Frage an Lothar Binding von Rainer H. bezüglich Bildung und Erziehung
Was will die SPD gegen die Bildungsmisere in der BRD machen?
Ich beziehe mich bei meiner Frage auf die Ergebnisse derPISA-Studie und auf Aussagen der Wirtschaft bzgl. des schlechten Bildungsniveaus von Schulabgängern, sowie auf das unzureichende Sozialverhalten der Jugendlichen.
Sehr geehrter Herr Herrmann,
vielen Dank für Ihre Frage. Sie sprechen eine sehr wichtige Frage an. Auch ich nehme dieses Thema wichtig und habe deshalb in einer Reihe öffentlicher Veranstaltungen mit Elternbeiräten, Eltern, Schülerinnen und Schülern, Lehrern, auch mit Edelgard Bulmahn angeboten. Ihr großes Interesse legt die Vermutung nahe, dass Sie einige dieser Veranstaltungen besucht haben. Deshalb möchte ich meine Antwort auf ein Zitat aus unserem Manifest stützen:
"Jedem und jeder Einzelnen wollen wir unabhängig von der sozialen Herkunft Zugang zu guter Bildung ermöglichen. Das ist für uns ein Gebot der Gerechtigkeit. Und es entspricht der ökonomischen Vernunft. Im internationalen Wettbewerb werden wir nur bestehen, wenn wir den Reichtum unserer Talente entwickeln und ausschöpfen.
Deutschlands Zukunft entscheidet sich im Wissen und Können unserer Kinder und deren Willen zur Leistungsfähigkeit. Unser Land muss die frühkindliche Bildung und Erziehung mehr als bisher ins Zentrum rücken. Im Kindergartenalter kann erheblich dazu beigetragen werden, Fähigkeiten und Talente zu entwickeln und Kreativität und Endeckergeist zu fördern. Und wir wollen ein Schulsystem, das stärker auf Durchlässigkeit, Integration und individuelle Förderung ausgerichtet wird.
Mit dem von uns auf den Weg gebrachten Tagesbetreuungsausbaugesetz werden bis 2010 rund 230.000 zusätzliche Plätze in Kindergärten, Krippen und in der Tagespflege entstehen. Für die Kinder bedeutet das bessere Betreuung und frühe Förderung. Für die Mütter und Väter heißt das echte Wahl zwischen unterschiedlichen Betreuungsmöglichkeiten und bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf.
Wir setzen uns dafür ein, den Bildungsauftrag der Kindergärten ernst zu nehmen. Wir werden die Ausbildung von Erzieherinnen und Erziehern in Kindergärten neu ausrichten und weiterentwickeln. Deshalb setzen wir uns ein für gemeinsame Bildungsstandards und -ziele in Kindertagesstätten. Berufs- und Teilhabechancen kann nur erwerben, wer die deutsche Sprache beherrscht. Deshalb fordern wir, den Spracherwerb von Kindern im Vorschulalter gezielt zu fördern. Obligatorische Tests könnten dabei helfen, Sprachdefizite bereits vor dem Start in die Schule zu erkennen und durch gezielte Förderung zu beheben.
Mit dem Ganztagsschulprogramm stellen wir den Ländern bis 2008 rund 4 Mrd. Euro für die Einrichtung von 10.000 zusätzlichen Ganztagsschulen zur Verfügung. Es ist vor allem Aufgabe der Länder, diesen sinnvollen Weg fortzusetzen.
Wir stehen für den offenen Zugang zu den Hochschulen, unabhängig von den sozialen oder finanziellen Voraussetzungen der Jugendlichen. Wir stehen dafür, dass auch mehr Jugendliche aus bildungsfernen Schichten ein Studium ermöglicht wird.
Deshalb bleibt das Erststudium frei von Studiengebühren.
Der Zugang zur Hochschule muss auch künftig überall besonders qualifizierten Absolventen einer Berufsausbildung ohne Abitur offen stehen.
Das BAföG bleibt und wird nicht in ein Volldarlehen umgewandelt."
Soweit das Zitat. Bitte beachten Sie darüber hinaus, wie heute die Zuständigkeiten zwischen Bund und den Ländern verteilt sind. Leider konnten sich die Verhandlungspartner in der Föderalismuskommission nicht auf ein gemeinsames Modell im Bereich Bildung einigen. Koch hat in letzter Sekunde den Kompromiss zwischen Müntefering und Stoiber zerstört. Deshalb bitte ich Sie auch Herrn Stoiber und Herrn Koch zu fragen, warum sie den greifbaren Kompromiss vereitelt haben. Wenn Sie mir deren Antworten überlassen... würde ich diese gern wieder öffentlich reflektieren um zu zeigen, wer auf wessen Rücken in Deutschland gute Bildungspolitik vereitelt.
Mit freundlichen Grüßen,
Ihr Lothar Binding