Einzelbewerber Konrad Dippel, Wahlkreis Weiden
Konrad Dippel
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Frage von Stephanie A. •

Frage an Konrad Dippel von Stephanie A. bezüglich Verbraucherschutz

Sehr geehrter Herr Dippel,

im Wahlkreis Weiden erhielten Sie 2005 als Parteiloser 13,6 Prozent der Erststimmen, fast halb so viel wie der dort damals ebenfalls angetretene bayerische SPD-Chef Ludwig Stiegler (27,5). Ein großer Erfolg!

1.) Worauf führen Sie Ihren goßen Stimmenanteil 2005 zurück?

2.) Kennen Sie höhere oder ähnlich hohe Stimmergebnisse für Einzelkandidaten in den letzten 30 Jahren auf Bundes- oder Landesebene?

3.) Wie hatten Sie 2005 Ihren Wahlkampf organisiert?

4.) Hat die Wahlkampfkostenerstattung den Großteil ihrer Ausgaben 2005 in Höhe von ca. 40.000 Euro abgedeckt?

5.) Wie organisieren Sie Ihren Wahlkampf 2009?

6.) Wie ist die Resonanz der Medien und der Bürger 2009 zu Ihrer Kandidatur?

Ich wünsche Ihnen einen großen Stimmenzuwachs für 2009.

Stephanie Adler

Einzelbewerber Konrad Dippel, Wahlkreis Weiden
Antwort von
parteilos

Sehr geehrte Frau Adler!

Danke für die guten Wünsche!
Und natürlich für die guten Fragen:

Ihre Frage 1: Worauf führe ich meinen großen Stimmenanteil zurück?
Es ist ein uralter Traum von mir, denen da oben den Standpunkt von uns Menschen am anderen Ende der demokratischen Hierarchie klar zu machen. Politik hat mich schon als Kind interessiert und beim "politisieren" in der Familie, mit Freunden und Bekannten stellte ich immer wieder fest, dass praktisch alle mit mir übereinstimmten. Dann müsste ich doch auch von allen die Stimme kriegen, wenn ich kandidieren würde.
Wie einfach man auf den Stimmzettel kommt, habe ich in der Schule gelernt. Und alles was ich tue mache ich mit ganzen Herzen. Da fängt man fröhlich an und wird schließlich immer euphorischer. Bei der letzten Bundestagswahl habe ich dann vier Wochen wirklich nichts anderes als Wahlwerbung gemacht. Und beim Tun gelernt. Ein Beispiel waren die Wahlplakate: die ersten waren klein und schwarzweiß, beim Aufstellen sah ich dann wie klein und unproffessionell die waren. So habe ich halt A0-Plakate bestellt, 200 Ständer genagelt, geklebt und eine Woche vor der Wahl aufgestellt. Und alle sahen, der Dippel ist auf Augenhöhe mit den Großen, wenigstens bei den Plakaten.
Und ich hatte ein gutes Argument auf meiner Seite: CSU und SPD Erststimmenkandidaten hatten von Parteikreisen bestätigt sichere Listenplätze. Mit der Erststimme für mich hätten meine Landsleute ein zusätzliches Mandat gewonnen. Drei sind besser als zwei, stand folgerichtig auf meinem Plakat.
Mit drei Stühlen zog ich durch die Gaststätten, erzählte von mir, meinen Ansichten und dem dritten Stuhl, den sie gewinnen wenn sie mich wählen. Über diese Wahlveranstaltungen, die ich immer in freier Rede halte, berichtet dann die Tagespresse. So wie bei allen anderen, die das auch tun. In der Presse, Lokalradio und Lokalfernsehen schaltete ich auch entsprechende Werbung. Die erwähnten 40.000 € waren das reine Anzeigen-Budget.
Wie gesagt: wenn man etwas tut, dann voll und ganz. Von den 13.6 % war ich im ersten Moment enttäuscht. Ich wollte ja gewinnen. Wie groß das Ergebnis doch war erkannte ich erst später. Bildlich gesprochen: ich zielte auf einen Elefanten. Aber der lief einfach weiter. Aber alle sagten ich hätte einen stattlichen Hirsch erlegt: Blattschuß!

