Was bedeutet links zu sein für Sie und welches Anliegen verfolgen Sie damit? Geht es dabei um soziale Gerechtigkeit, Arbeitnehmerrechte, oder um grundsätzliche Fragen der Vermögensverteilung?

Sehr geehrter Herr W.,

links zu sein bedeutet für mich auf der Seite der Schwächeren, ökonomisch wie sozial, zu stehen und das Ziel zu verfolgen, dass möglichst viele Menschen vom wirtschaftlichen und sozialen Fortschritt profitieren. Wie Sie das ebenfalls andeuten, heißt das für mich für die Rechte der abhängig Beschäftigten, für gute Löhne, gute Bildung und eine gerechte Verteilung des gesellschaftlichen Reichtums einzutreten.

Diese Furcht vor links, die Sie benennen, ist sicherlich älter als die Einparteien-Herrschaft in der DDR. Die linken Kräfte, seien es nun die Kommunisten oder die Sozialdemokraten, haben schon in der Kaiserzeit für eine Ausweitung der demokratischen Mitbestimmung gekämpft, etwa für das allgemeine Wahlrecht oder für Mitbestimmung in den Betrieben. Aus dieser Angst heraus wurden die Sozialistengesetzte im Kaiserreich erlassen und alle sozialdemokratischen Organisation waren von 1878 an verboten. Diese Angst vor einer starken Linken speist sich aus den Befürchtungen der Teile der Gesellschaft, die bei einem wachsenden Einfluss der Linken Umverteilung ihres Geldes und damit Einflussverlust zu befürchten haben.

Wir kommen bei dieser Diskussion dann nicht umhin bei jeder Gelegenheit unser Programm, von dem die Mehrheit in Deutschland wirtschaftlich und sozial profitieren würde, zu erklären. Damit entkräften wir diese Befürchtungen.

Mit freundlichen Grüßen

Klaus Ernst