Frage an Klaus Ernst von Wolfgang A. bezüglich Wirtschaft
Sehr geehrter Herr Abgeordneter Ernst,
von Erfindungen gehen die Impulse aus, die die Wirtschaftsentwicklung vorantreiben und das Bruttosozialprodukt steigern.
Die Realität in Deutschland sieht allerdings so aus, dass freie Erfinder ihre Patente und Gebrauchsmuster nur sehr selten vermarkten können, denn nach der Statistik werden weniger als 1% von Herstellern wirklich erfolgreich vermarktet. Deutschland hat somit gewaltige Probleme bei der Umsetzung von privaten Erfindungen.
Wie heißt es dazu aus der Presseinformation vom 29.10.2013 „65 Jahre Erfindermesse iENA – eine lange Erfolgsgeschichte“: „Wenig Chancen haben nach Grubers Einschätzung Erfinder, die selbst Kontakte mit der Industrie knüpfen wollen, denn kaum eine Entwicklungsabteilung eines Unternehmens möchte sich von einem freien Erfinder etwas vorgeben lassen.“
Sehr viel Bruttosozialprodukt und damit Wohlstand geht in Deutschland und der Welt verloren, weil mehr als 99% aller privaten Erfindungen nicht an die Marktoberfläche kommen, da für die private Vermarktung Geld, Marketing und der entsprechende Vertrieb fehlen.
Meine Frage dazu: Haben Sie Ideen, wie Erfindungen privater Tüftler gegen die ablehnende Haltung der Industrie letztendlich auch zum gesamtwirtschaftlichen Vorteil erfolgreich vermarktet werden können? Beispielsweise könnte es eine Vorprüfstelle beim Bund geben, deren Experten Erfolg versprechende Ideen der Industrie empfiehlt.
Sollte meine Frage Ihr Interesse als Volkswirt und Wirtschaftspolitiker geweckt haben, kommuniziere ich sehr gerne inhaltlich ausführlicher mit Ihnen über Ihre Bundestagsadresse oder private E-Mail.
Mit freundlichen Grüßen und vielen Dank für die Zeit, die Sie sich genommen haben.
Wolfgang Adamek
Sehr geehrter Herr Adamek,
Sie haben völlig recht, Erfindungen und Innovationen sind ein zentraler Baustein unseres wirtschaftlichen Erfolges. Auf welche Statistik beziehen Sie sich, wenn Sie von 99% verlorenen Erfindungen sprechen? Welche Zahlen unterfüttern diesen Wert, wann und durch wen wurde das so erhoben?
Unabhängig von den konkreten Zahlen fehlt natürlich eine Schnittstelle zwischen Erfinder/innen und Unternehmen. Es gab Versuche, dies auf privatwirtschaftlicher Basis zu organisieren, aber nur wenige dieser Plattformen haben Bestand - woran die anderen jeweils gescheitert sind, weiß ich nicht. Sollte es das mangelnde Interesse der Industrie gewesen sein, fürchte ich, würde eine staatliche Stelle da auch keine besseren Erfahrungen machen. Denn letztlich bleibt es die freie Entscheidung der Geldgeber, in welche Idee sie investieren und in welche nicht - so funktioniert eben unser Wirtschaftssystem. Und dass der Staat dauerhaft Erfindungen neu auf den Markt bringt, die von Unternehmen nicht übernommen wurden, halte ich für eher unpraktikabel.
Letztlich sind Veranstaltungen wie die von Ihnen erwähnte Messe oder Ideenwettbewerbe immer noch eine gute Gelegenheit, die eigene Erfindung vorzustellen und zu testen, ob sie beim Fachpublikum oder der Öffentlichkeit gut ankommt. Eine weitere Möglichkeit sind Internetplattformen, auf denen Erfinder und Unternehmensgründer ihre Ideen vorstellen und Geld für deren Realisierung einwerben können. Wichtig finde ich darüber hinaus eine zentrale Beratungsstelle für Fragen des Patentrechts, die Erfinder/innen kostenlos in Anspruch nehmen können. Denn es ist nicht ungewöhnlich, dass größere Unternehmen gute Ideen einfach klauen oder kaufen und dann in der Schublade verschwinden lassen, um unliebsame Konkurrenz zu verhindern.
Mit freundlichen Grüßen
Klaus Ernst