Frage an Klaus Wowereit von Anja K. bezüglich Bildung und Erziehung
Sehr geehrter Herr Wowereit!
Die SPD favorisiert aus gutem Grund das Modell einer Gemeinschaftsschule. Gerade im Bezirk Wilmersdorf sehe ich mich als Verfechterin der sechsjährigen Grundschule immer mit Auseinandersetzungen mit anderen Eltern konfrontiert, die meinen, ihre Kinder würden mit den anderen verkümmern, wenn sie Klasse fünf und sechs noch auf der Grundschule absolvieren müssten. Das inzwischen sehr ausgeweitete Angebot an grundständigen Gymnasien höhlt meiner Meinung nach den pädagogischen Grundgedanken, den es in Berlin einmal gab und der zu einer sechs Jahre dauernden Grundschule geführt hat, langsam aber sicher aus. Warum schützen Sie im Zusammenhang mit den Überlegungen zu den Vorzügen der Gemeinschaftsschule aber das Bestehende, nämlich die sechsjährige Grundschule, so schlecht?
Mit freundlchem Gruß
Anja Kubicki
Sehr geehrte Frau Kubicki,
die sechsjährige Grundschule ist in Berlin noch immer der Regelfall. Wir haben mit dem Ausbau der verlässlichen Habtagsgrundschule und der Schaffung neuer Ganztagsgrundschulen die Grundschule attraktiver gemacht. Wir wollen die Zeit des gemeinsamen Lernens weiter stärken: Die Berliner SPD unterstützt, wie Sie unserem Wahlprogramm entnehmen können, ausdrücklich den Gedanken, dass alle Schüler länger als bislang zusammen unterrichtet werden. Deshalb wollen wir in den kommenden Jahren die Bildung von Gemeinschaftsschulen fördern. Dort, wo sich an Schulen die Mehrheit für eine Fusion unterschiedlicher Bildungseinrichtungen - etwa einer Haupt- mit einer Realschule oder eines Gymnasiums mit einer Gesamtschule - ausspricht, wird dieser Zusammenschluss unterstützt. Wir wollen dabei mit guten Argumenten überzeugen und vorbildliche Einrichtungen schaffen, aber keinen Kulturkampf gegen die Gymnasien führen. Das längere gemeinsame Lernen bietet Vorteile, die in vielen Studien bestätigt werden und die sich durchsetzen werden.
Mit freundlichen Grüßen
Klaus Wowereit