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Lisa Badum
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Frage von Andreas V. •

Ziehen Sie es in Betracht, den Ausschluss von Ungeimpften vom sozialen Leben (genannt 2G) mittelfristig abzuschaffen oder abzumildern?

Der Virologe Streeck sagt bei WELT, dass eine FFP2-Maske das Ansteckungsrisiko besser reduziert als eine Impfung.
https://www.welt.de/politik/deutschland/video236844939/Hendrik-Streeck-Maske-hat-einen-viel-besseren-Effekt-als-Fremdschutz-als-eine-Impfung.html
Außerdem wissen wir um das Problem des Fremdschutzes der Impfungen.
Deshalb interessiert mich, ob es trotzdem bei dem Ausschluss von Ungeimpften bleibt. Auch Ihre gefühlsmäßige Einstellung zum Ausschluss würde mich interessieren. Wäre es für Sie positiv oder negativ, wenn Ungeimpfte (wieder) zum Friseur gehen könnten?

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Antwort von
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Sehr geehrter Herr V.

vielen Dank für Ihre Nachricht und dafür, dass Sie Ihre Bedenken mit mir teilen. Es ist mir ein großes Anliegen, dass auch Menschen mit unterschiedlichen Ansichten weiter im Gespräch bleiben und dass sich die spürbare Spaltung der Gesellschaft nicht weiter vertieft.

Die Impfung ist zwar kein 100% sicherer Schutz vor einer Corona-Infektion, wie die Impfdurchbrüche zeigen, jedoch ist sehr gut belegt, dass die vollständige Impfung (mit Auffrischungsimpfung) einen guten Schutz vor einem schweren Verlauf (Alpha, Delta und Omikron) bietet. In der Summe ist das Risiko, dass Menschen trotz Impfung PCR-positiv werden und das Virus übertragen, unter der Deltavariante deutlich vermindert. Wie hoch das Transmissionsrisiko unter Omikron ist, kann derzeit noch nicht bestimmt werden. 

Glücklicherweise verursacht die Omikron-Variante aber nach allen aktuellen Daten leichtere Verläufe als Delta, insbesondere bei Geimpften/Geboosterten. Die Intensivstationen sind aktuell nicht überlastet, auch weil die Bevölkerung sehr vorsichtig ist, aber eben auch wegen der Andersartigkeit der neuen Variante.

Meine Hoffnung ist aktuell, dass wir in eine endemische Phase übergehen, in der Corona sich Richtung Grippe entwickelt und wir die Schließungsmaßnahmen zurücknehmen können, und damit auch die 2G Regeln, da wo es möglich ist. Der Frühling/Sommer wird ohnehin helfen.

Wir müssen aber unbedingt vor dem nächsten Herbst/Winter gewappnet sein mit einer höheren Impfquote und weiter gewisse Maßnahmen (Abstand/Maske), dort wo es Sinn macht, beibehalten, um einen neuerlichen Lock-Down abzuwenden.

Zwar hat sich gezeigt, dass FFP2-Masken – wenn sie richtig angezogen sind – gut gegen die Omikron-Variante schützten (https://www.mpg.de/17915640/corona-risiko-maske-schutz), allerdings ist dies auf keinen Fall eine Alternative zu einer Impfung. Wenn sich immer mehr Menschen infizieren und das Risiko einer Erkrankung steigt, braucht es eine Impfung für einen guten Schutz vor einer schweren Covid-19-Erkrankung.

Denn problematisch sind insbesondere überfüllte Intensivstationen und Krankenhäuser, da die Behandlungsqualität für alle Patient*innen darunter leidet. Auch deshalb ist es sehr bedauerlich, wenn es zu (eigentlich vermeidbaren) schweren Verläufen durch eine Corona-Infektion bei Ungeimpften kommt.

Weitere Informationen zur Wirksamkeit der Impfung und ihrem Schutz vor schweren Verläufen und zur Transmission finden Sie hier:

https://www.rki.de/SharedDocs/FAQ/COVID-Impfen/FAQ_Liste_Wirksamkeit.html

https://www.rki.de/SharedDocs/FAQ/COVID-Impfen/FAQ_Transmission.html

Die Schutzmaßnahmen sind daher keineswegs willkürlich gewählt, sondern richten sich an den jeweils aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen aus. Selbstverständlich war die Pandemie auch ein Lernprozess für Wissenschaft und Politik.

Mit besten Grüßen

Lisa Badum

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