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Frage von Matthias B. •

Frage an Lale Akgün von Matthias B. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen

Sehr geehrte Frau Dr. Akgün,

Sie haben sich mehrfach - unter anderem im Hinblick auf das Vorhaben in Köln - positiv über den Bau von Moscheen geäußert. Am 5. November wurde im Frankfurter Römer über den Bau einer Moschee in Frankfurt-Hausen diskutiert. Dabei verwies die integrationspolitische Sprecherin der Grünen, Frau Dr. Nargess Eskandari-Grünberg, auf einen 40%-igen Anteil an Migranten in Frankfurt und äußerte: "Wenn ihnen das nicht passt, müssen sie woanders hingehen"!

Einen Grund, ihre Äußerungen zu überdenken, sieht Frau Dr. Eskandari-Grünbarg aber offensichtlich nicht. In einen Interview mit der Frankfurter Rundschau stellt sie zunächst sich selbst als ein Opfer einer Verdrehung ihrer - an Deutlichkeit doch nicht zu überbietenden - Worte dar und hat dann noch folgende Empfehlung parat: "Wer sich über meine Äußerung empört, sollte sich Gedanken darüber machen, wie es uns geht."

Meiner Ansicht nach ist in einer Demokratie die -egal von wem geäußerte- Aufforderung an Andersdenkende, zu verschwinden, kein Raum. Und wer sch über solches Verhalten empört hat eher eine Entschuldigung als wohlfeile Ratschläge verdient.

Können Sie, Frau Dr. Akgün, aber im Lichte derartiger Äußerungen nachvollziehen, dass in der Bevölkerung Befürchtungen vor einer Verdrängung der eigenen Kultur durch den Islam vorhanden sind?

Ich freue mich auf Ihre Antwort.

Mit freundlichen Grüßen,
M.Beck

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Antwort von
SPD

Sehr geehrter Herr Beck,

haben Sie vielen Dank für Ihre Nachricht. Natürlich stimme ich Ihnen zu, dass in unserer Demokratie Meinungsfreiheit besteht und abweichende Meinungen, so lange sie sich im Rahmen des Grundgesetzes bewegen, zu respektieren sind.

Den Vorgang, den sie beschreiben und die Äußerungen von Frau Dr. Eskarandi-Grünberg vermag ich nicht zu beurteilen, da ich an der entsprechenden Veranstaltung nicht teilgenommen habe und daher weder die Richtigkeit der Zitate noch den Kontext der Äußerungen beurteilen kann.

Wenn Frau Eskarandi-Grünberg jedoch auf den 40% Migrantenanteil in Frankfurt verweist, so hat sie damit völlig recht. In Deutschland leben zurzeit ca. 15 Millionen Menschen mit Migrationshintergrund, davon sind ca. 3 Millionen Muslime, von denen wiederum viele in den westdeutschen Ballungsgebieten leben.

Wichtig ist angesichts dieser Tatsache, dass es kein Gegeneinander von Einheimischen und Zugewanderten gibt, sondern dass sich alle Menschen in Deutschland als Teil ein und derselben Gesellschaft fühlen. Alle Menschen in Deutschland gleich welchen Glaubens oder welcher Nationalität haben die gleichen Rechte und Pflichten.

Zu diesen Rechten gehört auch das Recht auf religiöse Selbstbestimmung- und damit auf den Bau von Gotteshäusern, in diesem Fall Moscheen. Dies habe ich auch im Zusammenhang mit der Debatte um den Bau der Moschee in Köln-Ehrenfeld immer wieder betont. Der Bau von Moscheen bedeutet aber auch, dass sich Stadtteile verändern, sei es nun in Köln, in Berlin, in München oder in Frankfurt. Dabei handelt es sich um einen nicht immer einfachen Veränderungsprozess, den wir- Einheimische und Zugewanderte- uns gemeinsam und im ständigen Dialog miteinander vollziehen müssen.

Mit freundlichen Grüßen,

gez. Dr. Lale Akgüb