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Lothar Binding
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Frage von Claudia E. •

Frage an Lothar Binding von Claudia E.

Sehr geehrter Herr Binding,

warum ist es so schwierig, Fracking zumindest in Deutschland komplett zu verbieten? Niemand will doch diese giftigen Substanzen im Untergrund haben?

Mit freundlichen Grüßen
C. Engelmann

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Antwort von
SPD

Sehr geehrte Frau Engelmann,

vielen Dank für Ihre Frage zum Thema Fracking. Die eilfertige Antwort: Mit einer Mehrheit im Deutschen Bundestag wäre es leicht möglich Fracking in Deutschland zu verbieten. Aber diese Mehrheit gibt es nicht. Sie schreiben: „Niemand will doch diese giftigen Substanzen im Untergrund haben.“ Da habe Sie sicher Recht – aber viele wollen gleichwohl nicht auf die Gasförderung, auf das Gas verzichten. Und schon haben wir ein Problem. Und natürlich wollen Unternehmen ihr Geschäftsfeld behalten und Arbeitnehmerinnen Arbeitnehmer ihren Arbeitsplatz – alles sehr verständlich, aber zu kurzfristig gedacht. In einer anderen meiner Antworten ( http://www.abgeordnetenwatch.de/lothar_binding-778-78033.html#questions ) zum Thema Fracking auf dieser Plattform können Sie lesen, warum mich grundsätzliche Überlegungen gegen Fracking und gegen die weitere Förderung von fossilen Energieträgern (Kohle, Gas, ÖL) einnehmen. Leider (einige sagen glücklicherweise) orientiert sich die Welt nicht allein an meiner Meinung…

Nach geltendem Recht ist Fracking zur Erdgasgewinnung in Deutschland derzeit erlaubt. Dabei wird nicht zwischen „konventionellem“ und „unkonventionellem“ Fracking differenziert.

Konventionelle Gasförderung gibt es in Deutschland schon seit den 60er Jahren In 4000 bis 6000 Meter Tiefe liegen Erdgasvorräte (größere Gasblasen) die angebohrt werden. Das Gas kann - häufig ohne den Einsatz von Chemikalien – gefördert werden, weil es von selbst ausströmt. Andernfalls genügt im Regelfall ein Fracking-Vorgang, bei dem die Gesteinsschichten aufgebrochen werden, indem ein Wasser-Sand-Chemikaliengemisch in den Boden gepumpt wird.

Unkonventionelle Gasförderung kommt in weniger tief liegenden Gesteinsschichten, ab 1000 Meter, zum Einsatz. Das Gas ist in diesen Gesteinsschichten eingeschlossen und kann erst entweichen, wenn die Gesteinsschichten aufgebrochen werden. Das geschieht durch ein Gemisch aus Wasser, (Quarz-)Sand und Chemikalien, das unter hohem Druck das Gestein aufbricht und das Gas freisetzt. Dieser Frackingvorgang muss mehrfach wiederholt werden um die Fördermenge zu steigern. Gleichzeitig werden damit natürlich die Belastung des Bodens und die Gefahr für das Grundwasser erhöht.

Die Gesetzeslage zum bereits seit Jahrzehnten existierenden Fracking weißt im Moment erhebliche Regelungslücken auf, die zu schließen sind. Also brauchen wir ein Gesetz. Oberstes Ziel muss es dabei sein, die Umwelt und die Gesundheit der Menschen bestmöglich zu schützen. Für die SPD ist klar, dass der Schutz des Trinkwassers absoluten Vorrang vor wirtschaftlichen Interessen genießen muss. Unkonventionelles Fracking zur Förderung von Schiefer- und Kohleflözgas zu wirtschaftlichen Zwecken ist nicht verantwortbar.

Im Rahmen der Gespräche mit der Union und bei den Anhörungen im Deutschen Bundestag konnten bereits viele Punkte zu Gunsten höherer Umweltstandards geklärt werden. Es gibt allerdings noch einige offene Punkte und bevor hier ungewollt Lücken bleiben oder sich gar neue auftuen, gilt der Grundsatz: Gründlichkeit vor Schnelligkeit. Fracking ist eine Risikotechnologie, die wir nicht einer Expertenkommission und dem Ermessen von Landesbehörden überlassen dürfen. Das letzte Wort muss der Deutsche Bundestag haben.

Der Ball liegt jetzt bei der CDU/CSU, damit wir ein Gesetz bekommen, das dem Schutz des Menschen, der Natur und des Trinkwassers vollumfänglich gerecht wird.

Mit freundlichen Grüßen,

Ihr Lothar Binding