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Frage von Alina de J. •

Frage an Lale Akgün von Alina de J. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen

Sehr geehrte Frau Dr. Akgün,

Seit ein paar Monaten schreibe ich an einer Facharbeit über das Thema: "bedingungsloses Grundeinkommen".In einem ihrer Kommentare haben sie geschrieben, dass sie diesem Konzept kritisch gegenüber stehen. Mich würde es jedoch interessieren, welche Aspekte sie befürworten bzw. für positiv halten. Oder haben sie vielleicht ein allternatives Konzept? Sie sie überhaupt der Meinung, dass ein solches Grundeinkomen überhaupt realisiebar ist oder ist das alles reine Utopie?

Mit freundlichen Grüßen

Alina de Jong

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Antwort von
SPD

Sehr geehrte Frau de Jong,

es gibt sicher gute Gründe, die für ein Modell des bedingungslosen Grundeinkommens sprechen. Wir wissen, dass wir offenbar über die Technologie, das Wissen, die Erfahrung verfügen, die es uns ermöglichen, den gesellschaftlichen Reichtum mit immer weniger Arbeitskraft zu reproduzieren. Eine Vollbeschäftigung wie in früheren Jahrzehnten wird es daher nicht mehr geben.

Auf der anderen Seite müssen wir uns jedoch darüber im Klaren sein, dass ein bedingungsloses Grundeinkommen auch eine indirekte Lohnsubventionierung bedeuten kann und teilweise den Druck von Arbeitgebern nimmt, angemessen bezahlte Arbeitsplätze anzubieten. Ich begrüße es, dass Menschen wie Sie die notwendige Diskussion über eine zukunftsgerechte Gestaltung unseres Sozialstaates vorantreiben. Die Modelle eines Grundeinkommens (von denen es inzwischen ja bereits viele verschiedene gibt) sind dabei wichtige Bausteine und Anregungen. Ich halte sie nicht für reine Utopie, bin aber davon überzeugt, dass die Umsetzung ein sehr langfristiger Prozess sein wird. Meine Skepsis beruht darauf, dass ich nicht möchte, dass die Frage "pro oder contra Grundeinkommen" zu einer Glaubensfrage gemacht wird, über die wir die unmittelbar notwendigen politischen Veränderungen vernachlässigen.

Die solidarische Finanzierung unseres Gesundheitswesens und der Altersversorgung, die Verbesserung der Arbeitsbedingungen (Stichwort Mindestlöhne) und die Schaffung von mehr Chancengleichheit in unserem Bildungssystem haben für mich daher zur Zeit absolute Priorität.