Frage an Krzysztof Malowaniec von Barbara B. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen
Die Fürther Initiative Bildung statt Abschiebung fragt:
Trotz der politischen Ansage, dass der Ausbildungszugang für geflüchtete Menschen erleichtert werden soll, sind in Bayern nach wie vor viele junge Menschen von der 3+2 Regelung und vom Recht auf (schulische) Bildung, Ausbildung und Arbeit ausgeschlossen.
Wie stehen Sie dazu, dass jungen Menschen Ausbildung oder Arbeit verwehrt wird und was gedenken Sie zu tun?
Sehr geehrte Frau B.,
vielen Dank für diese wichtige Frage.
Während die deutsche Industrie seit Jahren mit unbesetzten Lehrstellen
geplagt wird, kann ich keine nachvollziehbare Gründe finden, warum man
den jungen geflüchteten Menschen den Zugang zur Ausbildung oder Arbeit
verwehren sollte. Dass es doch passiert, wie Sie es schildern, kann
ich mir gut verstellen. In den Medien wurde darüber auch schon einiges
berichtet.
Was Freistaat Bayern betrifft, glaube ich die Ursache dafür erkannt zu
haben. Das kann die Sorge der CSU um die Wähler aus dem rechten Rand
sein, die gewisser Härte im Umgang mit den Geflüchteten signalisieren
lässt. Nach dem die CSU viele Jahrzehnte lang sehr erfolgreich war,
die Wählerstimmen aus dem rechten Rand für sich zu gewinnen und
dadurch eine absolute Mehrheit im Landtag zu sichern, kam jetzt zu
einer Katastrophe. Die Rechte-Rand-Wähler haben zu AfD gewechselt und
dadurch die CSU absolute Mehrheit bedroht. Jetzt verlautbart die CSU
diese an AfD verlorene Wähler zurückgewinnen zu wollen, was leider
eine weitere Steigerung der Härte im Umgang mit den Flüchtlingen
befürchten lässt.
Als Landtagsabgeordnete werde ich darauf drängen, sofern die ÖDP der
Regierungskoalition angehört, eine verbindliche Regulierung dieser
Angelegenheiten in den Koalitionsvertrag aufzunehmen, so dass es nicht
nur an "der politischen Ansage, dass der Ausbildungszugang für
geflüchtete Menschen erleichtert werden soll," verbleibt (wie Sie es
schreiben), sondern diese Ansage tatsächlich umgesetzt wird. Soll die
ÖDP nur eine Oppositionspartei werden, dann werde ich den Landtag als
Podium für die Kritik nutzen, dass solcher Umgang mit den geflüchteten
Menschen mit den christlichen Werten unvereinbar ist.
Für das Engagement in der Fürther Initiative "Bildung statt
Abschiebung" möchte ich mich bei Ihnen bedanken. Ich selbst kam 1982
nach Deutschland als politischer Flüchtling aus dem damals
sozialistischen Polen, mit einem Diplom-Informatiker
Universitätsabschluss aber ohne Deutschkenntnisse. Als Asylbewerber
habe ich ein Jahr Arbeitsverbot und keinen Sprachkurs bekommen. Durch
Hilfe einiger (so wie Sie engagierten) Menschen konnte ich damals zwei
Semester lang unentgeltlich als Gasthörer an einem Deutschkurs für
ausländische Studenten teilnehmen und nach Ablauf eines Jahres eine
Arbeitsstelle als wissenschaftlicher Mitarbeiter an einer Universität
bekommen.
Mit freundlichen Grüßen
Krzysztof Malowaniec