Portrait von Klaus Uwe Benneter
Klaus Uwe Benneter
SPD
Zum Profil
Frage stellen
Die Frage-Funktion ist deaktiviert, weil Klaus Uwe Benneter zur Zeit keine aktive Kandidatur hat.
Frage von Alexander L. •

Frage an Klaus Uwe Benneter von Alexander L. bezüglich Recht

Sehr geehrter Herr Benneter,
ich wohne in ihrem Wahlbezirk und da Sie im Innenausschuss sitzen, erachte ich Sie als geeigneten Ansprechpartner für mein Anliegen.

Mit Sorge verfolge ich das Vorhaben der Bundesregierung eine nochmalige Verschärfung des Waffengesetzes dahingehend vorzunehmen, dass Paintball und ähnliche Spiele verboten werden sollen.
Die gängige Argumentation (insbesondere von Herrn Wiefelspütz, aber auch Ihres Fraktionskollegen Herrn Bosbach, die in der Berichterstattung an erster Stelle zitiert werden) zielt darauf ab, dass diese Spiele "sittenwidrig" seien, da die Tötung von Menschen simuliert werde.
Meiner Ansicht nach entbehrt diese Argumentation jeglicher Grundlage, da sich jegliche Spieler von diesem Vorwurf "Töten zu spielen" distanzieren.
An einfachen Beispielen kann man sehen, dass die Definition von Sport/Kriegsspiel/Gewaltverherrlichung lediglich am Betrachtungswinkel hängt: Fechten, Biathlon, Boxen und Taekwondo sind jetzt nur mal einige olympischen Beispiele, die man hier anführen könnte. Alle diese Sportarten müssten nach der vorliegenden Argumentation verboten werden, da es sich im Grundsatz entweder um simuliertes Töten (Fechten; mit Klingenwaffen gegeneinander, bei Florett/Säbel zählen Treffer sogar nur auf dem Rumpf [tödlich!]), Kriegshandwerk/Gefechtsschießen (Biathlon; fast unverändert von Gebirgsjägern übernommen), Gewaltverherrlichung (Boxen; schwere Verletzungen des Gegners intendiert) oder gezielte Schädigung (Taekwondo; Tritte zum Kopf zählen am meisten) handelt. Wie gesagt griffe auf alle diese anerkannten Sportarten die Argumentation der Sittenwidrigkeit.
Ebenfalls greift diese Argumentation auf jegliches Spielzeug, das Waffen darstellt. Dazu sind auch Faschingspistolen und (in härtester Auslegung) Wasserpistolen zu rechnen.

In meinen Augen wird hier an einer falschen Stelle die falsche Konsequenz aus Winnenden gezogen und wahltaktischer Aktionismus betrieben.

Wie sehen Sie die Problematik?

Mit freundlichen Grüßen
A. Linden

Portrait von Klaus Uwe Benneter
Antwort von
SPD

Lieber Herr Linden,

gerne antworte ich auf Ihre Frage vom 9. Mai 2009.

Am 11. März 2009 tötete ein 17jähriger in einer Schule in Winnenden mit einer halbautomatischen großkalibrigen Kurzwaffe fünfzehn Menschen und sich selbst. Nach den polizeilichen Ermittlungen gehörte die Schusswaffe dem Vater des Täters, der diese Waffe als Sportschütze zwar legal besaß, sie jedoch nicht seinen Pflichten als Waffenbesitzer entsprechend im Waffenschrank gesichert aufbewahrte. Dies ist der Anlass für die nun anstehende, erneute Verschärfung des Waffenrechts.

Wir Innenexperten der Großen Koalition diskutieren derzeit eine Reihe von Vorschlägen. So soll der Umgang mit großkalibrigen Waffen eingeschränkt und die Verwahrung der Waffen verbessert werden. Auch eine Amnestie für die befristete Abgabe illegaler Waffen ist im Gespräch. Viele dieser Ideen halte ich für sinnvoll und begrüßenswert.

Daneben wird auch ein Verbot von Spielen wie beispielsweise „Paintball“ diskutiert, die das Töten simulieren. "Paintball" zum Beispiel ist eine Freizeitaktivität, die ich persönlich für absurd und überflüssig halte. Ich kann nicht nachvollziehen, dass Erwachsene Freude daran haben, "spielerisch" mit Farbkugeln aufeinander zu schießen. Das sind keine Indianderspiele mehr. Wer in Tarnanzügen und realistisch anmutenden Schusswaffen auf Menschen schießt, kommt damit einer paramilitärischen Übung sehr nahe.

Dennoch: Nicht jede Freizeitaktivität, die man selbst für abwegig hält, ist verbotswürdig. Ich muss ein Hobby weder mögen noch ihm selber nachgehen, ja es geradezu abscheulich finden und muss dennoch respektieren, dass andere dies anders sehen. Wenn dies im wechselseitigen Einvernehmen geschieht und niemand dabei zu Schaden kommt, sehe ich keinen Grund für ein Verbot. Mir sind auch keine Untersuchungen bekannt, wonach "Paintball" in irgendeinem Zusammenhang mit Straftaten stehen soll.

In jedem Fall können sie sicher sein, dass wir Innenexperten der Koalitionsfraktionen darauf achten werden, dass die richtigen Konsequenzen aus dem Amoklauf gezogen werden. Das sind wir nicht nur den Hinterbliebenen schuldig.

Mit freundlichen Grüßen

Klaus Uwe Benneter, MdB