Klaus Heger
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Frage von Silvia M. •

Was halten Sie von der aktuellen Politik in Afghanistan?

Antwort von
AfD

Sehr geehrte Frau M.,

vielen Dank für Ihre Frage, über die man ganze Doktorarbeiten schreiben könnte und vermutlich irgendwann auch schreiben wird. Für mich drängt sich der Eindruck auf, dass der Westen aus den bitteren Erfahrungen vom Ausgang des Vietnam-Krieges nichts gelernt hat. Der Unterschied für uns besteht darin, dass die Bundesrepublik damals hauptsächlich Teil der zusehenden Weltöffentlichkeit war, jetzt jedoch am Geschehen aktiv beteiligt ist.

Folgendes hätte man seit damals wissen müssen: Will man der Bevölkerung eines Landes militärisch helfen, muss man den erkannten Aggressor auch militärisch neutralisieren. Wenn man sich das nicht vornimmt bzw. zutraut, dann darf man einfach keine Truppen in dem betreffenden Land stationieren.  Durch Soldaten unterstützte humanitäre Hilfe ist hochwichtig und anerkennenswert, aber sie reicht eben nicht aus. Es wäre schön, wenn es anders wäre; leider richtet sich die Handlungsweise Dritter nicht nach unseren Wünschen.

Damals in Vietnam hat man sich auf Zusagen Nordvietnams verlassen und einen Vertrag ausgehandelt, für den die beiden Unterhändler Kissinger (USA) und Tho (Nordvietnam) 1973 sogar gemeinsam den Friedensnobelpreis erhalten haben. Leider hat sich der Vertrag aber am Ende als völlig nutzlos herausgestellt.

Dieses Mal gab es ein Waffenstillstandsabkommen, das "demnächst" noch im Detail zu einer Friedensordnung weiterverhandelt werden sollte, wozu es aber angesichts der Entwicklung nicht mehr kam. Mit anderen Worten, man hat im guten Glauben auf die nachträgliche (!) Verhandlungsbereitschaft ausgerechnet der Taliban die Truppen abgezogen. Angeführt wurde dieser bedingungslose Abzug, den am Ende alle NATO-Staaten mitgemacht haben,  durch den US-Präsidenten Biden wenige Monate nach seinem Amtsantritt. Auch die Einhaltung des noch von der Vorgängerregierung ausgehandelten Waffenstillstandsabkommens wurde nicht zur Bedingung für den Abzug gemacht. Nach meiner Einschätzung hat dadurch der Westen die Taliban zu einer Eroberung des Landes geradezu aufgefordert.

Ganz schlimm ist natürlich das Unterschätzen der militärischen Stärke der Taliban, das jetzt zu der absolut chaotischen Situation am Flughafen von Kabul geführt hat. Da kommt auch die Bundesregierung in die Verantwortung. Zum wiederholten Male hat man in den zuständigen Ministerien und sicher auch im Kanzleramt nach der Devise regiert "Es wird schon nichts schiefgehen, weil nichts schiefgehen darf". Eigene Landsleute und ganz besonders auch unmittelbare afghanische Mitarbeiter/Unterstützer der Bundeswehr und anderer deutschen Organisationen sind aktuell in großer Gefahr, die man hätte vermeiden können. Gerade auch in diesem Zusammenhang hat der Westen, dieses mal auch Deutschland, aus Vietnam nichts gelernt. Ich hoffe sehr, dass alle genannten Personen sicher aus Kabul evakuiert werden können, Zweifel sind vorhanden.