Frage an Lothar Binding von Ewgeni D. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen
Sehr geehrter Herr Binding,
ich beziehe mich auf Ihre Antwort vom 07.11.2011.
Sie sind angeblich für eine sinnvolle Cannabispolitik. Aber wenn ich mir Ihre Antwort an Georg Wurth (DHV - Deutscher Hanf Verband) ansehe, dann sieht es nicht so aus hanfverband.de Sie unterstellen dem DHV sogar, dass die mit Cannabis Geld verdienen (was ja nicht möglich ist). Außerdem habe ich ein Buch von Ihnen gefunden, wo Sie rigoros gegen Rauchen und gegen Raucher sind. Ich weiß nicht, ob Sie es schon wissen, aber es gibt auch andere Methoden um Tabak oder Cannabis zu konsumieren, wie z.B. verdampfen/ vaporisieren. Diese Methode erwähnen sie merkwürdigerweise nie, sondern nur das Rauchen. Ich habe auch das Gefühl, dass Sie die Abhängigkeit von Cannabis mit Tabak/ Nikotin gleichsetzen - Sie sollten schon wissen, dass es sehr große Unterschiede zwischen diesen beiden Substanzen/ Drogen gibt.
Seien Sie doch mal ehrlich und schreiben Sie öffentlich (hier im Internet auf Abgeordnetenwatch) was Sie wirklich von Cannabiskonsumenten bzw. Cannabis halten. Beim Deutschen Hanf Verband haben Sie es doch auch hingekriegt. Was ist denn für Sie eine sinnvolle Cannabispolitik ?
Mit freundlichen Grüßen
Ewgeni Dimke
Sehr geehrter Herr Dimke,
vielen Dank für Ihre Frage. Die von Ihnen erwähnte Website der Hanf-Lobbyisten habe ich gesehen. Dort ist auch mein handschriftliches Kärtchen als persönliche Antwort auf ein Lobbyschreiben des Deutschen Hanf Verbandes als Scan veröffentlicht und mit allerlei Kommentaren versehen. Eine Stilfrage. Um weitere (manchmal auch bewusst bösartige) Falschinterpretationen zu vermeiden, ziehe ich es vor, dieses Thema im Rahmen einer größeren Debatte zu verankern. Eine Plattform für Missverständnisse - im Mittelalter hätte man wahrscheinlich Pranger gesagt - ist einer fruchtbaren Diskussion hinderlich.
Sie schreiben „Außerdem habe ich ein Buch von Ihnen gefunden, wo Sie rigoros gegen Rauchen und gegen Raucher sind“. Schön, dass Sie mein Buch gefunden haben. Aber Ihre inhaltliche Behauptung ist falsch. Wäre ich „rigoros gegen Rauchen“, hätte ich ein Rauchverbot gefordert. Das habe ich aber in dem gesamten Buch „Kalter Rauch“ nicht gefordert - im Gegenteil: ich erläutere dort sogar, mit welchen Prohibitionsfolgen ich rechnen würde und dass ich deshalb ein Verbot ablehne. Mir geht es vielmehr um das Passivrauchen. Sie schreiben auch, ich sei: „rigoros … gegen Raucher“. Das ist nicht korrekt. Tatsächlich bin ich dagegen, dass Menschen Krebs bekommen. Zungenkrebs, Lungenkrebs, Hautkrebs, Nasenkrebs etc. bekommt man mit einer höheren Wahrscheinlichkeit, wenn man raucht - passiv oder aktiv. Und deshalb bin ich gegen Rauch, aber im Gegenteil zu Ihrer Behauptung nicht gegen Raucher. Ich bitte Sie mir in dieser Unterscheidung zu folgen.
Des Weiteren möchte ich klarstellen, dass es in meinem Buch „Kalter Rauch“ lediglich um den Zigarettenkonsum ging. Über Cannabis habe ich nicht geschrieben. Ihre Vermutungen über eine Gleichsetzung von „Abhängigkeit von Cannabis mit Tabak/ Nikotin“ muss ich daher zurückweisen. Würde das zutreffen, würden Sie in meinem Buch dazu sicher deutliche Ausführungen finden… aber Sie finden diese Gleichsetzung dort nicht. Genauso wenig finden Sie ein Urteil über Cannabiskonsumenten. Es gibt sicher ganz tolle Menschen, die schon mal Cannabiskonsumenten waren, und auch andere.
Mit freundlichen Grüßen, Ihr Lothar Binding