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Klaus Holetschek
CSU
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Frage von Klaudiusz J. •

Guten Tag, Wieso gehen Sie davon aus dass die Zahl der Suchtigen Abhängigen gleich steigen wird wenn das Cannabis legal sein soll?

Es gibt ey schon Süchtige Menschen, Das wird es immer geben. Mit kontrollierten abgaben und geregelten Drogengesetz können wir denen nur Besser Helfen. Und nicht gleich Als Kriminell abzustempeln zu verfolgen und zu Bestrafen.
In Ländern wie Portugal Oder Uruguay ist Cannabis auch legal mehr oder weniger und mit den Gewinn werden Gesundheit so wie Schulen mit Finanziert.
So mit Helfen wir besser den Jugendlichen schon von Anfang an damit besser umzugehen.

Mit freundlichen Grüßen
Klaudiusz

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Sehr geehrter Herr J.

 

vielen Dank für Ihre E-Mail. Zum einen fragen Sie, warum davon ausgegangen werden kann, dass die Zahl der süchtigen Abhängigen steigt, wenn Cannabis legalisiert wird. Zum anderen befürworten Sie eine Legalisierung von Cannabis unter anderem mit Verweis darauf, dass man auf diese Weise abhängigen Konsumentinnen bzw. Konsumenten besser helfen könne und Jugendliche darin unterstützen könne, mit Cannabis besser umzugehen. Dazu nehme ich gerne wie folgt Stellung.  

 

Cannabis ist eine sehr wirksame stimmungs- und wahrnehmungsverändernde Droge, deren Konsum zu Rauschzwecken erheblich schädliche und irreversible Konsequenzen für die Gesundheit haben kann, z. B.:

 

·        Studien schätzen, dass etwa neun Prozent aller Cannabiskonsumentinnen und Cannabiskonsumenten eine Cannabisabhängigkeit mit unter anderem Toleranzentwicklung und Entzugssymptomen entwickeln. Die Rate steigt auf 17 Prozent, wenn der Cannabiskonsum in der Adoleszenz beginnt und auf 25 bis 50 Prozent, wenn Cannabis täglich konsumiert wird (https://www.bundesgesundheitsministerium.de/fileadmin/Dateien/5_Publikationen/Drogen_und_Sucht/Berichte/Broschuere/BMG_CaPris_A5_Info_web.pdf). Im Licht dieser Ergebnisse könnte bei einer Legalisierung von Cannabis nicht zuletzt durch die erhöhte Griffnähe bzw. Verfügbarkeit der Substanz die Anzahl der konsumierenden Personen, die eine Abhängigkeitsstörung entwickeln, steigen.

·        Gemäß dem Europäischen Drogenbericht 2021 stieg in den 24 europäischen Ländern, für die Daten vorliegen, die Gesamtzahl der Erstbehandlungen von cannabisbezogenen Problemen zwischen 2009 und 2019 um 45 Prozent. Zudem kamen in Europa im Jahr 2019 etwa 62.000 Personen von insgesamt ca. 111.000 Personen, die eine spezialisierte Drogenbehandlung wegen Problemen im Zusammenhang mit Cannabiskonsum aufsuchten, zum ersten Mal in Behandlung (EMCDDA, 2021). Cannabiskonsumentinnen und Cannabiskonsumenten stellen damit bei den erstmals wegen illegalen Substanzkonsums behandelten Personen die größte Gruppe dar (EMCDDA, 2021).

·        Diese Entwicklung zeigt sich trotz leichter Schwankungen auch in Bayern: Die Krankenhausstatistik für stationär be­handelte Fälle (§ 6 Krankenhausstatistikverordnung) verzeichnete in Krankenhäusern in öffentlicher, freigemeinnütziger oder privater Trägerschaft im Jahr 2020 in Bayern 631 Krankenhausfälle aufgrund von Psychosen durch Cannabis, während es 2019 575 Fälle und 2018 701 Fälle waren. Im Vergleich dazu gab es im Jahr 2008 lediglich 56 Krankenhausfälle.

·        Auch bei ambulant behandelten Fällen ergab sich nach Daten der Kassenärztlichen Vereinigung Bayerns (KVB) ein ansteigender Trend psychotischer Störungen im Zusammenhang mit Cannabiskonsum, die sich im Zeitraum von vier Jahren auf 1.513 Fälle in 2018 verdoppelten und weiter anstiegen auf 1.857 Fälle in 2019 und 2.007 Fälle im Jahr 2020.

·        Des Weiteren bestehen neben kognitiven und psychischen Störungen (z. B. Beeinträchtigungen von Denkprozessen und Gedächtnis, Angststörungen, Depressionen) unterschiedlich ausgeprägte Risiken hinsichtlich körperlicher Erkrankungen (z. B. Atemwegserkrankungen, Hodenkrebs) sowie psychosozialer Folgen (z. B. verminderte Bildungschancen, eingeschränkte Fahrtüchtigkeit). Als besondere Risikofaktoren sind unter anderem ein früher Beginn eines Cannabiskonsums in der Adoleszenz, intensive Gebrauchsmuster sowie ein zusätzlicher Tabakkonsum bekannt.

 

Aus suchtmedizinischer Sicht könnte eine Legalisierung von Cannabis vor allem bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen unter anderem das Gefahrenbewusstsein in Bezug auf Cannabis vermindern und damit bisherige Bemühungen der Suchtprävention unterlaufen, wenn bei diesen Gruppen z. B. der Eindruck entstünde, dass Cannabiskonsum – da er staatlicherseits sozusagen akzeptiert werde - gesundheitlich unbedenklich sei.

 

In Anbetracht dieser möglichen Folge einer Legalisierung zu Genusszwecken sowie insbesondere den vorgenannten gesundheitlichen Risiken sind universelle Präventions- und Hilfemaßnahmen daher unabdingbar, vor allem für Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene, sowie Präventionsmaßnahmen für Menschen mit einem überdurchschnittlich hohen Konsumrisiko (z. B. Kinder suchtkranker Eltern). In Bayern bestehen vielfältige Präventions- und Hilfsangebote, die sich spezifisch an Kinder und Jugendliche sowie deren Angehörige richten. Diese Angebote sind in der Regel langfristig etabliert und hinsichtlich ihrer Wirksamkeit durch begleitende Evaluationsstudien hinreichend belegt, z. B. das Projekt „Frühintervention bei erstauffälligen Drogenkonsumenten (FreD)“. Ferner gibt es vielfältige Beratungs- und Hilfsangebote für erwachsene Personen mit riskantem bzw. süchtigem Konsum in Bayern, z. B. rund 110 ambulante Psychosoziale Beratungs- und Behandlungsstellen, niedrigschwellige Hilfsangebote vor allem in den Kommunen (z. B. Kontaktläden, Streetworkerinnen bzw. Streetworker, Drogennotdienste) sowie stationäre Entzugs- und Entwöhnungsbehandlungsangebote in Allgemeinkrankenhäusern wie spezialisierten Fachkliniken.

 

Vor allem angesichts der dargelegten gravierenden gesundheitlichen und psychosozialen Risiken des Cannabiskonsums sowie dem Erfordernis für umfassende Präventions- und Hilfsangebote, die in diesem Kontext unabdingbar sind, stimme ich Ihrer Argumentation nicht zu, dass durch eine Legalisierung abhängigen Konsumentinnen und Konsumenten besser geholfen werden könnte und Jugendliche im Umgang mit Cannabis besser unterstützt werden könnten.

 

Mit freundlichen Grüßen 

 

Klaus Holetschek 

Mitglied des bayerischen Landtages 

 

Staatsminister 

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