Frage an Kurt Rieder von Arno K. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen
Auf der Seite "Achse des Guten" findet sich folgende Aussage:
"Im Gegensatz zu den Grünen haben sie sich nicht mit dem Kapitalismus arrangiert. Sucht man auf der Homepage der Partei nach Islam, findet man einen Artikel zu einem Spontanbesuch in der Moschee Penzberg. Es kann wohl angemerkt werden, dass kaum eine andere Partei ein so positives Bild über den Islam ganz offen auf ihrer eigenen Homepage veröffentlicht. Allerdings behauptet die Partei auch, dass betäubungsloses Schlachten Tierquälerei sei, was wissenschaftlich widerlegt werden kann. Da das aber fast alle anderen Parteien auch behaupten, kann es vernachlässigt werden. Keine Partei traut sich noch in irgendeiner Weise gegen Homosexualität zu agieren, aber immerhin will die ÖDP die Ehe als Beziehung von Mann und Frau erhalten. […] Beim Kernkonflikt der heutigen Kriegswelt, der zionistischen Verbrechen gegen Palästina, hat die ÖDP eine derart eindeutige Position, dass Bürger, die diese Partei nicht kennen, wohl eher überrascht sein würden". Quelle: http://www.achgut.com/artikel/aufklaerung_von_dr._oezoguz_ueber_deutsche_parteien
Wie stehen Sie zu dieser Aussage?
Sehr geehrter Herr K.,
vielen Dank für Ihre interessante Frage.
Zunächst einmal freut es mich, dass ein politikinteressierter Moslem-Deutscher (Bruder der derzeitigen Integrationsbeauftragten der Bundesregierung) ein so sachliches Bild über die ÖDP zeichnet. Lassen wir einmal den Teilaspekt der "Schächtung von Tieren" außer Betracht - hier halte ich die Abschaffung der elenden Massentierhaltung - nicht nur aus Tierschutzgründen - für wesentlich entscheidender - so stimme ich grundsätzlich mit den Aussagen des Autors überein.
Gläubige Menschen, egal welcher Religion angehörig, haben eines gemeinsam: die Achtung vor dem Nächsten und die Achtung der Schöpfung im Gegensatz zum "Tanz um das goldene Kalb". Moralische "Leitplanken", die in der heute immer egozentrischer werdenden Konsumwelt allzu sehr in Vergessenheit geraten. Da ist mir ein gläubiger Moslem genau so lieb wie ein Christ, lieber als ein durchgeknallter, atheistischer Investmentbanker. Wichtig dabei ist nur eines: zu trennen sind die Gläubigen von ebenfalls durchgeknallten, verblendeten "Möchte-Gern-Terroristen", die Religion nur dazu nutzen, "Mord und Totschlag" rücksichtslos in die Welt zu bringen. Diese gab und gibt es aber nicht nur im Islam, sondern in allen Religionen. Man schaue zurzeit nur nach Myanmar, wo die (doch angeblich so friedvollen) Buddhisten von Islamgläubigen bewohnte Dörfer und Landschaften niederbrennen. Das Christentum hat das Glück, die meisten dieser "Entgleisungen" (eine sehr vorsichtige Formulierung!) mittlerweile hinter sich gelassen zu haben. Wenn ich mir aber manche Strömung "angeblicher Christen" in Übersee anschaue, bin ich mir nicht so sicher. Und auch Atheisten sind ja nun wirklich nicht dadurch, dass sie keiner Religion angehören, alle friedvoll (siehe Nordkoreas Führung).
Jedenfalls habe ich als gläubiger Christ mit gläubigen Moslems bislang die allerbesten Erfahrungen gemacht und oftmals sehr fruchtbare Gespräche geführt - die "Wellenlänge" passt zwischen gläubigen Menschen, egal welcher Religion. Ich bin auch fest davon überzeugt, dass es nur einen Gott für alle gibt, der nur in einem Jenseits auf uns wartet. [laughing]
Hinsichtlich der besonderen Stellung der Familie hat sich die ÖDP immer eindeutig geäußert und ihren besonderen Schutz politisch gefordert. Dem schließe ich mich persönlich an. Erst gestern bei einem "politschen Markt" der Möglichkeiten habe ich als Direktkandidat Schülergruppen gesagt, dass ich denke, dass wir von vielen muslimischen Familien sehr viel in Sachen "Einstehen für die Familie, für die Alten und Schwachen in der Großfamilie und für die Kinder" lernen und abschauen können.
Unsere Familien sind mittlerweile oftmals leider so "lose" aufgestellt, dass kaum noch einer mit dem anderen redet bzw. Zeit füreinander hat. Das wiederum hat auch etwas mit unserer "Hamsterrad- und Konsumzwanggesellschaft" zu tun.
Ich hoffe deshalb, dass die ÖDP für gläubige wie auch humanistisch gesinnte Menschen aller Art eine politische Heimat werden kann. Ich wünsche es mir.
Herzliche Grüße
Kurt Rieder