Frage an Lale Akgün von Carmen S. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen
Sehr geehrte Frau Akguen,
ich habe sie immer als sehr offene und ehrliche Person gesehen.Dafür erstmal ein Lob.
Ich möchte sie bitten mir folgende Fragen zu beantworten:
Am 20.9. findet in Köln der Anti-Islamisierungskongress statt.Das sollte in einem offenen und demokratischen Land wie Deutschland kein Thema sein.Wenn man Argumente hat und keine Gewalt benötigt muss man diese auch äussern dürfen.
Wird die Stadt Köln an diesem Tag für die Meinungsfreiheit oder gegen diese angehen?
Sind bereits Sicherheitsvorkehrungen getroffen worden ,um die Menschen vor übergriffen von Linksextremen zu schützen?
Werden sie da sein, um sich ein Bild zu machen?
Noch ein Schlusswort:Ich werde hinfahren,weil ich nicht über Themen wie die Scharia in Deutschland nachdenken möchte.Ich möchte das meine Kinder in Freiheit ohne religiösen Druck aufwachsen dürfen.Bitte vorverurteilen sie nicht alle Islamgegner,denn es wird der Einfluss einer Religion verurteilt und nicht die Menschen.
Sehr geehrte Frau Schnapka,
vielen Dank für Ihre Frage zu dem so genannten "Anti-Islamisierungskongress", den die Partei Pro Köln für den 20. September plant.
Ich sehe die Planungen für diesen Kongress mit großer Sorge, da es bei diesem Kongress meiner Meinung nach nicht um eine sachliche und wissenschaftliche Auseinandersetzung mit dem Islam in Deutschland sondern um gezielte, rassistische Stimmungs- und Angstmache gegen den Kölner Moscheebau handelt.
Ich werde daher nicht an dem Kongress teilnehmen- ich stehe als Demokratin und Verfechterin des liberalen Rechtsstaates für Religionsfreiheit und befürworte den Bau der Kölner Moschee.
Auch die Bundesregierung hat in ihrer Antwort auf die Kleine Anfrage der Fraktion DIE LINKE (Drucksache 16/9909,http://dip21.bundestag.de/dip21/btd/16/100/1610010.pdf ) ihre Besorgnis über die Wirkung des geplanten Kongresses zum Ausdruck gebracht.
Die Bundesregierung führt in ihrer Antwort aus, dass "Veranstaltungen wie der "Anti-Islamisierungskongress" in hohem Maße kontraproduktiv auf die Bemühungen um Integration von Menschen muslimischen Glaubens und unterschiedlichen ethnischen Hintergründen, wirken- auch weil sie einer sachlichen Problemlösung dienen". Dieser Aussage kann ich mich uneingeschränkt anschließen.
Ich bin auch sehr besorgt darüber, dass auf dem Kongress mehrere Personen auftreten werden, unter anderem der französische Rechtspopulist Jean Marie Le Pen, die in der Vergangenheit durch revisionistische und rassistische Äußerungen bekannt geworden sind.
Ich habe daher von Anfang an das Kölner Bündnisses "Wir stellen uns quer", welches gegen den Kongress protestiert und an dem unter anderem der Deutsche Gewerkschaftsbund beteiligt ist, unterstützt und werde an den Protestveranstaltungen des Bündnisses am 20. September 2008 teilnehmen.
Ich gehe aber auch selbstverständlich davon aus, dass die Kölner Behörden im Rahmen der geltenden Gesetze die Sicherheit aller beteiligten Parteien durch entsprechende polizeiliche Maßnahmen gewährleisten werden.
Mit freundlichen Grüßen,
Ihre
Dr. Lale Akgün