Ihre Frage 2: Kenne ich höhere oder ähnlich hohe Stimmergebnisse von Einzelkandidaten auf Bundes- oder Landesebene?

Auf Landesebene gibt es keine Einzelkandidaten. Und auf Bundesebene hatte Herr Hohmann ca. 20 % der Erststimmen. Herr Hohmann war vorher allerdings Amtsinhaber der CDU und wurde unter bundesweiten großem Tamtam aus der Partei verstoßen und kandidierte deshalb einzeln. Das ist nicht vergleichbar.
Ansonsten gab es nie jemanden der über zwei, drei Prozentpunkte hinauskam. Mein damaliger Mitbewerber Herr Stiegler sagte deshalb mit absoluter Überzeugung im Gespräch zu mir: "Dippel, wirst segn die wöhln a bor Freind und dei Vawandtschaft, moust frou sa wennst 500 Stimm zamkrejgst" (Dippel, du wirst sehen dich wählen ein paar Freunde und deine Verwandtschaft, du musst froh sein, wenn du 500 Stimmen bekommst). Nachdem ich ihm klarmachte, dass es mir durchaus ernst ist, empfahl er mir das vorgesehene Budget aufzuteilen und besser ihm und seinem Mitbewerber von der CSU (Herrn Rupprecht) zu spenden.
Dass auch der Gesetzgeber nicht mehr damit gerechnet hat, dass jemals ein Einzelbewerber über die Kostenerstattungshürde von 10 % der Stimmen kommt, zeigte auch, dass der entsprechende Paragraph im Jahre 2005 noch auf DM lautete (seit 2002 gab es den Euro!). Man sah da wohl keinen Anpassungsbedarf.

Ihre Frage 3: Wie hatte ich meinen Wahlkampf 2005 organisiert?

Im Betrieb abmelden, Verstand auf Wahlmodus umstellen und die Dinge tun wie sie einem einfallen und sinnvoll erscheinen. Die Landkarte des Wahlkreises auf eine Platte kleben, systematisch Plakatplätze und Gaststätten für Veranstaltungen suchen, Termine ankündigen, Freunde und Verwandtschaft zum Plakate kleben einspannen, Plakate aufstellen, Ideen wie sie kommen umsetzen (z. B. für Wahlspot). Sie glauben nicht, was man leisten kann, wenn man motiviert ist. Auch wenn man ein bisschen chaotisch arbeitet. Und immer wieder bekommt man Hilfe dort, wo man es nicht erwartet.

Ihre Frage 4: Hat die Wahlkostenerstattung den Großteil meiner Ausgaben von ca. 40.000 Euro abgedeckt?

40.000 Euro Anzeigen und Postwurfsendungen, und noch ca. 8.000 Euro andere Kosten ( siehe http://www.derdippel.de/nachlese_zur_bundestagswahl_2005__kostenabrechnung_74.php ) Zeit und ca. 4000 gefahrene Kilometer nicht eingeschlossen.
Erhalten habe ich dann pro Stimme 4,00 DM (18.000 x 2,05 €), also ca. 36.000 €. Bei 9,99 % der Erststimmen hätte ich keinen Pfennig (auch keinen Cent) erhalten. Allerdings hatten die Parteien das Wahlkostenerstattungsgesetz sehr wohl auf Euro umgestellt, und zwar von 4 DM auf 2,80 € (+ 40%!!!). Freundlich aber bestimmt, habe ich dann auf dem Rechtsweg Gerechtigkeit gefordert. Die Bundestagsverwaltung (übrigens sehr freundliche Menschen) hat dann die Änderung der Wahlkostenerstattung für Einzelbewerber durch den Bundestag vorgeschlagen. Und die Parteien wollten da wohl nicht im Glashaus Steine werfen und haben es beschlossen. So bekam ich eine Nachzahlung von ca. 13.000 €. Dann ging die Rechnung auf. Zufall?
Auch nach dieser Wahl, werde ich wieder eine große Abrechnung machen und auf meiner Homepage veröffentlichen. Gläserne Bürger haben gläserne Vertreter verdient. Die gesamten Vermögensverhältnisse und alle Bewegungen werde ich als Volksvertreter offenlegen. Ich denke das ist für den Wähler bestimmt interessant. Ich bin gerne offen.

