Frage an Konrad Dippel von Daniel P. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen
Sehr geehrter Herr Dippel,
da ich bei der kommenden Bundestagswahl erstmals wählen darf, überlege ich derzeit, welcher Kandidat es werden soll. Bei der Partei selbst bin ich mir schon einig, da ich primär gegen den Sozialabbau, gegen Kriegseinsätze, gegen menschenunwürdige Unterbringung von Asylbewerbern und gegen die Abschiebepraxis der Landes- und Bundesregierung bin.
Ich mache mir diesbezüglich auch große Sorgen um den sozialen Frieden in Deutschland. In einer Ihrer vorherigen Antworten loben Sie die Schweiz aufgrund der direkten Demokratie dort. Ich bin mir nicht sicher, ob wir ein basisdemokratischeres System auch einführen können, wenn die hetzende Springer-Presse (als Beispiel) morgen immernoch die Meinung Vieler maßgeblich beeinflusst.
In ganz Deutschland gründen sich Bürgerinitiativen gegen Asylbewerberheime, bei denen vorbehaltlos ausländerfeindliche Ressentiments bedient werden. Ich möchte auch an die brennenden Asylbewerberheime im Jahr 1992 (meinem Geburtsjahr) erinnern, die eine faktische Abschaffung des Asylrechts (1993) zur Folge hatten. Christliche (humanistische) Werte sehen definitiv anders aus! Wir können uns keine Welt mit Grenzen leisten.
Kurzum: Ich möchte guten Gewissens einen Kandidaten wählen, der sich um die Belange der Menschen kümmert, die von den Parteien längst nicht mehr erfasst werden. Ich ertrage diese Radfahrermentalität nicht und frage mich, wie man einerseits jeden Sonntag in die Kirche gehen kann und dann noch am Wahlsonntag den Teufel in Person der CSU wählen kann.
Wie stehen Sie zu diesen Themen? Welche Werte beeinflussen ihr persönliches und politisches Handeln? Welcher Fraktion würden Sie sich beim Einzug in den Bundestag anschließen?
Und noch was: Haben Sie nicht Angst, dass Sie der Verfassungsschutz beobachtet, wenn Sie ständig vom "herrschenden System" schreiben/sprechen? ;)
Ich wünsche Ihnen viel Erfolg im Wahlkampf und bei der Wahl.. :)
Mit freundlichen Grüßen
Daniel Preisinger
Sehr geehrter Herr Preisinger!
Ich denke, dass wir soweit ich das beurteilen kann einig sind. Wie sie meiner Antwort auf die Frage zu Volksentscheiden von Frau Heubach ja entnehmen können, fürchte ich auch den Einfluß der "Hetzpresse" die Meinung und damit Abstimmungsverhalten "macht".
Zu der Frage, welcher Fraktion ich mich anschließen würde, ganz kurz: keiner. Recht auf Mitsprache in den Ausschüßen und Rederecht im Plenum hat man so genauso. Vielleicht kann ich durch mein Wirken gewissenhafte Parteisoldaten auf meine Seite bringen. Ab drei Leuten hat man dann ja schon die Mindestfraktionsstärke erreicht.
Dieses Möglichmachen demokratischer Parlamentsarbeit außerhalb der Parteien ist ja mein primäres Ziel. Alleine durch das Wählen eines parteifreien Einzelbewerbers in den Bundestag verändert man das herrschende Parteiensystem von Grund auf.
Dieser ganz neue Weg eröffnet parteimüden Abgeordneten die Perspektive auf ein weiter-im-Bundestag-sein auch ohne seine Partei. Dadurch fällt ein wesentliches Druckmittel der Parteien auf ihre Abgeordneten weg: das nicht-wieder-aufgestellt-werden wenn man nicht der Parteiobrigkeit gehorcht.
Noch kurz zu meinen grundsätzlichen Werten.
Man kann nur wirklich über den Menschen werten, wenn man in seiner Haut gesteckt hat. Ich versuche mich immer in die Situation der anderen hineinzudenken. Dazu muss man sich mit den Menschen und seinen Lebensverhältnissen befassen, ihnen ins Auge sehen. Die meisten Menschen werden von Angst getrieben. Angst vor Krankheit, Angst vor Armut. Angst vor ungewisser (aktuell: Terror-)Zukunft. Mit den Ängsten der Masse spielen diejenigen die Macht ausüben. Angst verliert man, wenn man den Dingen ins Auge sieht.
Jetzt wieder zum Beispiel Asylbewerber: wer könnte hier abstimmen? Derjenige der gesehen und mitgefühlt hat aus welchen Gründen die Menschen kommen. Wie sollen sie untergebracht und versorgt werden? So wie ich auch unter diesen Umständen mit einem guten Gefühl für meine Gastgeber leben könnte. Schnell verurteilen die Menschen mit dem Mund. In der Tat sieht die Welt meist schon ganz anders aus. Sicher ist es besser wenn man bei einer guten gerechten Regierung nicht das Volk fragen muss. Weil selbst entscheiden auch Verantwortung bedeutet.
Zum Schluß noch ein Wort zu den CSU-Kirchgängern. Urteile hier nicht vorschnell, so wie du nicht willst, dass sie vorschnell über Asylsuchende urteilen. (ich glaube das war jetzt ein Teil meiner Meinung von christlichen humanistischen Wert). Kein Mensch weiß was in deren Köpfen steckt. In der Kindheit hineingeprügelte falsche Werte, grausamste Erfahrungen aus der Katastrophe des letzten Krieges, oft geerbt von den Eltern, körperliche und seelische Leiden die Verbitterung erzeugen etc. etc. Und oft steckt hinter einem schon immer CSU-Wähler mehr Toleranz als man denkt. Sie können es nur nicht rauslassen. Ich habe allerdings auch schon bis über die Ohren tätowierte "langzuatelte" FDP-Jungwähler entdecken müssen.
Ich schaue den Menschen gerne in die Augen. Allen. Und so versuche ich meine Werte und mein Handeln auszurichten.
Und als Schluß: so würde ich auch im Bundestag erfolgreich sein. Im Parteiabgeordneten die Menschen sehen - Kontakt aufnehmen - Herz und Mut aktivieren! Und schauen was passiert: vielleicht wird aus einer Ein-Mann-Fraktion schnell was Großes.
Wer das jetzt gelesen und gefühlt hat, weiß woher es kommt, dass ich derzeit mit Abstand Deutschlands erfolgreichster Einzelbewerber für den Bundestag bin.
Und eines Tages bin ich im Bundestag!!!! (Wenn der solange durchhält wie ich)
Grüße von links unten auf dem Wahlzettel
Konrad Dippel