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Klaus Holetschek
CSU
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Frage von Felix S. •

Frage an Sie als Gesundheitspolitiker: Wie ordnet sich das SARI-Geschehen der Jahre 2020 und 2021 in eine längere Übersicht ein (bis 2000 oder 1948)? Warum wird Corona jahresübergreifend gezählt?

Um Covid 19 einzuordnen braucht es Bezugsgrößen, Schwere Atenmwegserkrankungen werden SARI genannt und treten jeden Winter gehäuft auf. Um beurteilen zu können ob Corona-Maßnahmen angemessen sind ist eine Einordnung in das Geschehen der letzten Jahrzehnte notwendig.
Sind überhaupt alle Coronafälle SARI-Fälle? https://www.abbreviationfinder.org/de/acronyms/sari_severe-acute-respiratory-infection.html
Wie wird ermittelt, das Corona die Ursache der Todesfälle ist und keine Begleiterscheinung eines Zustandes der zum Tod führt?
Hat die Vulnerabilität vieler gefährdeter Personen nicht Ursachen, die behandelt werden können um deren Anfälligkeit für SARI-Infektionen generell zu reduzieren?
Wie hoch waren Wocheninzidenzen bei früheren SARI-Wellen?
Wievele Jahre braucht es um bei den Coronainzidenzen eine Bevölkerung zu infizieren?
Gibt es einen Zusammenhang zwischen der Härte der Maßnahmen und weniger SARI-Zahlen?
Kennen sie Gesamtsterblichkeit/Hospitalisierung der Ungeimpften und Geimpften?

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CSU

Sehr geehrter Herr S.,

 

vielen Dank für Ihre Anfrage, auf die ich Ihnen gerne wie folgt antworten möchte: 

 

Wie ordnet sich das SARI-Geschehen der Jahre 2020 und 2021 in eine längere Übersicht ein (bis 2000 oder 1948)? Warum wird Corona jahresübergreifend gezählt? Um COVID- 19 einzuordnen braucht es Bezugsgrößen. Schwere Atemwegserkrankungen werden SARI genannt und treten jeden Winter gehäuft auf. Um beurteilen zu können ob Corona-Maßnahmen angemessen sind ist eine Einordnung in das Geschehen der letzten Jahrzehnte notwendig.

 

Das Robert Koch-Institut hat im Rahmen einer wissenschaftlichen Kooperation mit der HELIOS Kliniken GmbH ein System etabliert, das eine Überwachung der Häufigkeit schwerer Atemwegsinfektionen (schwere akute respiratorische Infektionskrankheiten, kurz „SARI“) erlaubt, die stationär behandelt werden.  Dieses sogenannte Sentinel-Krankenhaus-Surveillancesystem basiert auf der Auswertung anonymer, fallbasierter Daten von ICD-10-Codes (ICOSARI-Projekt). Seit der 40. KW 2015 werden wöchentlich Daten von Fällen mit respiratorischen Erkrankungsdiagnosen an das RKI gesendet. Seit der 3. KW 2017 werden die Fallzahlen in den Altersgruppen im Influenza-Wochenbericht der Arbeitsgemeinschaft Influenza (AGI) veröffentlicht (https://influenza.rki.de/Wochenberichte.aspx). Die SARI-Surveillance ist eine syndromische Surveillance und erfasst schwere akute respiratorische Infektionskrankheiten zunächst unabhängig vom Erreger. Im aktuellen Wochenbericht der Arbeitsgemeinschaft Influenza  (https://influenza.rki.de/Wochenberichte/2021_2022/2022-02.pdf) ist ersichtlich, dass die Anzahl der SARI-Fälle in den Winter-Saisons 2018/19 und 2019/20 mit der Grippewelle korreliert, danach bilden die SARI-Fälle die Corona-Pandemie ab.

 

Sind überhaupt alle Coronafälle SARI-Fälle? https://www.abbreviationfinder.org/de/acronyms/sari_severe-acute-respiratory-infection.html.

 

Als SARI-Fälle gelten Patienten mit schwerer akuter respiratorischer Erkrankung der unteren Atemwege (ICD-10-Codes J09-J22). Bei zusätzlichem Nachweis einer COVID-19-Diagnose (U07.1, laborbestätigte SARS-COV-2-Infektion) liegt ein SARI-COVID-Fall vor Hingegen sind SARS-CoV-2-Infektionen, die nicht mit einer akuten respiratorischen Erkrankung der unteren Atemwege einhergehen, definitionsgemäß keine SARI-Fälle.

 

Wie wird ermittelt, das Corona die Ursache der Todesfälle ist und keine Begleiterscheinung eines Zustandes der zum Tod führt?

 

Dies beurteilt zunächst der leichenschauende Arzt, ggf. gibt es weiterführende Klärungen über das Gesundheitsamt. Ergänzend wird  auf die FAQs des RKI verwiesen („Wie werden Todesfälle erfasst“, https://www.rki.de/SharedDocs/FAQ/NCOV2019/gesamt.html).

