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Frage von Volker M. •

Frage an Lale Akgün von Volker M. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen

Sehr geehrte Frau Dr. Akgün!

Politiker reden ständig von Integration von "Ausländern".
Mir scheint jedoch dass die meisten Ausländer hier überhaupt nicht das Thema sind.

Wir haben, meiner Erfahrung nach, ein ernstes Integrationsproblem mit einer großen Gruppe der hier lebenden Türken.

Islamische Türkenorganisationen wie Ditib und Milli Görüs haben in Deutschland eine riesige Anhängerschaft. Etwas Vergleichbares gibt es bei keiner anderen Nationalität in Deutschland.

Der türkische Ministerpräsident Erdogan nannte bei seinem Besuch in Deutschland Assimilation ein "Verbrechen gegen die Menschlichkeit". Es gab vor dem Besuch eine riesige Plakataktion in Köln und Umgebung, bei der u.a. der türkische Halbmond auf der Deutschen Nationalflagge abgebildet wurde. Die Mehrheit dieser Plakate waren rein in türkischer Sprache verfasst, sodass kein Nichttürke in Deutschland sie lesen konnte.

Jede eingewanderte Nation hatte anfänglich Schwierigkeiten und blieb zuerst unter sich.
Durch diese politischen Organisationen und Türkenvereine jedoch, durch die ungesteuerte Masseneinwanderung in Parallelgesellschaften innerhalb einer bestehenden Gesellschaft und durch eine naive, bis gänzlich vermiedene Integrationspolitik hat sich die normale, anfängliche Abgrenzungsphase von Ausländern bei der großen Gruppe der türkischen Einwanderer als Dauerzustand verfestigt.
Türkeistämmige ohne Bezug zu diesen politischen Türkenvereinen leben heute mit uns Deutschen zusammen, lernen so automatisch gutes Deutsch, feiern mit uns Feste und wir kommen uns menschlich näher.
Warum fördert Ihr Organisationen wie DITIB, die in meinen Augen Abgrenzungsinstitutionen sind?
Warum wird Kritik am politischen Islam als "Islamphobie" pathologisiert?

Grüße aus Köln

http://www.express.de/XP/expressbild/xl/2569570793.jpg

http://www.welt.de/meinung/article1660510/Das_sagte_Ministerpraesident_Erdogan_in_Koeln.html?nr=6&pbpnr=0

http://www.morgenpost.de/content/2003/08/21/bezirke/624175.html

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Antwort von
SPD

Sehr geehrter Herr Mertens,

haben Sie vielen Dank für Ihre Frage.

Sie sprechen von Erdogans Besuch in Deutschland und von Organisationen wie Ditib. Ich muss Ihnen sagen, dass ich mich zu beiden Themen ausführlich geäußert habe, so dass ich das hier nicht noch einmal wiederholen möchte.

Zum Verhältnis von Integration und Assimilation lesen Sie bitte meinen Gastbeitrag www.laleakguen.de/article/317.ein_bisschen_assimilation_muss_sein.html (Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung), wenn Sie mögen.

Zu den problematischen Entwicklungen in der politischen Vertretung von Muslimen in Deutschland lesen Sie bitte:

http://www.laleakguen.de/article/317.ein_bisschen_assimilation_muss_sein.html (FAS)

sowie

http://www.laleakguen.de/article/255.von_ankara_lernen_der_europaeische_islam_benoetigt_eine_reformation.html

Sachliche Kritik an islamischen Verbänden oder bestimmten politischen Positionen wird meines Erachtens nach nicht als "Islamophobie" gebrandmarkt. Als "Islamophobie" bezeichnet man hingegen eine unsachliche, weil völlig pauschale und überzogene Kritik an "den Muslimen", weil man dadurch erst eine Gruppe der Muslime konstruiert. Eine solche Gruppe gibt es ebensowenig wie "die Christen".

Mit freundlichen Grüßen,
Lale Akgün