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Lisa Badum
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Frage von Johann S. •

Mit welcher Energieart kann man nachts für den Fall bei wenig Wind oder sogar Windstille den Strombedarf decken?

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Sehr geehrter Herr S.,

vielen Dank für Ihre Frage.

Bereits heute sichern Erneuerbare Energien knapp 50% unserer Stromversorgung, die zu einer der stabilsten der Welt gehört. Die Stromversorgung ist in Deutschland also sehr zuverlässig. Der wachsende Anteil der erneuerbaren Energien sowie die dezentrale Erzeugung setzen diesen Trend fort. Es bedarf noch eines massiven Ausbaus der Erneuerbaren, sodass wir unsere Stromversorgung komplett auf sie umstellen können. Denn die Versorgungssicherheit mit 100% Erneuerbaren ist machbar und unser Ziel.

Die Versorgungssicherheit ist Deutschland ist auf einem hohen Niveau: Die Stromausfallzeiten in Deutschland sinken seit Beginn der Veröffentlichung von Daten 2006 (Bundesnetzagentur monitort die Versorgung) kontinuierlich und liegen im internationalen Vergleich am untersten Rand. Die aktuellsten Daten für 2019 zeigen, dass die Versorgungssicherheit so gut wie noch nie war. Auch die Bundesnetzagentur ließ verlauten, dass die Energiewende und die wachsende dezentrale Erzeugung keine negativen Auswirkungen auf die Versorgungssicherheit haben. (Daten von Bundesnetzagentur: Bundesnetzagentur - Auswertung Strom)

Deutschland ist weiterhin Strom-Exporteuer: Bereits beim Beschluss zum Atomausstieg wurde befürchtet, dass Deutschland zum Stromimporteuer wird. Dies hat sich nicht bestätigt. Der Export nahm nach dem Beschluss 2011 zu. Erst in den letzten Jahren ist der Exportanteil wieder gesunken.

Europäische Vernetzung sorgt für Ausgleich: Netzausbau ist ein Grundpfeiler der Energiewende. So kann der erzeugte Strom aus erneuerbaren Energien aus den Regionen mit viel Erneuerbaren in die Regionen mit hohem Stromverbrauch transportiert werden. Die grenzüberschreitenden Leitungen zwischen den EU-Mitgliedstaaten, sog. Interkonnektoren, sorgen für Ausgleich von Angebot und Nachfrage zwischen den Ländern und sind daher auch eine wichtige Stütze für die Versorgungssicherheit. (Agora Energiewende: https://static.agora-energiewende.de/fileadmin/Projekte/2021/2020_01_Jahresauswertung_2020/200_A-EW_Jahresauswertung_2020_WEB.pdf)

Die Kraftwerksreserve kann bei Bedarf einspringen: Dieses Jahr werden mehrere Steinkohlekraftwerke und Braunkohle-Blöcke sowie Atomkraftkapazitäten im Rahmen der beschlossenen Ausstiege vom Netz gehen. Die Bundesnetzagentur prüft dabei, welche Kohlekraftwerke in eine Reserve überführt werden, so dass es möglich ist, sie in einer kritischen Situation hochzufahren. So eine Reserve funktioniert also als Back-up für die Versorgungssicherheit.

Hinzu kommt der technologische Fortschritt: Nachts und wenn der Wind mit weniger Intensität weht, liefern gerade die neuen Onshore-Windenergieanlagen aufgrund besserer Laufeigenschaften auch bei geringen Windstärken noch Strom.

Wir Grüne wollen den Anteil der Erneuerbaren weiter erhöhen. Außerdem wollen wir unser Strommarktdesign reformieren. Denn statt klimaschädlichen und schwerfälligen konventionellen Kraftwerken wird es immer mehr dezentrale, erneuerbare Stromerzeugung geben. Wir wollen die Erneuerbaren in den Mittelpunkt des Strommarkts stellen. Vor allem muss das Angebot an erneuerbarem Strom mit der Nachfrage zusammengebracht und aufeinandergepasst werden: also den Verbrauch flexibilisieren und danach ausrichten, wenn erneuerbarer Strom in großen Mengen und günstig zu haben ist.

Unser Strommarktkonzept finden Sie hier: https://www.gruene-bundestag.de/files/beschluesse/beschluss-strommarktdesign.pdf

Mit besten Grüßen
Lisa Badum

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