Frage an Klaus Riegert von Gert I. bezüglich Umwelt
SgH Riegert, Ihre Antwort vom 28.9. kann so nicht stehen bleiben:
a) Ihre Aussage "als Hauptverdächtige für das Bienensterben gelten Varroamilben" ist längst überholt. Das aktuelle Sterben - CCD (Colony Collapse Disorder) - geht nachweislich nicht auf Milben zurück und hat in den USA schon bis zu 70% der Bienenvölker ausgelöscht. GVO bilden für Bienenvölker einen unkalkulierbaren Stressfaktor.
http://www.sueddeutsche.de/wissen/artikel/352/105247/
b) Auf mein Argument, daß viele Brasilianer hungern, obwohl Ihr Land Lebensmittel exportiert, gehen Sie vorsichtshalber nicht ein (genausowenig wie auf die hohen GVO-Lizenzgebühren für abhängige Kleinbauern). Sie scheinen - genauso wie Borlaug - zu glauben, Hunger sei nur durch Ertragssteigerungen, egal um welchen Preis, zu beseitigen. GVO lösen leider keine sozialen Probleme: "The real problem is to get food into the stomachs of the hungry".
Gegenwärtig leisten wir uns die Umstellung großer Anbauflächen von Nahrung auf sog. "Bio"-Treibstoffe (da diese am meisten Profit pro Hektar abwerfen, hat folgerichtig Vorrang vor dem hehren Ziel der Hungerbekämpfung).
c) Sie sagen: Ausbeutung von Kleinbauern "ist keine Frage der Gentechnologie, sondern der marktwirtschaftlichen Basisregulation, genauso wie der Microsoft-Prozeß kein Argument gegen Computer ist".
Gut gebrüllt, aber leider ein falscher Vergleich. Andersherum wird ein Schuh daraus:
Was würden Sie von einer "Virensoftware“ (=GVO) halten, die von Microsoft (=Monsanto) entwickelt wird, sich über das Internet (=Umwelt) massenhaft verbreitet (=Pollenflug), und der Besitzer des infizierten (=GVO kontaminierten) Computers (=Feld) würde auch noch dazu verurteilt, hohe Lizenzgebühren (=Royalties) an Microsoft zu zahlen, wenn sich das unerwünscht eingeschleppte Programm auf seinem Computer nachweisen läßt ?
d) Zum Statement: "Der Unfall von Tschernobyl spricht nicht gegen die Kernenergie, sondern gegen den Sozialismus" - Der von Harrisburg gegen den Kapitalismus ?
MfG G. Irmler
Sehr geehrter Herr Irmler,
Sie sollten schon etwas korrekter zitieren. In meiner vorherigen Antwort habe ich darauf hingewiesen: „Als Hauptverdächtige für das „Bienensterben“ gelten Varroamilben in Kombination mit Krankheitskeimen wie Bakterien, Viren oder Pilzen, die global verbreitet sind. Eine weltweite Forschungskooperation soll nun die Ursache klären helfen.“ Wissenschaftler des amerikanischen Landwirtschaftsministeriums (USDA) und von zwei Universitäten haben einen möglichen Verursacher für das bisher rätselhafte Bienensterben in Nordamerika gefunden: Ein aus Australien eingeschlepptes Virus, so die Meldung:
http://www.biosicherheit.de/de/aktuell/587.doku.html
Ihren veralteten Link sollten Sie deshalb nicht weiter verwenden. Die folgenden sind aktueller:
http://www.sueddeutsche.de/,tt5m2/wissen/artikel/28/131792/
http://www.3sat.de/3sat.php?http://www.3sat.de/nano/news/112879/index.html
Sie hatten geschrieben, „Hunger ist keine Frage der Nahrungsmittelproduktion…“. Ich hatte gefragt: „Wirklich?“ Die Lösung des Problems „Welthunger“ ist komplex. Ein Patentrezept gibt es nicht. Soziale, politische, wirtschaftliche, ökologische und geographische Bedingungen sind in den betroffenen Ländern in durchaus unterschiedlicher Gewichtung zu berücksichtigen. Reform der Welthandelsstrukturen, Abbau der milliardenschweren Exportsubventionen, mit denen die Industrieländer ihre landwirtschaftlichen Produkte verbilligt in Entwicklungsländer exportieren, Schuldenerlasse, höhere Entwicklungshilfen sind Stichworte, um die Ursachen von Hunger und Armut anzugehen. Weitere Ansatzpunkte sind die Eindämmung des Bevölkerungswachstums, die Verbesserung der landwirtschaftlichen Produktionsmethoden, insbesondere die Förderung umweltschonender Anbautechniken. Dazu gehört ebenso die Gentechnik. Hunger ist auch eine Frage der Nahrungsmittelproduktion!
„Gendreck“, „gentechnische Verschmutzung“, „Virensoftware“: Werfen Sie einen Blick in die Frankfurter Allgemeine Zeitung(Natur und Wissenschaft) vom 07.11.2007. Unter der Überschrift „Wie verpackt man eine Kulturrevolution in Watte“ beschreibt Joachim Müller-Jung, wie Indiens Bauern, die bereits von der „grünen Revolution“ profitiert haben, jetzt von der Gentechnik profitieren, auch finanziell.
Mit freundlichen Grüßen
Klaus Riegert