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Frage von Kurt N. B. •

Frage an Lothar Binding von Kurt N. B. bezüglich Gesundheit

Ach, Herr Binding,

es ist ein Kreuz mit diesen Hardcore-Nikotinisten. Ich debattiere gerade mit einem Prachtexemplar dieser Gattung in einem Online-Forum, was an sich vollkommen sinnlos ist, weil dieser Herr gegen jeden Hauch einer Erkenntnis bis ins Mark imprägniert ist. Aber es hat seinen Reiz, den "Argumenten" dieser Leute einmal auf den Grund zu gehen und zu erleben, wie sich eines nach dem anderen mit einem leisen "Plöp" in Wohlgefallen auflöst.

An einem Punkt jedoch werden Sie als Kronzeuge der Extremraucher ins Feld geführt, was inhaltlich und nachprüfbar vollkommener Blödsinn ist, sie aber hier auf Abgeordnetenwatch eine nicht ganz messerscharfe Aussage getroffen haben. Dazu möchte ich Sie freundlich um eine Stellungnahme bitten. Sie schreiben auf diesen Seiten:

"Zu Ihrer Bemerkung zum Sponsoring: Pfizer erscheint zwar unter vielen Sponsoren auf der Webseite www.dkfz.de, jedoch hat dies nichts mit der Stabsstelle Krebsprävention oder dem WHO-Kollaborationszentrum für Tabakkontrolle zu tun (...)."

Es geht um diese Seite:

http://www.dkfz-heidelberg.de/biostatistics/ibsdr-dae2004/sponsoren.html

Richtig ist, dass sich diese Sponsorenseite zwar auf den Seiten des DKFZ befindet, inhaltlich mit ihm jedoch nichts zu tun hat. Es geht vielmehr um eine Tagung der Internationale Biometrischen Gesellschaft, Deutsche Region, im Jahr 2004 in den Räumen des DKFZ. Diese Pharmafirmen sind also Sponsor der Internationalen Biometrischen Gesellschaft bzw. ihrer Tagung gewesen - und nicht Finanzier des DKFZ. Kann man dem DKFZ hier mehr vorwerfen, als seine Räumlichkeiten für solche Veranstaltungen zur Verfügung zu stellen oder zu vermieten?

Es hat nichts genutzt, diesem Rauchfreund den Sachverhalt zu erklären. Als Antwort kriegt man dann zu hören "Binding gibt es doch selbst zu" - nämlich, dass das DKFZ von Pfizer gesponsort wird. Darf ich Sie herzlich bitten, in einer ruhigen Minute den Sachverhalt noch einmal prüfen und ggf. ihre Aussage zu präzisieren?

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Antwort von
SPD

Sehr geehrter Herr Bach,

vielen Dank für Ihre Frage. Zunächst die fachliche Antwort: Das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ) ist die größte biomedizinische Forschungseinrichtung Deutschlands, die zu 90 Prozent aus Mitteln des Bundeshaushaltes und zu 10 Prozent aus dem Haushalt des Landes Baden-Württemberg finanziert wird. Das DKFZ ist dementsprechend völlig unabhängig von Geldern jedweder Industrie.

Es versteht sich von selbst, dass partiell eine Zusammenarbeit mit der harmazeutischen Industrie besteht bei Projekten, die der Krebsmedikamentenentwicklung dienen, damit die Medikamente so schnell wie möglich Krebspatienten zugute kommen können. Die Stabsstelle Krebsprävention, in der das WHO-Kollaborationszentrum für Tabakkontrolle angesiedelt ist, erhält keine finanziellen oder sonstigen Zuwendungen der Pharmaindustrie, weder von Pfizer noch von einer anderen Pharmafirma. Es ist bekannt, dass Tabaklobbyisten immer wieder versuchen, die exzellente und erfolgreiche Arbeit des DKFZ in der Tabakprävention zu diskreditieren und mit offenen Lügen und Unterstellungen versuchen, deren Ansehen zu beschädigen, was ihnen nicht gelingt. Im Gegenteil - es besteht eine große öffentliche Anerkennung, die auch mit nationalen und internationalen Auszeichnungen verbunden ist.

Die Behauptung Ihres Dialogpartners ist also ohne Sinn.

Nun eine persönliche Bemerkung: Solche Debatten sind der immer wiederkehrende Versuch davon abzulenken, dass wir es beim Rauchen mit einer Sucht zutun haben. Aber was soll eine Industrie auch anderes machen als davon abzulenken, dass man ein gefährliches, krank und süchtig machendes Produkt verkauft und dass es sogar Kunden gibt, die diesen Markt befeuern? Was sollen die armen Kunden einer Industrie machen, die wissen, dass sie ihr hart erarbeitetes Geld in Milliardenhöhe an eine kleine Gruppe skrupelloser Unternehmen gibt. Unternehmen, die kaum Arbeitsplätze anbieten und die zusätzlich auch noch am Leid/Sucht ihrer Kunden verdienen?

Bei dieser Ausgangslage sind solche absurden Dialoge, wie Sie einen beschreiben, erklärbar. Wir müssen allerdings aufpassen, dass unsere Lebenszeit einer solchen Strategie nicht zum Opfer fällt.

Mit der Hoffnung, dass Ihnen meine Antwort weiter hilft, verbleibe ich
Mit freundlichen Grüßen
Ihr Lothar Binding