  

Hat die Vulnerabilität vieler gefährdeter Personen nicht Ursachen, die behandelt werden können um deren Anfälligkeit für SARI-Infektionen generell zu reduzieren?

 

Die Vulnerabilität gegenüber schweren Verläufen von COVID-19 beruht auf verschiedenen Faktoren wie zum Beispiel Lebensalter und chronischen Erkrankungen, darunter Diabetes mellitus, Adipositas, chronische Lungenerkrankungen und Erkrankungen mit Immunschwäche u.a. (siehe auch RKI, „Risikogruppen für schwere Verläufe“, (https://www.rki.de/DE/Content/InfAZ/N/Neuartiges_Coronavirus/Steckbrief.html)). Diese Risikofaktoren können entweder gar nicht – wie das Alter – oder in der Regel nicht zeitnah in der Weise behandelt werden, dass die Anfälligkeit für schwere Verläufe oder gar eine SARS-CoV-2-Infektion an sich relevant verringert werden kann. Zur Verhinderung einer Infektion trägt insbesondere die sorgfältige Beachtung der „AHA + L“-Hygienemaßnahmen bei, das Risiko eines schweren Verlaufs kann durch eine Impfung ganz entscheidend verringert werden.

 

Auch für verschiedene andere Erreger schwerer Atemwegsinfektionen gilt, dass ein höheres Alter und Vorerkrankungen das Risiko für einen schweren Krankheitsverlauf erhöhen. Auf viele dieser nicht übertragbaren chronischen Vorerkrankungen hat der Lebensstil einen erheblichen Einfluss; hier kann ein jeder durch einen gesunden Lebensstil zur Vorbeugung beitragen.

 

Wie hoch waren Wocheninzidenzen bei früheren SARI-Wellen?

 

In der SARI-Surveillance der Arbeitsgemeinschaft Influenza des RKI werden die Daten als absolute Zahlen erfasst, d.h. als Anzahl der SARI-Fälle, nicht als Inzidenz bezogen auf einen bestimmten Wert wie z.B. 100.000 Einwohner. Im AGI-Wochenbericht 2021-39) ist ersichtlich, dass die Anzahl der SARI-Fälle vor Beginn der Corona-Pandemie mit der Grippewelle korrelierte, sie stieg im gleichen Zeitraum an und sank auch wieder ab. Seit Beginn der Pandemie wird die Anzahl der SARI-Fälle maßgeblich durch COVID-19 bestimmt, hier korreliert der Anstieg der gemeldeten Fälle mit den „COVID-Wellen“. Deutlich sichtbar wird dies beispielsweise in den Abbildungen 5 und 7 im Wochenbericht des RKI, https://influenza.rki.de/Wochenberichte/2020_2021/2021-39.pdf, auf den wir an dieser Stelle verweisen.

 

Wieviele Jahre braucht es um bei den Coronainzidenzen eine Bevölkerung zu infizieren?

 

Dies hängt ab von den zirkulierenden Varianten und ihrer Kontagiosität, von den Infektionsschutzmaßnahmen, dem Verhalten der Bevölkerung und weiteren Faktoren, sodass hierzu keine konkreten Aussagen getroffen werden können.

 

Gibt es einen Zusammenhang zwischen der Härte der Maßnahmen und weniger SARI-Zahlen?

 

Infolge der Infektionsschutzmaßnahmen, die nicht nur der Übertragung von SARS-CoV-2, sondern von auch anderen über die Atemwege übertragenen Erregern vorbeugen, hat sich ein Rückgang vieler Atemwegserkrankungen gezeigt. Dabei spielen verschiedene Faktoren eine Rolle, natürlich Kontaktbeschränkungen und Hgyienemaßnahmen wie Maskentragen und Lüften. Monokausale Zusammenhänge können nicht hergestellt werden.

 

Kennen sie Gesamtsterblichkeit/Hospitalisierung der Ungeimpften und Geimpften?

 

Weder für die Sterbefälle noch für die Hospitalisierungen insgesamt liegen Daten zum Impfstatus vollständig vor. Hinsichtlich der Infektionsfälle bzgl. der Wirksamkeit der COVID-19-Impfung verweise ich auf den aktuellen Wochenbericht des RKI (https://www.rki.de/DE/Content/InfAZ/N/Neuartiges_Coronavirus/Situationsberichte/Wochenbericht/Wochenbericht_2022-02-03.pdf?__blob=publicationFile). Hier zeigt sich, dass in allen Altersgruppen die Inzidenzen für symptomatische und insbesondere für hospitalisierte Fälle für grundimmunisierte und geboosterte Personen deutlich geringer ausfallen als für Ungeimpfte.

 

Mit freundlichen Grüßen 

 

Klaus Holetschek 

Mitglied des bayerischen Landtages

Staatsminister 

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