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Frage von Jan N. •

Frage an Lothar Binding von Jan N. bezüglich Gesundheit

Sehr geehrter Herr Binding,

in ihrer Antwort vom 5.9. schreiben sie "dass jeder erwachsene Mensch selbst entscheiden sollte, ob er rauchen möchte oder nicht, solange er oder sie keine anderen Menschen schadet."
Wieso gibt es dann kein Rauchverbot in Autos? Da können die Mitfahrer nicht vor dem Passivrauch flüchten. Außerdem gibt es ein Handyverbot am Steuer, aber kein Rauchverbot. Ist es denn weniger gefährlich am Steuer eine Zigarette anzuzünden und zu rauchen, als zu telefonieren?

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Sehr geehrter Herr Neumann,

vielen Dank für Ihre Frage. Im Grundsatz haben Sie recht: der Schutz vor den Gefahren des Passivrauchens schließt sicherlich auch Mitfahrer im Auto ein, die von den gesundheitlichen Risiken in gleicher Weise wie Menschen in Krankenhäusern, an Flughäfen, Kindergärten oder Schulen ausgesetzt sind, an denen das Rauchen verboten ist.

Die Debatte um ein Rauchverbot im Auto zum Schutz der Beifahrer ist daher nach meiner Einschätzung sinnvoll und berechtigt. Ich würde mich freuen, wenn diese Diskussion von einem stärkeren Bewusstsein für Eigenverantwortung und Gesundheitsschutz geprägt wäre. Denn in vielen Fällen werden die Beifahrerinnen und Beifahrer mit dem Fahrer bekannt sein -Familienmitglieder, Freunde oder Arbeitskollegen. In diesem Personenkreis sollten Rücksichtnahme und der Verzicht auf die Zigarette am Steuer eigentlich eine Selbstverständlichkeit sein; auf längeren Strecken kann ja eine kurze Pause vereinbart werden, in der der Raucher seiner Sucht nachgehen kann, ohne die anderen damit zu belästigen oder zu gefährden. Was ich überhaupt nicht verstehen kann: da achtet ein Vater oder eine Mutter peinlich drauf, dass ihr Kind nicht von einem Mäuerchen fällt, erhöhen aber am gleichen Tag das Krebsrisiko und das Risiko für ein Herz-Kreislauf-Problem ihrer Kinder.

Eine gütliche Einigung auf der Grundlage eines verantwortungsbewussten und rücksichtsvollen Umgangs miteinander ist eine Schutzregelung, für die ich viel Sympathie aufbringen kann. Das wäre eigentlich das vernünftige. Leider vertragen sich Sucht und Vernunft nicht sehr gut. Ich denke zwar, dass man, anders als in einem Restaurant, seinen Mitfahrer bzw. seine Mitfahrerin bitten kann im Auto nicht zu rauchen, man kennt sich etc., leider funktioniert dies bei mitfahrenden Kindern nicht so gut. Und bei manchen Erwachsenen ist die Sucht stärker als die Kinderliebe.

Weil die Freiwilligkeit nicht funktioniert, wäre ein Rauchverbot im Auto, wie Handyverbot oder die Gurtpflicht, konsequent aber ich wäre skeptisch ob mit einem solchen Gesetz nicht zu stark in die Privatsphäre eingegriffen wird.

Mit den Erfahrungen, die wir während des Gesetzgebungsprozesses und insbesondere mit dem Versagen der Bundesländer bei der Einführung effektiver gesetzlicher Regelungen zum Nichtraucherschutz in der Gastronomie gesammelt haben, wird deutlich, dass wir auf Bundesebene wieder aktiv werden müssen um den Länderflickenteppich zu überwinden. Dabei beschränke ich meine Aktivitäten auf die öffentlichen Räume, Gaststätten, den öffentlichen Verkehr unter Einschluss der Taxen etc. etc. Auch für Privatwohnungen haben wir keine Gesetzesinitiative in Planung, obwohl es unter den Gesichtspunkten Gesundheit und Krankheit sinnvoll wäre. Aber es gibt neben diesen Aspekten auch andere Rechtsgüter, die uns wichtig sind. Leider reift die Erkenntnis, was Rauchen bedeutet, bei vielen Menschen erst, wenn es zu spät ist- vorher überwiegt die Hoffnung, mich wird es schon nicht erwischen.

Viele Informationen, Positionen und Argumente zum Nichtraucherschutz finden Sie auch auf meiner Homepage unter folgendem Link: www.lothar-binding.de/173.0.html. Ich würde mich über Ihren Besuch auf meiner Homepage freuen und verbleibe

mit freundlichem Gruß, Lothar Binding