Frage an Klaus Wowereit von Jürgen A. bezüglich Bildung und Erziehung
1. Zur Wochenstundentafel an Gesamtschule und Gymnasium.
Glauben Sie, dass wir mit einem Anteil der drei Naturwissenschaften von 20 Wochenstunden (Klasse 7-10) bzw. der fünf Fächer Geschichte, Sozialkunde, Erdkunde, Musik und Kunst (am Gymnasium 23) für die Anforderungen der Zukunft gut gerüstet sind? Die beiden Fächer Ethik und Sport haben ebenfalls 20 Wochenstunden. Bei Ethik - einem Teilgebiet der Philosophie - handelt es sich um ein neues Fach mit Kurzausbildung. Beim Sport (jeweils 3 Stunden pro Jahrgang) gehen viele Schüler außerdem in einen Verein. Ich sehe hier erhebliche Ungleichgewichte! Berücksichtigt werden kann bei der Argumentation nur die allgemeine Stundentafel, nicht der Hinweis auf mögliche Profilbildung einzelner Schulen in 2-3 Reststunden.
2. Speziell zur Erdkunde.
In Ihrer Antwort an Herrn Gross vom 9.8. bezeichnen Sie die Reduktion zugunsten von Ethik als "geringfügig". Diese Aussage ist sachlich falsch. Jedes Grundschulkind, dessen Taschengeld von 7 auf 4 Euro gekürzt wird, wird dies nicht als geringfügig empfinden. Ein einstündiges Fach wird innerhalb einer Dekade - eine Wahlperiode reicht dazu nicht aus - aus dem Fächerkanon verschwinden. Ist dies verantwortbar? Erdkunde beschäftigt sich u.a. auch mit Weltwirtschaft und globalen Naturzusammenhängen. Wenn Ethik Teile übernimmt, warum dann nicht erst mal Bewährung als Wahlpflichtfach? Erdkunde als Schulfach gibt es schon seit über 100 Jahren, die Erde selbst schon etwas länger.
Zu 1. und 2.
Die Staaten Ostasiens werden in 10 Jahren nur noch über den gegenwärtigen Exportweltmeister lachen können. Mir bleibt hier nur die Antwort Hamlets: Ist dies schon Wahnsinn, hat es doch Methode!
Sehr geehrter Herr Aufermann,
das Fach Sport wird in den Klassenstufen 7 bis 10 mit 3 Wochenstunden erteilt, der Ethikunterricht umfasst 2 Wochenstunden. Nicht nachvollziehbar ist für mich, weshalb Sie für diese beiden Fächer 20 Wochenstunden veranschlagen und daraus einen Vergleich zu anderen Unterrichtsfächern ableiten.
Die Entscheidung, Ethik als Pflicht- und nicht als Wahlpflichtunterricht zu verankern, halte ich nach wie vor für sinnvoll: Alle Schülerinnen und Schüler müssen so an einer gemeinsamen Werteerziehung teilnehmen - Werte sollte man eben nicht "abwählen" können. Erdkundliche Themen, wie etwa die von Ihnen angesprochene Globalisierungsdebatte, wurden nicht aus dem Lehrplan gestrichen. Hier möchte ich Sie auf meine bisherigen Antworten zum Thema verweisen.
Mit freundlichen Grüßen
Klaus Wowereit