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Knut Fleckenstein
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Frage von Peter K. •

Frage an Knut Fleckenstein von Peter K. bezüglich Umwelt

Hallo Herr Fleckenstein,

Oxfam schreibt unter der Überschrift:
"Biosprit abschaffen: Am 20. Juni fällt die erste Entscheidung! ...
so genannter „Biosprit“ verschärft den Hunger in der Welt, vertreibt Menschen von ihrem Land und ist noch nicht einmal bio: Der großflächige Anbau von Energiepflanzen zerstört Regenwälder und andere Ökosysteme. Mit der Förderung von Agrarkraftstoffen trägt die EU zu diesen Problemen bei.
Jetzt haben wir gemeinsam die Gelegenheit, das zu ändern: Am 20. Juni stimmt der Industrieausschuss im Europäischen Parlament über das Thema ab, am 10. Juli der Umweltausschuss. Bitte schreiben Sie an Ihre EU-Abgeordneten und machen Sie ihnen klar, dass europäische Bürgerinnen und Bürger kein Essen in ihrem Tank wollen!"
(Gemeinsame E-Mail-Aktion von BUND, Misereor und Oxfam)

Wie stehen Sie zu dem Thema?
Wie werden Sie abstimmen?

Viele Grüße,
Peter Krämer

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Antwort von
SPD

Sehr geehrter Herr Krämer,

ich bin selber weder Mitglied im Industrie- noch im Umweltausschuss. Ich hätte aber dort wie meine SPD-Kollegen abgestimmt, nämlich für die Begrenzung von konventionellem Biokraftstoff, der die Lebensmittelproduktion verdrängt. Der Ausschuss hat sich mehrheitlich dafür ausgesprochen, die Nutzung von Biokraftstoffen der ersten Generation auf ihre Umweltverträglichkeit zu prüfen und entsprechend zu begrenzen.

Die landwirtschaftlichen Flächen in der Europäischen Union können den Bedarf an Energiepflanzen für die Herstellung von Biokraftstoffen nicht ausreichen decken. Daher wurde auch in Drittländern ein Anreiz geschaffen, Biokraftstoffe zu produzieren. Dort erfolgt der Anbau von Energiepflanzen jedoch häufig auf Flächen, die zuvor zum Anbau von Nahrungsmitteln genutzt wurden. Somit steigen einerseits die Nahrungsmittelpreise aufgrund einer Angebotsknappheit und andererseits findet eine Verdrängung der Nahrungs- und Futtermittelproduktion statt, für die dann neue Flächen landwirtschaftlich erschlossen werden müssen (häufig durch Flächenbrände oder Rodung, wodurch Treibhausgasemissionen entstehen). Dieser Effekt wird "indirekte Landnutzungsänderung" genannt und hat zu der sogenannten "Teller oder Tank"-Diskussion geführt. Außerdem wird nun die Treibhausbilanz von Biokraftstoffen vermehrt in Frage gestellt.

In ihrem Entwurf reagiert die Europäische Kommission auf die Aufforderung des Europäischen Parlaments, die Auswirkungen der indirekten Landnutzungsänderung auf die Treibhausgasbilanz der Biokraftstoffe zu untersuchen. Das Ziel der Überarbeitung ist es, einen Übergang zur Nutzung von solchen Biokraftstoffen voranzutreiben, bei denen deutlich Treibhausgasemissionen eingespart werden. Die Einbeziehung der aus Nahrungsmittelpflanzen gewonnenen Biokraftstoffe bei der Erreichung des 10%-Ziels wird daher begrenzt. Dadurch soll die Entwicklung zukünftiger Generationen von Biokraftstoffen gefördert werden. Diese werden z. B. aus Abfall oder Stroh gewonnen, verursachen wesentlich geringere Mengen an Treibhausgasemissionen als fossile Kraftstoffe und haben keine direkten Auswirkungen auf die globale Nahrungsmittelproduktion.

Ich unterstütze den Kommissionsvorschlag, die Verwendung der konventionellen Biokraftstoffe zu begrenzen sowie Faktoren zur Berechnung der indirekten Landnutzungsänderung einzuführen. Zugleich sollen die bereits getätigten Investitionen zur Herstellung von konventionellen Biokraftstoffen und die damit verbundenen Arbeitsplätze geschützt werden. Eine genaue Überprüfung der zukünftigen Generationen von Biokraftstoffen soll verhindern, dass sich ähnliche Fehler wiederholen.

Abgesehen von der dringenden Notwendigkeit, die Auswirkungen der indirekten Landnutzungsänderung auf die Treibhausgasbilanz der Biokraftstoffe zu untersuchen, setze ich mich für eine zuverlässige Zertifizierung ein, die die Einhaltung von hohen Sozial- und Umweltstandards garantiert. Solange artenreiche, tropische Regenwälder für Pflanzenkraftstoffe abgeholzt, ganze Landstriche in Südostasien und Brasilien in industrielle Monokulturen umgewandelt, die Bevölkerung vertrieben und Menschenrechte missachtet werden, ist der Import von Biomasse keine Alternative.

Ich hoffe, ich konnte Ihnen mit meiner Antwort weiterhelfen.

Mit freundlichen Grüßen
Knut Fleckenstein