Frage an Kurt Herzog von Tomas B. bezüglich Energie
Dies sind 2 Fragen, die ich beide zu beantworten bitte.
Was haben Sie sich vorgenommen, um über den Bundestag einen schnellen weiteren Aufbau von Solarstromanlagen (gerade auch von Bürgersolaranlagen) zu fördern, wie auch von erneuerbaren Energien generell; können Sie eigentlich als Geschäftsführer der Solarbetreibergesellschaft vom Gehalt leben?
Durch welche glaubhaften Erklärungen von Herrn Lafontaine und Herrn Gysi wurden Sie überzeugt , dass diese nicht wieder ihre Machtpositionen plötzlich aufgeben, gar ohne jede nachvollziehbare Erklärung; konkret welche Leiche hatte Herr Lafontaine im Kelle, dass Herr Schröder ihn fallen lassen konnte (und ist die nun weggeräumt)?
Sehr geehrter Herr Biermann!
Vielen Dank für Ihr Interesse, ich beantworte Ihre Fragen gerne.
Das EEG (Erneuerbare Energien Gesetz) bietet,wie Sie wahrscheinlich wissen, die Möglichkeit, mit Anlagen zur Erzeugung erneuerbarer Energien gute Vergütungen zu bekommen. Sicherlich wären einige Nachbesserungen nötig und möglich. Letztendlich rechnen sich solche Anlagen über ihre Lebensdauer recht ordentlich. Mit Photovoltaikanlagen z.B. lassen sich auf diese Weise wiederum über die Lebensdauer gemittelt Verzinsungen oder Renditen von 5-6% erzielen. Das ist deutlich mehr als sich mit irgendeiner Spareinlage erzielen läßt. Was in der Vergangenheit vielfach zu Problemen führte, waren Kapazitätsengpässe bei den Herstellern, d.h., die Nachfrage z.B. nach Modulen überstieg zeitweise das Angebot erheblich, besonders als das 100.000 Dächer-Programm auslief. Hier vermisse ich beim Gesetzgeber bisher mehr Nähe zum Kunden, d.h. mehr Praxisnähe zu den Anwendern.
Sicherlich ist es nötig, dass über den Bundestag eine Kampagne in Zusammenarbeit mit den Herstellern gestartet würde (so wie es sie gerade gibt im Bereich Solarthermie), um über ökologische und vor allem auch ökonomische Notwendigkeiten bzw. Möglichkeiten zu informieren. In so eine Kampagne müßten die Sparkassen als abwickelnde Kreditinstitute vor Ort einbezogen werden, damit gerade für Bürgeranlagen schnell und kompetent beraten werden kann, wie eine Finanzierung zu gestalten ist und welche Gesellschaftsformen es gibt für den Betrieb einer solchen Anlage. Hier gibt es leider bisher viele vermeidbare Reibungsverluste.
Auch die Zinssätze für die Darlehen spielen eine wichtige Rolle, schon Zehntelprozente bewirken hier zusätzlichen Anreiz.
In Lüchow-Dannenberg wurde darüberhinaus auf Beschluss des Kreistags mit dem EU-Altener-Programm eine Potentialanalyse erstellt, die dezidiert nachweist, dass ländliche Räume bei Strom- und Wämeerzeugung komplett mit regenrativen Energien zu versorgen wären. Im Bereich Verkehr wäre noch der meiste Nachholbedarf, aber auch hier sind dezentrale Modelle gerechnet worden. Mittlerweile gibt es eine Planzenöltankstelle, demnächst eine Autobiogastankstelle. Viele dieser Aktivitäten sind dem Umstand zu verdanken, dass die Menschen, die hautnah von der Gorlebenproblematik betroffen sind, auch sehr konstruktiv nach anderen Lösungen suchen und sie umsetzen.
Ein sehr interessantes Projekt im Bereich der Öffentlichen Hand ist die Grundschule in Dannenberg, wo es uns gelungen ist, eine Komplettversorung mit regenertiven Energien umzusetzen: Holzhackschnitzelheitzung mit Pflanzemölkessel für die Spitzenlast, dazu Solarthermie für das Warmwasser der Turnhalle und eine große Bürger-PV-Anlage auf dem Dach, die deutlich mehr Strom ins Netz speist als die Schule verbraucht. Es wird bewiesen, dass die öffentliche Hand den Vorreiter machen kann. Auch hier sind hauptsächlich die Hindernisse aus dem Weg zu räumen, die es den Kommunen schwer machen, langfristig zu denken und zu investieren und vor allem in dezentralen, regionalen Zusammenhängen.
Ein weites Feld......
Ein weiterer Punkt ist sicherlich die Frage der hohen Netzdurchleitungskosten. Hier müßte der Gesetzgeber handeln, um das Umsteigen der Verbraucher auf Stromanbieter auf regenertiver Basis zu erleichtern.
Ob man von der Geschäftsführung einer Betreibergesellschaft seinen Lebensunterhalt bestreiten kann, hängt sicherlich davon ab wie viele und wie große Anlagen betreut werden. Bei mir persönlich deckt diese Tätigkeit nur einen Teil meiner Einkünfte.
Ich hoffe, ich konnte Ihnen einen kleinen Einblick geben, Platz und Zeit sind ja leider begrenzt.
Zu dem zweiten Fragenkomplex kann ich nur sagen, ich persönlich finde es nicht verwerflich, wenn man an bestimmten Punkten, seien nun gesundheitliche oder politisch-persönliche Gründe die Ursache, Konsequenzen zieht. Ob dabei andere Formen besser "ankommen" in der Öffentlichkeit sei dahingestellt. Ihre Frage müßte eigentlich auch an Schröder gestellt werden, der ja eigentlich auch gerade die Brocken hinwirft. oder an F. Merz oder, oder. Ich glaube jedenfalls das beide Zugpferde der Linken sehr gute Politiker sind und dass es immer schwieriger ist, gegen Verkrustungen zu kämpfen als mit dem mainstrem zu schwimmen. Über Leichen in irgendwelchen Kellern weiß ich nichts, es gibt aber einen interessanten Spiegelartikel von 1999, in dem Lafontaines Beweggründe und die damaligen Hintergründe sehr deutlich werden.
Mit freunlichen Grüssen
Kurt Herzog