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Frage von Andreas K. •

Frage an Lars Holster von Andreas K. bezüglich Bildung und Erziehung

Sehr geehrter Herr Holster,

mit Interesse las ich heute Ihren Vorschlag, dass Schüler Lehrer bewerten sollen. Ich bin ein junger Lehrer und habe erst vor kurzem das Referendariat beendet.

Ich befürworte grundsätzlich Ihren Vorschlag, möchte aber trotzdem eine andere Frage, die mir am Herzen liegt, an Sie stellen. Seit Jahrzehnten klagen eigentlich alle Kollegen über das Referendariat, da es eine eher fragliche Ausbildungszeit ist. Auf der einen Seite sollen angehende Lehrer eine angenehme, lernkonstruktive Atmosphäre aufbauen, gleichzeitig erfahren sie aber von ihren Ausbildern eine andere Atmosphäre - mit der sehr fragwürdigen Begründung: Man muss auch Druck ab können. Referendare sollen angeblich entmündigt werden.

In der Politik werden wiederholend Vorschläge unterbreitet, wie man die Unterrichtsqualität verbessern kann. Dies sind in der Tat wichtige und gute Fragen. Bezogen auf die Ausbildung werden insbesondere Vorschläge aufgegriffen, wie man die teilweise sehr theoretische Ausbildung an der Universität praxisorientierter gestalten könnte. Leider vermisse ich aber auch wichtige Impulse, die auf eine Veränderung des Referendariats abzielen. Dass die Referendariatszeit problematisch ist, ist eine Binsenweisheit für einen sehr großen Teil der Kollegen. Mich würde es nicht wundern, falls Sie das Referndariat nicht auch als eine "interessante" Zeit wahrgenommen haben.

Als gesellschaftliches Problem muss ich konstatieren, dass das Referendariat zwar als Problem angesehen wird, aber es keine wirklich nachhaltigen Veränderungen gegeben haben - dies mag sicherlich auch mit einem fehlenden öffentlichen Bewusstsein zu tun haben. Mich würde diesbezüglich interessieren, welche Veränderungsvorschläge Sie, der Schulausschuss und/ oder die SPD (insbesondere da ich dieser Partei angehöre) haben?

Ich freue mich auf Ihre Antwort und verbleibe mit besten Grüßen
Andreas Kegel

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Antwort von
SPD

Sehr geehrter Herr Kegel,

vielen Dank für Ihre Frage und Ihr Interesse an der Hamburger Schulpolitik. In der Tat ist das Referendariat eine wichtige Phase in der Lehrerausbildung. In Folge dessen sollte die Schulpolitik dieses Thema nicht aus den Augen verlieren. Auch die SPD-Fraktion beobachtet dieses Thema kontinuierlich und mit großem Interesse.
Im Rahmen der Bologna-Reform wurde auch die Lehrerausbildung grundlegend überarbeitet. Davon ist nicht nur das Studium betroffen (für alle Lehramtsstudiengänge gilt die Regelstudienzeit von 6 Semestern Bachelor und 4 Master-Semestern) sondern auch das Referendariat. Eine der wichtigsten Veränderung in diesem Zusammenhang war sicherlich die Verkürzung des Referendariats auf nun mehr 18 Monate. Erwähnenswert ist in diesem Zusammenhang aber auch, dass sowohl das Studium (im Bachelor-Master-System) als auch das Referendariat deutlich stärker den Berufskontext in den Mittelpunkt rücken. So soll das Referendariat unmittelbar auf den Lehramts-Master aufbauen und somit den Abschluss einer kompletten Ausbildung darstellen. Das Referendariat kann daher nur schwer isoliert vom Studium betrachtet werden. So sind beispielsweise im Lehramts-Master die „Prioritären Themen“ („Neue Medien“, „Umgang mit kultureller und sozialer Heterogenität“ und „Schulentwicklung“) Pflichtbestandteile und gleichzeitig Themen, die auch im Referendariat und im späteren Beruf eine zentrale Rolle einnehmen. Ich möchte damit die enge Verzahnung von Bachelor-Master-Studium und Referendariat verdeutlichen. Um im Detail zu bewerten, wie gut diese Verzahnung funktioniert, wo die Baustellen im Referendariat liegen und wo Veränderungen notwendig sind, erscheint es mir daher sinnvoll, abzuwarten bis die ersten Lehramts-Master-Absolventen das Referendariat durchlaufen, da die zukünftige Mehrheit der Referendariats-Bewerber einen solchen Studiengang absolviert haben werden. Vorschnelle gravierende Veränderungen im Referendariat vorzunehmen halten wir daher zurzeit nicht für sinnvoll.
Darüber hinaus haben sie das Problem angesprochen, dass seitens der Ausbilder ein hoher Druck auf Referendare ausgeübt wird. Nach meiner Einschätzung ist dies oft eine Frage des individuellen Verhältnisses zwischen Referendar und Ausbilder. Grundsätzlich haben Sie aber natürlich recht, wünschenswert ist die von Ihnen erwähnte „angenehme, lernkonstruktive Atmosphäre“ und dies muss das Ziel der gesamten Lehrerausbildung sein. Mir und der SPD-Fraktion liegen allerdings nicht auffällig viele Beschwerden über die Ausgestaltung des Referendariats vor, sodass wir hier zur Zeit keinen akuten Handlungsbedarf sehen.
Ich kann Ihnen aber versichern, dass ich und die SPD-Fraktion das Thema Lehrerausbildung (und damit auch das Referendariat) als wichtiges Thema im Auge behalten werden. Sollten wir den Eindruck gewinnen, dass akuter Handlungsbedarf gegeben ist, so werden wir nicht zögern im Interesse aller Beteiligten die aus unserer Sicht richtigen Schritte in die Wege zu leiten.

Mit freundlichen Grüßen
Lars Holster