Was hat es mit der mehrwöchigen Vollsperrung der RE3 Strecke zwischen Eberswalde und Berlin auf sich? Wieso darf die so lang dauern? Wieso jedes Jahr wieder und was wird eigentlich dort gebaut?
Guten Tag Herr Fischer,
ich gehöre wie einige andere Menschen in Eberswalde und Umgebung zu den Berufspendlerinnen und bin auf den RE3 angewiesen. Aus diesem Grund und weil die DB-Info bis dato nicht transparent ist kommen mir obige Fragen. Außerdem wirkt es als von außen Beobachtender so, dass z.B. die Brücke in Bernau sogar zwei mal (2022 und 2023) mit Vollsperrungen für 2 Wochen komplett ausgetauscht wurde. Ich sehe einen Sinn in der Ertüchtigung unserer Bahninfrastruktur, würde aber gerne verstehen wieso sich mein täglicher Arbeitsweg in diesem Jahr für circa 7 Wochen (in Abstufungen) verdoppelt, bis verdreifacht. Da täglich sehr viele Menschen betroffen sind und ich wie gesagt den Sinn der Baustellen (der letzten über 6 Jahre) nicht kenne, frage ich mich doch ob dort abgewogen wurde zwischen dem was den Pendlerinnen zugemutet wird und den notwendigen Baumaßnahmen. Können Sie hier für mich Licht ins Dunkle bringen?
Vielen Dank und mit freundlichen Grüßen
Simon R.

Sehr geehrter Herr R.,
vielen Dank für Ihre Nachricht und die offenen Worte. Ihre Frustration über die erneuten und langanhaltenden Einschränkungen auf der RE3-Strecke zwischen Eberswalde und Berlin kann ich gut nachvollziehen – insbesondere für Berufspendlerinnen und -pendler ist diese Situation eine große Belastung.
Die aktuellen und wiederholten Vollsperrungen auf der RE3 gehen im Kern auf den schrittweisen Ausbau der sogenannten „Stettiner Bahn“. Diese Strecke ist Teil des Bundesverkehrswegeplans und soll langfristig leistungsfähiger, moderner und zuverlässiger werden.
Was wird konkret gebaut?
Zwischen Berlin-Karow und Eberswalde werden mehrere Maßnahmen gleichzeitig durchgeführt:
- Der vollständige Ersatz veralteter Eisenbahnbrücken, in Bernau handelt es sich dabei um vier und in Panketal nochmals um sechs weitere Brücken
- Ertüchtigung der Gleisanlagen
- Anpassung der Signaltechnik und Sicherungssysteme
Warum dauert das so lange – und warum mit Vollsperrung?
Sogenannte „Eingleisarbeiten“ sind zwar grundsätzlich möglich – also Bau bei laufendem Zugverkehr – jedoch ist dies bei sicherheitsrelevanten Arbeiten wie Brücken, Kabeltiefbau, Gleisunterbau oft technisch nicht umsetzbar oder würde die Bauzeit erheblich verlängern. Paradoxerweise sorgt also die Vollsperrung in vielen Fällen dafür, dass Bauarbeiten schneller abgeschlossen werden können.
Wird genug auf die Pendlerinnen und Pendler geachtet?
Das ist ein zentraler Punkt, den wir aus der Landes- und Kommunalpolitik regelmäßig bemängeln und an die Bahn weitertragen. Die Belastung, die Sie schildern – eine Verdoppelung oder gar Verdreifachung der täglichen Fahrzeit – ist nicht hinnehmbar, ohne dass die Betroffenen umfassend informiert, unterstützt und einbezogen werden. Hier ist deutlich mehr Transparenz und frühzeitige Kommunikation nötig. Das dies nicht geschehen ist, hat auch bspw. der Eberswalder Bürgermeister Götz Herrmann in der Presse bemängelt.
Mit freundlichen Grüßen
Kurt Fischer
Mitglied des Brandenburger Landtags