Frage an Lothar Binding von Stefan M. bezüglich Finanzen
Guten Tag Herr Binding,
diese Nachricht habe ich zum Herrn Oppermann geschickt, der mich an Sie verwiesen hat.
Seit längerem beschäftige ich mich mit dem Thema Altersvorsorge und lege selbst seit 15 Jahren Geld in Aktienfonds an. Zusätzlich habe ich auch einen fondsgebundenen Riestervertrag und eine Kapitallebensversicherung.
Es hat sich leider herausgestellt, dass im Allgemeinen die Riesterrente sämtliche Renditeprognosen verfehlt, ein Provisionsbringer für Banken und Versicherungen und zudem noch oft sehr kompliziert ist.
Dazu der Bericht der Wirtschafts-Woche vom 12. Dezember 2014:
Eine interessante Alternative zu den in Deutschland geförderten Produkten befindet sich den USA, wo z.B. “401(k) Depots” den amerikanischen Bürgern zum Rentenvermögensaufbau hilft.
Nach meinen jetzigen Information bin ich begeistert über dieses Modell, weil es in dem Depot viele Anlagemöglichkeiten gibt, so dass jeder Anleger gemäß eigener Risikoneigung und Kenntnisstand aus einer Vielzahl von Produkten wählen kann. Zudem ist die Anlage transparent zur Altersvorsorge und führt nicht zum Missbrauch – vorzeitige Entnahmen sind sehr teuer.
Leider ist es zur Zeit in Deutschland so, dass renditebringende Anlagen wie Aktien, Fonds usw. bei jeder Umschichtung voll besteuert werden, während gleichzeitig die provisionsreichen und renditearmen Produkte während der Ansparphase nicht nur zinsfrei gestellt, sondern auch noch stark mit Steuermitteln gefördert werden.
Ich würde mich freuen, wenn es in den nächsten Jahren diesbezüglich Fortschritte zum Vermögensaufbau für die Rente gibt, weil alle Prognosen davon ausgehen, dass viel zu wenige über Kapitalaufbau vorsorgen und die Altersarmut dadurch rapide zunehmen wird.
Mich interessiert, ob Sie die 401k Depots kennen und wie Sie bzw. ihre Partei zu dieser Anlageform zum Aufbau von privaten Kapital zur Altersvorsorge stehen?
Stefan Müller
Sehr geehrter Herr Müller,
vielen Dank für Ihre Frage. Bitte entschuldigen Sie meine späte Antwort – das hohe Kommunikationsaufkommen lässt eine zeitnahe Beantwortung nicht immer zu.
Sie empfehlen die Vorzüge der US-amerikanischen Rentensparpläne. Bei den sog. 401k-Depots (bzw. Individual Retirement Arrangements – IRA) verzichten Arbeitnehmer auf einen Teil ihres Einkommens und lassen diesen in einen Sparplan einzahlen. Arbeitgeber können die Einzahlungen weiter aufstocken. Die Einzahlungen werden bis zu einer gewissen Höhe vom zu versteuernden Einkommen abgezogen und damit steuerfrei gestellt. Die Kapitalerträge auf das angesparte Vermögen unterliegen ebenfalls nicht der Einkommensteuer. Erst die Auszahlungen im Alter unterliegen dann einer nachgelagerten Versteuerung.
Der Sparer kann unter bestimmten Bedingungen die Auszahlung des angesparten Betrages verlangen. Hat er aber noch nicht das Alter von 59 Jahren erreicht, fällt zusätzlich zur Einkommensteuer eine Strafsteuer von 10 Prozent an.
Bei den 401k-Depots gibt es keine Beitragserhaltungsgarantie. Die Auszahlungen im Alter erfolgen in einer Summe. Es besteht somit keine Rentenauszahlung.
Bei den US-amerikanischen Rentensparplänen handelt es sich somit eher um eine Form der privaten Vermögensbildung. Bei der deutschen Rürup- oder Riester-Rente steht dagegen die ergänzende kapitalgedeckte Altersvorsorge im Mittelpunkt. Das halte ich für richtig. Wenn eine staatliche Förderung erfolgt sollte auch sichergestellt werden, dass die Mittel tatsächlich für die Altersvorsorge in Form einer Rentenzahlung zur Verfügung stehen. Auch die Auszahlung als Rente entspricht der Zielsetzung einer Altersvorsorge in höherem Maße. Gefordert werden soll die Altersvorsorge und nicht die Möglichkeit zur Vererbung von Vermögen.
Ich möchte Ihre Ausführung zur Riesterrente relativieren: Im Rahmen der Rürup- und der Riesterrente sind sowohl Banksparpläne, Rentenversicherungen, Investmentsparpläne als auch Bausparpläne vorgesehen. Es ist also eine große Produktvielfalt gegeben. Die Beitragserhaltungsgarantie (die es bei den Individual Retirement Arrangements nicht gibt) schließt bestimmte risikobehaftetere Anlagen aus und führt auch zu zusätzlichen Kosten. Die Sicherheit, dass die angesparten Mittel im Alter auch für die Altersvorsorge zur Verfügung stehen, ist aber nicht umsonst zu bekommen. Eine Renditemaximierung um den Preis hoher Risiken widerspricht der Zielsetzung der Altersvorsorge.
Hoffentlich hilft Ihnen meine Antwort einen Schritt weiter.
Mit freundlichen Grüßen
Ihr
Lothar Binding