstigt. Kurzfristige Termingeschäfte gehören einfach nicht zur Altersvorsorge.

Darüber hinaus möchte ich bemerken, dass der Staat wir alle sind und das gegenwärtig mehr als 100 Milliarden Euro, beziehungsweise ein Drittel der gesamten Kosten für die Altersvorsorge, aus dem Staatshaushalt (genauer: dem Bundeshaushalt) finanziert werden. Deshalb findet sich ihr Vorwurf an den Staat, an alle Bürgerinnen und Bürger, in leerem Anwendungsbereich.

Termingeschäften steht, wie Sie richtigerweise schreiben, im Gewinnfall des einen immer der Verlust eines anderen gegenüber, so dass über das Ganze betrachtet, die Altersvorsorge nicht funktionieren kann, denn wenn: des einen Gewinn, des anderen Verlust ist, wird die Altersvorsorge nicht stabilisiert sondern zu einem Null-Summen-Spiel.

Mit freundliche Grüßen,
Ihr Lothar Binding