Ihre Frage 5: Wie ich 2009 meinen Wahlkampf organisiere?

Wie das letzte mal: selbstständig (selbst und ständig): Familie und Co. sind für das Kleben zuständig, an vielen Abenden Wahlveranstaltungen, zwischendurch Flyer und Anzeigen entwerfen (mit einem Freund der das gut kann), Spots für Radio und Lokalfernsehen einfallen lassen (hab ich noch nicht) und viel in der Gegend herumfahren (natürlich mit System) Plakate aufstellen und mit allen Leuten reden die ich treffe und dazu in der Stimmung sind. Wenn Sie mich auf der Strasse treffen - reden Sie mich an! Ich bilde mir immer ein, alle überzeugen zu können. Und dann schaun mer mal...

Frage 6: Wie ist die Resonanz bei Bürgern und Medien zu meiner Kandidatur

Ich denke sehr gut. Aber ich spüre, dass viele, die sich mit den Parteien identifizieren mich nun als Gefahr oder zumindest als Schädling sehen. Und das tun auch Menschen, die mich persönlich sehr gut kennen und wissen dass ich nicht die kleinen Parteikader, sondern den Missbrauch der Menschen in den Parteien für die Machtpolitik von kleinen "Eliten" kritisiere.
Lesen Sie meinen Bericht http://www.derdippel.de/ein_politischer_aschermittwoch_der_csu_41.php und Sie wissen was ich meine. Das Sangesbrüder mit denen man jahrein jahraus gemeinsam harmonisch singt, und auch im politischen Gespräch allermeist recht geben, einen trotzdem nicht ihr kleines Erststimmlein geben können, hat stimmt mich sehr nachdenklich. Der "Verrat" am eigenen Parteiverein wiegt schwerer als die menschlichen Beziehungen. Das uralte Herrschaftsprinzip vom "Teilen und Herrschen" funktioniert bis in den Freundeskreis. Das stimmt mich zwar ein wenig traurig, aber läßt mich nicht verzweifeln. Denn ich kenne meine Motivation. Ich glaube an das Gute und die Werte die man mir von klein auf vermittelt hat. Und das sage ich den Leuten auch: Meine Chance ist so groß, wie die, welche Sie mir geben. Und wenn normale freie Bürger nicht mehr für den Bundestag kandidieren sollen, dann sollen sie halt das Wahlrecht entsprechend ändern.
Aber wenn die Erststimme für einen Menschen aus dem Wahlkreis gedacht ist, sollen die Parteien nicht so tun als ob Einzelbewerber von einem anderen Stern (also chancenlos) wären.
Über die Resonanz bei den lokalen Medien kann ich mich nicht beklagen. Wir sind eine ländliche Gegend und alles ist irgendwie menschlich und fair. Und stellen Sie sich vor, wenn ich in den Bundestag einziehe. Ganz Deutschland weiß dann wo der Wahlkreis Weiden liegt, und dass hier denkende Wähler leben. Das ist vielleicht auch für die lokalen Medien eine Perspektive. Vielleicht ähnlich interessant wie die Krokodilsichtung in der Kiesgrube Pressath. Nur etwas nachhaltiger. Ich denke auch, dass sich viele kleine Menschen mit mir freuen, wenn ich erfolgreich bin. Wir sind es ja gemeinsam. Das sind auch die Botschaften die Menschen gerne lesen.
Auch das ist etwas, was den Aufwand lohnt. Und das höre ich oft: die Menschen freuen sich mit mir und wünschen mir viel Erfolg! Genau so wie Sie das getan haben.

Ich hoffe, sie sind jetzt ein wenig schlauer. Vielleicht waren das ein wenig viele Fragen auf einmal, ich hab versucht mich kurz zu halten. Aber es hat Freude gemacht!

Liebe Grüße aus der Nordoberpfalz
Konrad Dippel