Frage an Lothar Binding von Dr. Martin F. bezüglich Gesundheit
Sehr geehrter Herr Binding,
sehr gefreut habe ich micht darüber, dass es in der SPD noch Abgeordnete gibt, die ernsthaft an einem Dialog mit Vertragsärzten interessiert sind. Vielen Dank dafür. Ich glaube, die politik hat nicht verstanden, worüber wir Ärzte so maßlos erbost sind: es geht nicht um unser Gesamteinkommen, obwohl der Stundenlohn für die Arbeitsdichte und Verantwortung nicht üppig ist. Es geht um die Wertschätzung dessen, was uns wichtig ist: die engagierte und verantwortliche Betreuung von Kranken und Schwerkranken. Natürlich finde ich Prävention wichtig und mache gern Kindervorsorgen. Aber es kann nicht sein, dass das Honorar, dass ich für die Betreuung eines schwer Kranken über drei monate bekomme, nur gut 10% über den knapp € 30.- liegt, die ich für die 3/4 Stunde mit dem insgesamt gesunden 5 Jährigen bekomme. Da finde ich die Diskussion um Redlichkeit der Ärzte, ob sie vielleicht das Honorar für die anderen Dinge (die im Übrigen ja auch Zeit und Kosten brauchen) erwähnen oder nicht. Am Ende ist es für den kranken entscheidend, ob er noch einen Arzt für sein Problem interessieren kann, und da sind Einkommensquellen des Arztes für (ja, böses Wort) Schnickschnack wie IGEL etc. irrelevant.
Vor vielen Monaten habe ich die Einkommens- und Kostenzahlen unserer 15 Jahre alten Dreier- Gemeinschaftspraxis von 2007 ans das Statistische bundesamt gemeldet (pflichtgemäß) Es ergab sich aus der Versorgung der GKV- Patienten für jeden von uns ein Gewinn von € 25 000,- aus dem wir unsere komplette Sozialversicherung, Kranken- Pflege-, Unfall- und Rentenversicherung inclusive des Arbeitgeberanteils und die Tilgung der Praxisinvestitionen zahlen müssen. Meine Frage: inzwischen könnten die Zahlen des Statistischen Bndesamtes etwas frischer sein als die bislang diskutierten; ist es Ihnen möglich, an diese daten heranzukommen, damit wir auf einer aktuellen Diskussionsgrundlage arbeiten können?
Mit freundlichen Grüßen
Dr. Martin Fischer, Kinder- und Jugendarzt
Sehr geehrter Herr Dr. Fischer,
herzlichen Dank für Ihre Frage bezüglich der aktuellen Zahlen zur Kostenstruktur in Arztpraxen, speziell im Bereich der Kinder- und Jugendärzte.
Mit diesem Anliegen habe ich mich an das Statistische Bundesamt gewandt. Mir wurde mitgeteilt, dass die von Ihnen erwähnten "Zahlen zur Einkommenssituation von Kinderärzten" mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit mit der Erhebung zur Kostenstruktur in Arztpraxen, Zahnarzt- und Tierarztpraxen sowie den Praxen von Psychologischen Psychotherapeutinnen und –therapeuten im Zusammenhang stehen. Diese Erhebung unterliegt einer vierjährigen Periodizität und stellt derzeit noch das Datenmaterial für das Berichtsjahr 2003 dar. Diese Zahlen können Sie auf der Internetseite des Statistischen Bundesamtes unter der Bezeichnung „Die Kostenstrukturstatistik bei Arzt-, Zahnarzt- und Tierarztpraxen 2003, Fachserie 2, Reihe 1.6.1“ einsehen und auch downloaden.
Die Statistik weist aus, dass den Praxen für Kinderheilkunde Einnahmen aus selbstständiger Tätigkeit im Durchschnitt in Höhe von 287.438 € Ausgaben für Aufwendungen von Arztpraxen für das Jahr 2003 in Höhe von 141.756 € gegenüber stehen. Diese Werte beziehen sich auf das Jahr 2003 und es handelt sich um das arithmetische Mittel.
Bei der Einzelfallbewertung der Kosten und des zu versteuernden Bruttoverdienstes nach Abzug aller Praxiskosten, spielen viele Parameter, wie beispielsweise die Öffnungszeiten der Praxis eine wichtige Rolle. Ärzte, die ihre Praxen beispielsweise nur 20 Stunden in der Woche geöffnet haben, können nicht so hohe Einnahmen erzielen wie Ärzte, die für ihre Patienten doppelt so viel Zeit aufwenden. Aus diesem Grund ist eine abschließende Bewertung über die Finanzsituation auf dieser geringen Datenbasis nicht möglich.
Die Erhebung für das Berichtsjahr 2007, für die Sie Ihre Zahlen zur Verfügung gestellt haben, ist abgeschlossen, und die Daten werden derzeit überprüft und aufbereitet. Das Statistische Bundesamt wird voraussichtlich im August oder September 2009 die aktuellen Ergebnisse an gleicher Stelle als Fachserie im kostenfreien Downloadportal veröffentlichen.
In der Hoffnung, dass ich Ihre Frage konstruktiv aufgegriffen habe, verbleibe ich
mit freundlichen Grüßen
Lothar Binding